VW Amarok: Es wächst zusammen, was zusammengehört

(C) Rief
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Den überarbeiteten VW Amarok gibt es nur noch mit einem V6-Dieselmotor. Warum eigentlich erst jetzt?

Wien. Es beginnt – recht naheliegend bei einem Auto – mit dem Losfahren. Früher heulte sich der Vierzylinder in die Gänge und beschleunigte den VW Amarok mit spürbarer Schwäche. Jetzt verbreitet der Sechszylinder schon im Standgas erwartungsvolles Brummen – und enttäuscht nicht, wenn man Gas gibt. Man spürt die Kraft, die man sich von einem Auto, das so aussieht, erwartet.

„Es wächst zusammen, was zusammengehört“, hat Deutschlands einstiger Bundeskanzler Willy Brandt nach der Öffnung der Berliner Mauer im November 1989 gesagt. Das Gleiche gilt für den V6-Dieselmotor und den Amarok: Die beiden gehörten schon lang zusammen, doch VW hat gezögert, bevor man dem Pick-up den starken Motor von Audi spendiert hat.

Es ist ein interessanter Wandel, den man hier vollzieht: Früher, als die Konkurrenz ihre Pick-ups mit 2,5- und Drei-Liter-Motoren antrieb, stattete Volkswagen den Amarok mit einem 2,0-Liter-Vierzylinder aus. Jetzt, wenn die anderen zurückfahren – den Toyota Hilux gibt es beispielsweise nur noch als 2,4-Liter-Vierzylinder –, rüstet VW alle Amarok auf 3,0-Liter und sechs Zylinder auf.

Uns soll es recht sein, denn mehr Hubraum und mehr Zylinder bedeuten mehr Kraft. Vor allem, wenn man das Spitzenmodell mit 224 PS wählt. Das bringt Spaß ins Fahren eines 2,2-Tonnen-Pick-ups, den man bisher wie ein Arbeitsgerät gefahren hat: bedächtig. Jetzt gibt es kein Jammern und Heulen, wenn man etwas dynamischer in den Wald fährt, sondern genügend Kraftreserven. Wobei man das Jammern und Heulen auch nicht hören würde. VW hat dem Amarok eine sehr gute Geräuschdämmung gegeben, der Motor bleibt immer dezent im Hintergrund und drängt sich auch bei höherer Drehzahl nicht auf. Der Verbrauch von 9,5 Litern in unserem Test geht für dieses Fahrzeug durchaus in Ordnung.

Klassisch blieb der Aufbau des Pick-ups: Starrachse hinten samt Blattfedern. Einerseits ist das hilfreich im Gelände, andererseits garantiert man damit, dass auch eine voll beladene, 1,55 Meter lange und 1,6 Meter breite (1,22 Meter zwischen den Radkästen) Ladefläche keine Schäden an der Struktur hinterlässt. Die Einbußen beim Fahrkomfort sind akzeptabel.

Apropos voll beladen: Der Amarok hat jetzt eine Anhängelast von 3,5Tonnen. Das bedeutet, dass der Motor im Extremfall (und wenn der Fahrer die notwendige Zusatzprüfung hat) 6,5 Tonnen beschleunigen muss. Auch und erst recht in diesem Fall ist man für den V6 dankbar.

Preislich beginnt der neue VW Amarok bei knapp 30.000Euro, dafür liefert der 3,0-Liter-Dieselmotor 163PS. Rüstet man auf 224 PS, die Topausstattung und einige Extras (sinnvoll: Laderaumbeschichtung um 991 Euro) auf, sind knapp 51.000 Euro fällig. (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2017)

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