Nein, aber nicht im Winter, wenn es schneit ...

 Fiat 124 Spider
Fiat 124 SpiderClemens Fabry (Die Presse)
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Der Fiat 124 Spider ist ein rundum gelungenes Roadster-Cabrio mit hohem Spaßfaktor. Doch taugt die italienische Version des Mazda-Klassikers MX-5 eigentlich auch zum Erstauto? Eher nicht.

Wien. Es schon unfair. Den Roadster-Cabrio-Test genau an jenem Wochenende zu beginnen, an dem sich der goldene Herbst in einen feucht-kalten verwandelt. Wie sollen wir bei Dauerregen und zehn Grad das Dach unseres schicken Fiat 124 Spider aufmachen, ohne die restlichen Testtage krank im Bett zu verbringen? Andererseits, und so haben wir die Sache dann auch angelegt, ist das eine gute Gelegenheit, um uns einmal Grundsätzlicherem zuzuwenden: Wie alltagstauglich ist eigentlich so ein offener Zweisitzer auf ein ganzes Autojahr hin betrachtet?

Gediegener 140-PS-Turbo

Denn so viel vorneweg: Es gibt nach wie vor wenige Autos zu kaufen, die mit vergleichsweise geringem finanziellen Einsatz (unser vollausgestatteter Testwagen kostet 29.990 Euro, die Basisversion beginnt bei 27.490 Euro) bei jedem Einstiegen wieder so viel Spaß machen wie der auf dem Mazda MX-5 basierende Spider. Ob man das Original (also den Mazda) oder seine grün-weiß-rote Coverversion vorzieht, ist reine Geschmackssache. Die Autos sind bis auf den Motor ident, der 1,4-Liter-Multi-Air mit 140 PS ist genau zwischen den beiden Mazda-Motorisierungen (120 PS und 160 PS) positioniert. Die Sauger im futuristischen Mazda sind vielleicht knackiger, der Turbo im Retro-Fiat, der im unteren Drehzahlbereich über ein Leistungsloch gehoben werden will, im Gesamtpaket eine Spur gediegener. Soll sein.

Platzverhältnisse nerven

Doch die Grundfragen, die vor der Anschaffung eines solchen Automobils erst einmal beantwortet werden wollen, beginnen allesamt mit einem großen G: Geld? Garage? Gelegenheit? Wer die heikle Antwort auf diese 3-G-Fragen umgehen will, indem er den Fiat Spider gleich als Erstauto einplant, dem sei noch einiges mitgegeben, bevor er endgültig im Netz dieses attraktiven Spiders kleben bleibt.

Denn prinzipiell ist das Auto mit seinem phänomenal einfachen Dach, seiner wunderbaren Schaltung und seiner Komplettausstattung (Keyless Entry, Navi, Rückfahrkamera, Sitzheizung, Regensensor, Kurvenlicht und Bose-Soundsystem) natürlich dafür geeignet, den Alltag mehr als ausreichend zu bestreiten.

Allerdings nerven die Platzverhältnisse dann doch ziemlich. Dabei reden wir nicht vom 140-Liter-Kofferraum, der, wenn man nicht gerade Paris Hilton ist (und wir zumindest sind es nicht), für Einkäufe und Gepäck ausreicht, sondern von den beengten Verhältnissen in der Zwei-Mann-Fahrerkapsel. Über-185-cm-Menschen können den Sitz nicht ausreichend nach hinten schieben, die Ablageflächen (es gibt nicht einmal ein Handschuhfach) stoßen schon bei einem größeren Smartphone an ihre Grenzen und wer sportlicher schaltet, schaltet auch regelmäßig mit dem Ellbogen des Radio auf lautlos. Jeden Tag wollen wir das eher nicht. Die 3-G-Frage vor dem Kauf bleibt Ihnen also nicht erspart. (fa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2016)

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