Ein Audi, in dieser Variante ein Fall für den Saudi

Audi
Audi(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Angenommen, man gibt einem A4 nahezu alles, was das Haus zu bieten hat, mit auf den Weg – was kommt dabei heraus?

Die wundersame Vermehrung, ja zuweilen Vervielfachung von Basispreisen ist das Metier der Premiumhersteller. Bei den Amerikanern und Asiaten werden Extras meist in Paketen pauschal angeboten, nicht selten als Objekt von Preisnachlässen. Für ein Oberklassemodell eines US-Herstellers ist komplette Vollausstattung Voraussetzung.

Bei den feineren Marken unserer Breiten sind Extras das Salz in der Suppe. Wir haben es schon unzählige Male am Ende von Testberichten, wenn Kassa gemacht wird, geschrieben: Bis dieses oder jenes Modell standesgemäß eingerichtet ist, wäre noch ein feister Prozentsatz des Grundtarifs draufzulegen. Oft 20, 30, manchmal 40 Prozent. Spätestens, wenn man am Online-Konfigurator „Wünsch Dir was“ spielt, machen Kaufinteressenten diese Erfahrung.

Logistische Herausforderung

Keine brisante Enthüllung, man kennt das so. Nicht zuletzt auf dem Gebrauchtmarkt ist die Zeche für kärglich ausgestattete Autos zu zahlen, und man bekommt ja auch etwas für sein Geld – zum Beispiel das Sitzleder in exakt dem Braunton und mit jener Naht, wie sie der feinen Garnitur zu Hause entsprechen, und mit der Anlage jener Audio-Manufaktur an Bord, wie sie in Berlin gerade der letzte Schrei ist. Derlei ist schon auch eine logistische Herausforderung, die man einmal stemmen muss. Wie gesagt: Premium-Metier.

Gehen wir nun mit einem Audi A4 auf die Reise, die theoretisch bei 32.620 Euro beginnt. Wobei das nicht ganz korrekt ist: Der A4 Allroad Quattro (ab 46.280 Euro) ist eine eigene Modellreihe, die je nach Radgröße 24 bis 34 mm höher über dem Asphalt schwebt als der normale A4 – und dies, wie der Name schon sagt, stets mit Allradantrieb und nur als Avant, sprich Kombi.

Optisch schlägt das zusätzlich mit Offroad-Attributen wie verplankten Radläufen und Unterfahrschutz am Heck durch, wer genau hinschaut, entdeckt auch die vertikalen Chromlamellen des plastisch ausgeformten Kühlergrills. Dass die Hecklappe elektrisch öffnet, sieht man, sobald jemand mit dem Schlüssel in der Tasche am Heck stehend einen leichten Tritt andeutet. Mehr nobel als rustikal, dieser Allroad.

Auf der anderen Seite unseres Testexemplars haust das entsprechende Aggregat, ein 3,0-Liter-V6-TDI – ein Kaliber von Motor, ebenso kräftig (zur Einordnung: 0 auf 100 in 5,5 Sekunden) wie drehfreudig und kultiviert mahlend statt vulgär ratternd wie frühere TDI-Sechszylinder. Außerdem mit SCR-Kat versehen, daher der zweite Einfüllstutzen für AdBlue hinter dem Tankdeckel. Die 600 Newtonmeter Drehmoment werden von einer Achtgangautomatik geschmeidig gewandelt.

Das fährt sich so appetitlich, wie es klingt. Zumal nicht nur im Motor-, sondern auch im Innenraum aufgespielt wird. Man sitzt auf Sportgestühl in Feinnappa, und was ans Ohr dringt, kommt selten von außen, stattdessen von 19 Lautsprechern mit maximal 755 Watt der Marke B&O. Das Auge erfreut sich an der digital ausgeführten Instrumententafel, brillant aufgelöst und variabel in der Darstellung. So kann man die Navikarte mit Google-Earth-Material in Cinemascope vor sich aufbreiten, Tacho und Drehzahlmesser rücken dabei zur Seite. Selbstredend hilft ein automatischer Abstandsregeltempomat beim Cruisen.

Dieser Midas unter den A4 erlaubt sich denn auch, im vollen Trimm das Flaggschiff der Marke knapp zu übertrumpfen – den A8, den es ab 89.750 Euro gibt. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.