Ein stattlicher Bayer mit freundlichen Grüßen aus Steyr

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Made in Austria: Im blauweißen Flaggschiff 750d verrichtet ein Dieselmotor Dienst, der vor Kurzem noch Zwölfzylinder blamiert hätte.

Die Limousinen der Luxusklasse haben keinen ganz leichten Stand dieser Tage. Bei Firmen und Behörden fürchtet man zuweilen den Ruch des Bonzentums, und wer die freie Wahl hat, angelt sich oft lieber ein SUV, das mehr Vielseitigkeit im privaten Einsatz verspricht und den Zeitgeist auf seiner Seite hat.

Nichtsdestoweniger handelt es sich bei den Beiträgen von Audi, BMW und Mercedes, um die bedeutendsten (nicht elektrischen) Player zu nennen, um eindrucksvolle Schlachtschiffe, die auch abseits von Prunk und Prestige erstaunliche Talente zeigen.

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Bei BMW ist der im Vorjahr erneuerte 7er das Marken-Flaggschiff, jedenfalls so lang, bis im nächsten Jahr der bombastische X7 auf den Markt kommt. Der 7er ist einstweilen die logische Heimat der Topmotoren, bei den Dieseln der neue, allradbewehrte 750d. Im Kern handelt es sich um den bestens bekannten Dreiliter-Reihensechser, bei dem in jüngster Ausbaustufe aber alle Rädchen bis zum Anschlag gedreht sind.

Mit unglaublichen maximal 2500 bar Einspritzdruck wird da operiert, und es tut selbstredend nicht ein Turbo, oder zwei oder drei, es sind mittlerweile vier Lader am Werk. In diesem überaus komplexen Aufladesystem reichen sich eine Nieder- und eine Hochdruckstufe mit jeweils zwei Ladern die Hand, was maximal 400 PS Leistung und 760 Newtonmeter Drehmoment zur Folge hat. Das reicht für den WM-Titel auf diesem Spielfeld, es gibt derzeit keinen stärkeren Sechszylinderdiesel. Fraglich, ob BMW überhaupt einen V8-Diesel nachschießen muss (vermutlich aber schon), der Vierliter-V8-Diesel des Porsche Panamera hat mit 422 PS keine Welten an Mehrleistung. Wie alle anderen BMW-Diesel wurde der Motor im oberösterreichischen Steyr entwickelt und wird dort auch gebaut.

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Im Fahrbetrieb ist es weniger die Spitzenleistung, die oberste Relevanz hat. Die Ansammlung an Ladern dient in erster Linie dazu, schon bei geringsten Drehzahlen ein knackiges Ansprechverhalten an den Tag zu legen. Unmittelbar nach Leerlauf stehen 450 Nm parat, so lässt sich auch mit der großen Zehe zackig beschleunigen, ohne dass man das Gaspedal im Bodenblech versenken müsste. Wie geschmeidig sich das Auto in Bewegung setzt, wie unmerklich die Gangwechsel der Achtstufenautomatik vollzogen werden, dass wir mit 8,6 Litern im Schnitt auskamen, das ist schon ohne die jederzeit abrufbare Beschleunigung, die alle Köpfe im Leder der Nackenstützen versenkt, imposant.

In puncto Fahrdynamik ist die Limousine den so beliebten SUVs haushoch überlegen. Auf kurviger Landstraße lässt sich der 7er fast wie ein Sportwagen fahren, die pure Fahrfreude, da kommt ein SUV mit seinem höheren Schwerpunkt nicht heran. Wie auch beim Federungskomfort, den eine Limousine bauartbedingt viel besser hinbekommt als ein Stelzenauto.

Laserlicht, High-End-Sound, Beduftung, Vernetzung – das ist in der Klasse obligat. Zusammengerechnet hebt der 750d in nicht mehr erdnahe Sphären ab, losgehen tut es bei 123.000 Euro. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2016)

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