Endlich erhöht und doch bescheiden

Nissan X-Trail
Nissan X-Trail(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Nissan X-Trail ist eine preislich faire, von Leistung und Ausstattung her lässige Kreuzung aus SUV und Geländewagen, könnte aber ruhig mehr Muskeln zeigen.

Klar, der Autor dieser Zeilen hat im Laufe der Äonen immer wieder mal ein „hohes“ Auto gefahren, etwa Geländewagen von Toyota und Subaru in Australien und Chile, und einst beim Bundesheer den berühmten Lkw Steyr 680M. Dennoch ist's als traditioneller Niederflurfahrer (VW Golf, Käfer etc.) stets ein erhebendes Erlebnis, sozusagen aufzusteigen – wie jüngst in einem hübschen blauen Nissan X-Trail.

Der wuchtige Geländewagen/SUV-Cross-over, den es seit 2001 in dritter Generation gibt, war zuletzt angeblich das meistverkaufte Modell von Nissan, und dort setzte man 2015 gesamt 5,42 Millionen Wagen ab (in der Allianz mit Renault dazugehörige Marken exklusive). Und so thront man über der Road, innen ist's gefällig, heimelig und voluminös, obwohl nicht nur in der aufgemotzten Tekna-Version mit viel elektronischem Zeugs (Listenpreis ab 35.740 Euro) die computerspielhaften Anzeigen und Töne zunächst überfordern bis nerven, etwa der Spurhilfeassistent, der bei jedem Schneiden einer Mittel- oder Seitenlinie quakt, doch gottlob abschaltbar ist. Die Sitzheizung schaltet sich zu leicht ein, worauf der Arsch auf Grundheiß geht.

Motorisch fährt man in dem Segment gern mit Diesel, grad in Österreich, also gibt's für den X-Trail einen 1,6-Liter-Motor mit 130 PS bei kräftigen 320 Nm Drehmoment. Er soll laut Werk nur gut 5 Liter/100 km schlucken, aber der sanftere Benziner ist kaum schlechter: Der Test ergab 6,4 l, über weite Abschnitte sogar 5,9. Dabei sind da 163 Pferde, die man kaum hört, so bescheiden leise läuft die Maschin', an sich zu leise für das wuchtige Gefährt. Das mag für die Umwelt gut sein, doch hat man im Standgas das Gefühl, er sei abgestorben. Auch unterwegs erinnert es an die Sache mit den Staubsaugern, die irgendwann so lärmarm konstruiert wurden, dass die Nutzer und Nutzerinnen nicht mehr glaubten, dass sie tatsächlich noch kräftig saugten: Sie klangen nicht nach Power.

Im X-Tra – sehr fairer Einstiegspreis 25.750 Euro – wird man dann doch durch den Kick in den Rücken beim Gasgeben überrascht. Dennoch: Vielleicht sollten die Sounddesigner sich den Klang noch einmal vornehmen. (wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2016)

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