Die Zeiten des Understatements sind auch bei Lexus vorbei

Ziemlich expressive Formensprache: Lexus LC 500 mit kunstvollem Kühlergrill – unter anderem.
Ziemlich expressive Formensprache: Lexus LC 500 mit kunstvollem Kühlergrill – unter anderem.(c) Werk
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Lexus will mit dem neuen Supersportler LC 500 in Sachen Sportlichkeit und Lifestyle zur deutschen Konkurrenz aufschließen.

Marketingausdrücke sind nicht selten wie Politikerreden. Sie versprechen viel und sind flexibel verwendbar. Um die neue Designstrategie von Toyotas Nobeltochter Lexus zu verstehen, könnte man einfach neue und alte Modelle vergleichen. Man könnte sich aber auch mit der vom Hersteller getauften L-Finesse auseinandersetzen, die als Dachbegriff für erstklassiges Design und fortschrittliche Technologie gewählt wurde – was noch leicht nachvollziehbar ist.

Hochwertig, aber unauffällig

Dass sie ihre Qualitäten auch aus den Prinzipien der japanischen Gastfreundschaft, genannt Omotenashi, bezieht und dabei sehr dynamisch geprägt ist, macht es für den Nichtjapaner schon etwas schwieriger.

Aber es bleibt ja noch der optische und haptische Vergleich, der die Richtung vorgibt. Das Design wird schärfer, dynamischer und hat sich klar vom Understatement früherer Modelle verabschiedet, die wir zwar als technisch und qualitativ hochwertig geschätzt haben, die aber optisch unauffällig geblieben sind. Im Premiumsegment nicht unbedingt ein Wettbewerbsvorteil.

Das Key Visual, sozusagen der Charakterzug der aktuellen Lexus-Flotte, ist der breite, kantige und weit heruntergezogene „Single Frame“-Kühlergrill mit den schmalen Scheinwerferbändern, wie sie mittlerweile alle Modelle von den Basisversionen CT und IS bis zur Oberklasselimousine LS besitzen. Das hat in ähnlicher Form Audi exerziert, wo der prominente Kühlergrill die Frontansicht dominiert.

Wohin bei Lexus die Reise gehen soll, markiert der neue LC 500, der von der 2012 lancierten Konzeptstudie LF-LC inspiriert wurde. Der Supersportler verleugnet seine Ambitionen keineswegs. Der bekannte Kühlergrill mit Chromumrandung und speziellem Gitter, breite Kotflügel, die Öffnungen an allen Radhäusern, ein Heckdiffusor und ein ausstattungsabhängiger aktiver Heckspoiler unterstreichen die Dynamik. 354 PS leistet die Hybridversion mit Sechszylinderbasis, 477 PS der Benziner-Achtzylinder.

„Der LC 500 steht für das neue Gesicht der Marke Lexus“, sagt Lance Scott, General Manager des Designzentrums von Toyota nahe Cannes in Südfrankreich.

Design ist auch ein tragendes Element in der Kommunikation der Marke, die mit einem Alter von 27 Jahren in Bezug auf Tradition und Historie ebenso wenig mit den deutschen Nobelmarken Audi, BMW und Mercedes-Benz wie bei motorsportlichen Referenzen konkurrieren kann. Aufmerksamkeit sucht Lexus nun verstärkt mit Aktivitäten bei Design und Kultur.

Seit 2015 präsentiert sich Lexus bei der renommierten Milan Design Week und richtet dort seinen neuen Lexus Design Award aus, bei dem junge Designer mit innovativen Kreationen gewinnen können. 2016 sind es drei junge Japaner, die umweltverträgliches Verpackungsmaterial aus Algen entwickelt haben. Dabei werden Rotalgen gefroren und luftgetrocknet.

„Mit diesem Werkstoff lässt sich nicht nur Verpackungsmaterial, sondern auch Geschirr, Körbe oder Wäscheklammern umweltgerecht produzieren“ verspricht Kosuke Araki, einer der drei Preisträger. Im Rahmen einer Kurzfilmreihe unterstützt Lexus auch junge Regisseure.

Einen anderen Weg ging Lexus bei der Präsentation des neuen SUV-Modells RX. Zusammen mit dem Hollywoodschauspieler und Kampagnentestimonial Jude Law inszenierte man in London einen Theaterauftritt aus dem Stegreif, bei dem die Besucher selbst zu Akteuren wurden. Der Titel des Spontantheaters: „The Life RX“. (wein)

(Print-Ausgabe, 19.08.2016)

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