Mini Countryman: Der Landmann schläft ganz oben

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Campen für wenig Kohle: das Dachzelt von Autohome, getestet auf dem Mini Countryman.

Der Unterschied zwischen der deutschen und englischen Sprache lässt sich mit dem Mini Countryman eindrucksvoll erfahren. Würde der XL-Mini die deutsche Bezeichnung Landmann tragen, dann wäre es um die Verkaufszahlen wohl weniger gut bestellt als mit der doch eher nach Landadel klingenden Bezeichnung Countryman. Den gibt es seit heuer in der zweiten Generation, die wie üblich besser und größer geworden ist. Mit 20 Zentimetern mehr Außenlänge und drei Zentimetern mehr Breite hat sich der Countryman für neue Aufgaben qualifiziert. Platz genug hat er unter anderem auch für ein Dachzelt, meinten die Mini-Strategen und gönnen ihm das Modell AirTop des italienischen Herstellers Autohome, es lässt sich auf dem Relingträger aus dem Mini-Shop fixieren.

Roadtrip ohne Eile

Allein sollte man sich an die Montage aber nicht trauen. Die Box ist immerhin 2,10 Meter lang und 1,30 Meter breit und wiegt ohne Besatzung 58 Kilogramm. Zu zweit geht es recht fix und ohne Werkzeug, dann liegt die auf den ersten Blick recht flache Dachbox auf dem Countryman und wird mit Stahlklemmen befestigt. Das war dann auch schon der größte Teil der Arbeit. Nach ruhigem Schlafquartier schaut es zwar noch nicht aus. Dafür wirkt der Aufbau recht dezent, erlaubt aber nur eine maximale Geschwindigkeit von 120 km/h – mehr Roadtrip als Eilfahrt.

Bei einem Ausflug in die bayerischen Berge südlich von München konnten wir das Countryman Mobile Home Probe fahren und liegen. Das begann am Ufer des Sylvenstein-Stausees im oberen Isartal mit einer angenehmen Überraschung. Alte Klischees von zeltaufbauenden Campern am Rande des Nervenzusammenbruchs kann man hier vergessen. Zwei Verschlüsse vorn und einer hinten, und das Zelt wächst dank Gasdruckfedern automatisch nach oben bis zu einer Höhe von knapp einem Meter. Auf einer Aluleiter kraxelt der Landmann hinauf ins Schlafgemach und macht sich bekannt mit der bequemen Matratze.

Bequeme Kemenate

Es gibt Hotelbetten, auf denen man schlechter liegt. Allein ist die Kemenate bequem, gemessen an den Außenumständen fast luxuriös. Zu zweit sollte man keine Berührungsängste haben. Für den Outdoor-Honeymoon ist das Dachzelt dafür ideal. Es gibt eine Stofftür rechts und eine links, ein Fenster mit Moskitonetz vorn und eines hinten. Mehr braucht man in der Hinsicht auch nicht.

Oben angekommen, ist mit einer Innenhöhe von 94 Zentimetern noch Platz, um mit gymnastischen Nebeneffekten die Kleidung zu wechseln. Fürs Schuhwerk und Wertsachen gibt es kleine Seitenfächer. Die Fenster vorn und hinten lassen sich abdunkeln. Eine spezielle Geräuschdämmung hat man im Mini-Zelt nicht. Aber das sind Gegebenheiten, mit denen alle Camper leben müssen. Dafür kann man ungute Stellplätze mit trink- und sangesfreudigen Nachbarn ohne viel Aufhebens verlassen.

Die Aluleiter lässt sich problemlos benützen, was nächtliche Entsorgungsgänge erleichtern hilft. Und es ist am Morgen recht zügig aufgeräumt. Das erledigen im Wesentlichen die Gasdruckfedern der Zeltkonstruktion. Ein wenig Lüften würde dem textilen Innenleben guttun und den Einstieg in die nächste Nacht auch erleichtern.

Das Zelt auf dem Dach des Countryman ist eine praktische Sache, wenn man irgendwo unterwegs ist und spontan übernachten will oder muss, ob das nun auf dem Campingplatz oder beim Bauern auf der Wiese ist. Rein optisch harmoniert das auch gut mit dem Countryman, in unserem Fall ein stilgerechter Cooper S mit Allradantrieb. So ein Dachzelt wär auch gut in der Wüste, meint ein Campingnachbar, weil Schlangen und Skorpione unten bleiben. Klingt einleuchtend, auch wenn der Countryman nicht unbedingt ein Desertman sein dürfte.

MINI AUTOHOME DACHZELT

Länge: 2,10 Meter

Breite: 1,30 Meter

Höhe geöffnet: 0,94 Meter

Gewicht: 56 Kilogramm

Preis: Schalenfarbe weiß 2837 Euro,
Schalenfarbe schwarz 3084 Euro.
Zusätzlich wird noch ein Relingträger (230 Euro) benötigt, auf dem sich mit wenigen Handgriffen und ohne Werkzeugeinsatz das Befestigungssystem des Dachzelts fixieren lässt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2017)

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