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„Er hätte auch heute viel zu sagen“: Erinnerungen an Georg Danzer

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Zum Jubiläum erinnern ein Buch mit teilweise unveröffentlichten Texten, eine CD mit Coverversionen und ein Konzert an den Liedermacher.

Er hätte auch heute noch viel zu sagen. Zur politischen Situation in Österreich, zum Umgang mit Flüchtlingen oder zur zunehmenden Sehnsucht nach der vermeintlich guten alten Zeit. „Er geht uns ab“, sagt Franz Christian Schwarz über Georg Danzer, der 2007 an Lungenkrebs gestorben ist. Und der heute, Freitag, seinen 70. Geburtstag gefeiert hätte. Schwarz, der lange Jahre nicht nur Manager, sondern auch Freund des Liedermachers war, nützt diesen Anlass zur Erinnerung. Mit einem Konzert in der Ottakringer Brauerei am Samstag, bei dem Künstler Danzer-Lieder neu interpretieren. Aber auch mit einem Buch, in dem Erzählungen und Liedtexte des Künstlers abgedruckt sind.

Da ist etwa der Text „Nach Hause gehen“, in dem Danzer schildert, wie er zum ersten Mal die Stimme von Kinks-Sänger Ray Davies hörte und unglaublich fasziniert davon war. Oder „Wiener Standpunkt“, in dem er über die Mentalität der Wiener philosophiert. Und nicht zuletzt auch ein Text zu seinem ersten Konzeptalbum „Der Tätowierer und die Mondprinzessin“ aus dem Jahr 1974.

Zu Lebzeiten bat Schwarz den Künstler, seine Notizen, seine Texte abtippen zu lassen. Auf diese Weise ist viel Material zusammengekommen. „60 Prozent der Texte im Buch sind schon erschienen, 40 Prozent waren unveröffentlicht“, erzählt Schwarz. Einige der Texte fanden sich schon in „Die gnädige Frau und das rote Reptil“, einem Danzer-Textbuch aus dem Jahr 1982, das längst vergriffen ist. Noch unbekannt waren unter anderem die Texte zu zwei Nummern, die Danzer für das geplante Austria-3-Studioalbum geschrieben hatte – „Die besten Jahre“ und „Durch mein Kopf fallt der Regn“. Zu diesem Album gemeinsam mit Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich war es nicht mehr gekommen.

Viel Unveröffentlichtes im Archiv

„Georg war ein fleißiges Kerlchen“, erzählt Schwarz. „Er hat mindestens zwei Lieder in der Woche geschrieben.“ Oft gab es vor den Aufnahmen zu einem Album bis zu 30 Lieder – pro Platte passten aber nur zwölf bis 15 Nummern drauf. Und so gibt es noch eine ganze Reihe unveröffentlichter Demos und Aufnahmen, die sein langjähriger Manager noch im Archiv liegen hat. An die 100 Demoaufnahmen auf einer Festplatte. „Und dann noch einige DAT-Bänder, da sind sicher auch noch an die 50 Lieder drauf.“ Allein, für die Öffentlichkeit ist das Material nicht bestimmt. „Georg und ich haben vor seinem Tod beschlossen, dass all das, was er als Demos aufgenommen hat, nicht die Qualität hat, dass man jemanden damit beglücken sollte.“

Ganz verloren sind die Stücke aber nicht. Denn anderen Interpreten würde er doch auch einige der Titel anbieten. Zuletzt etwa Norbert Schneider, der auf seinem Album „Neuaufnahme“ nicht nur Danzer-Klassiker covert, sondern auch drei bislang unveröffentlichte Nummern interpretiert. Das sei so gewollt – und auf diese Art könnten auch noch weitere Danzer-Kompositionen an die Öffentlichkeit kommen. „Aber Leichenfledderei“, sagt Schwarz, „wird es mit mir sicher nicht geben.“

Würdevoll soll auch das Konzert anlässlich von Danzers 70er werden. Freunde und Weggefährten wie Birgit Denk, Andy Baum, Wilfried, Joesi Prokopetz, Roman Gregory und Norbert Schneider werden gemeinsam mit der Danzer-Band spielen. Der Gewinn soll der St.-Anna-Kinderkrebsforschung zugutekommen – und den Georg-Danzer-Häusern. Unter diesem Namen gibt es in Wien und Stockerau drei Einrichtungen, in denen minderjährige Flüchtlinge betreut werden.

Es wird wohl nicht die letzte Veranstaltung rund um Danzer sein. Und auch ein weiteres Buchprojekt könnte noch bevorstehen. „Große Dinge“ aus dem Jahr 2015 war schon ein großer Erfolg – „und sollte das mit ,Träumer‘ ähnlich gut laufen“, meint Schwarz, „haben wir noch genug Material für ein drittes Buch“.

Danzermania: 70 Jahre Georg Danzer, Ottakringer Brauerei, 1160 Wien, Sa., 8. Oktober, 20 Uhr, ausverkauft, Restkarten an der Abendkassa.

Danzer-Doku: „Nur a klana Bua im Winter“, heute Freitag, 23 Uhr, ORF eins.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2016)

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