Berüchtigste Rennstrecke der Welt

Mythos Nordschleife: Die Helden der Grünen Hölle

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Nichts zählt mehr als eine gute Rundenzeit auf der Nordschleife - am besten ein Rekord. Doch der Ruhm hält meist nicht lange.

Die Nordschleife ist ein Mythos. Die in den 1920ern erbaute Rennstrecke, die mitten durch den Wald der deutschen Eifel führt, ist (heute) 20,832 Kilometer lang - und hat absolut alles zu bieten, was beim schnellen Autofahren eine Herausforderung darstellt.

Mercedes-AMG GT R auf dem Nürburgring: „Beast of the Green Hell“
Mercedes-AMG GT R auf dem Nürburgring: „Beast of the Green Hell“(c) Daimler AG (Daimler AG - Global Communicatio)

Senken, Kuppen, Kompressen und Kurven aller Gradienten, dazu wechselnder Belag und ein launenhaftes Mikroklima, bei dem auf der einen Streckenseite die Sonne lacht, während es auf der anderen Seite, bei 15 Grad weniger, regnen kann.

Nordschleifen-Events ziehen massenweise Fans an.
Nordschleifen-Events ziehen massenweise Fans an.(c) APA/dpa/Thomas Frey (Thomas Frey)

Das Paket muss stimmen

Wer die Nordschleife beherrscht, ist nicht nur ein Top-Fahrer - er braucht auch Top-Material. Das ideale Auto für die Nordschleife muss einen ausgewogenen Mix an Talenten bieten. Viel Leistung reicht nicht (schadet freilich auch nicht). Es gilt: Wer auf der Nordschleife schnell ist, ist überall schnell. 

Während die Formel 1 im Jahr 1976 wegen Sicherheitsbedenken endgültig Abschied von der Strecke nahm (in dem Jahr hatte Niki Lauda dort seinen Feuerunfall), ist ihre Attraktivität für Langstreckenrennen, Erprobungsfahrten und Touristenfahrten ungebrochen.     

Touristenfahrten?

Gegen Gebühr ist es zu Betriebszeiten Pkw- und Motorradfahrern erlaubt, schnelle Runden zu drehen. Tausende Sportfahrer aus ganz Europa machen sich jedes Jahr auf den Weg in die Eifel. Sammlungen von gefilmten Unfällen, harmlosen wie schweren, füllen denn auch einen eigenen Youtube-Kanal.

Viele Hersteller besorgen auf der Nordschleife Abstimmungsfahrten für Motoren, vor allem aber für Fahrwerke. Es heißt, dass ein Kilometer auf der Nordschleife für technische Erkenntnisse so wertvoll ist wie 100 km auf öffentlichen Straßen. 

Idealfall Streckenrekord

Und schließlich bedeutet eine gute Zeit auf der Nordschleife eine Menge Prestige. Die Hersteller setzen viel daran, mit ihrem schnellen Gerät gute Zeiten herauszufahren, um dann damit zu werben - idealerweise gleich mit einem Streckenrekord. 

Bevor wir aber zu den neuesten Einträgen ins Buch der Rundenrekorde kommen, blicken wir kurz in den Rückspiegel.

Früher Held der Nordschleife: Restaurierter Auto Union-Rennwagen.
Früher Held der Nordschleife: Restaurierter Auto Union-Rennwagen. (c) Audi AG

Der Erste, der den (damals etwas längeren) Kurs in unter zehn Minuten knackte, war 1936 der große Bernd Rosemeyer auf Auto Union. 

(c) Daimler AG

Länger hielt die Marke, die Mercedes-Benz-Werksfahrer Herrmann Lang im Jahr 1939 setzte: Die 9 Minuten und 43 Sekunden, in einem Mercedes Silberpfeil herausgefahren, wurden erst 15 Jahre später von Juan Manuel Fangio unterboten.

(c) Daimler AG

Es waren Formel 1-Fahrer wie Niki Lauda, Jackie Ickx und Jackie Stewart (von ihm stammt der Begriff "Grüne Hölle" für die Rennstrecke), die in den darauffolgenden Jahrzehnten eine Mauer nach der anderen überwanden: die neun Minuten, die acht und schließlich die sieben Minuten. 

Die heute noch gültige schnellste Runde fuhr ein Automobil fuhr 1983 der Deutsche Stefan Bellof im Rahmen einen Rennens der Gruppe C-Sportprototypen. Bellof, der zwei Jahre später bei einem Rennunfall starb, pilotierte seinen Porsche 956 in sagenhaften 6 Minuten und elf Sekunden um die Nordschleife, Schnitt: 202 km/h.

(c) Nicot

Dieser Wert wird wohl niemals unterboten werden, denn reinrassige Rennwagen diesen Kalibers sind auf der Strecke nicht mehr zugelassen. 

Aber wer weiß? Heute fahren bereits Serienautos Zeiten unter sieben Minuten.

Das erste Auto, dem das gelang, war 2013 der Porsche 918 Spyder. Das hybride Supercar mit 887 PS Spitzenleistung legte ein Schnitttempo von 179,5 km/h hin. 

Fronttriebler: GTI gegen Type R

Ein eigenes Gefecht liefern sich die etwas besser leistbaren Serienautos mit Frontantrieb. Die Krone wechselte mehrmals: Hondas Civic Type R verlor sie 2016 an den Golf GTI (7 Minuten 49,21), holte sie sich aber vor wenigen Tagen in neuester Generation wieder zurück.

Der 320 PS starke Type R, der im Herbst zu den Händlern in Österreich kommt, setzte die Marke bei eindrucksvollen 7 Minuten 43,8. Das Auto war präpariert (für mehr Crash-Sicherheit), entsprach in den relevanten Dingen aber dem Modell aus dem Schaufenster. Den Erfolg muss Honda schnell vermarkten, denn VW wird sich wohl nicht lang bitten lassen. 

Porsche wiederum machte beim neuen 911 GT3 (Heckantrieb, 500 PS) ganze 12,3 Sekunden auf den eigenen Vorgänger gut. Die Zeit: 7 Minuten 12 Sekunden. 

Das schnellste Auto auf der Schleife, das man im Geschäft mit Straßenzulassung kaufen kann (so man halt das Kleingeld hat), ist aber kein Deutscher, sondern Italiener. Der Lamborghini Huracán Performante, eine nochmals zugespitzte (640 PS), 40 kg leichtere und mit aktiver Aerodynamik ausgestattete Version des Huracán, brannte 6 Minuten und 52 Sekunden in den Asphalt.   

(c) Lamborghini

Aber das Buch der Rundenrekorde in der Eifel ist damit sicher nicht geschlossen. Die Jagd geht ewig weiter. 

Ach ja: Der schnellste Lieferwagen scheiterte knapp an der Zehn-Minuten-Grenze. Am Steuer des Ford Transit saß die Rennfahrerin und Nordschleifen-Spezialistin Sabine Schmitz. 

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