Ein Segment schießt in die Höhe

Prototypisches Exemplar der kleinen SUVs: Kia Stonic.
Prototypisches Exemplar der kleinen SUVs: Kia Stonic.(c) WGM
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Hier spielt in den nächsten Jahren die Musik: Die kleinen SUVs mischen den Markt auf. Begründet wurde das Segment von einem Auto, über das viele zuerst gelacht haben.

Der Nissan Juke – manche sind erschrocken, als sie zum ersten Mal davor standen. Ein Auto, entgegen alle Designregeln gestaltet – mit zwei Scheinwerferpartien an der Front, die so gar nicht dem gewohnten menschlichen Augenschema entsprechen. Und überhaupt, die Form: klein, aber hoch, irgendwie gequetscht.

Auffällig war er schon, der Juke – und ein Erfolg. Das Modell hat die Gattung der heutigen sogenannten B-SUVs begründet, ein Segment, das sich in Europa in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht hat. Nun sagen Analysten eine weitere Verdopplung des Marktanteils bis 2021 voraus – auf 2,2 Mio. Stück (von 1,16 Mio. im Vorjahr). Schon 2020 sollen die kleinen SUVs die Kompakten als Europas größtes Marktsegment abgelöst haben.

Das liegt auch an den vielen neuen Modellen, die jeder Hersteller, der am Volumenmarkt mitreden möchte, in Stellung bringt.


Öko-Schelte

Den jüngsten Zugang liefert Kia. Die südkoreanische Marke steigt mit dem Stonic in den Ring, ein prototypisches Exemplar der Gattung. Keine 4,2 Meter lang, erkennt man einen Kleinwagen als technische Plattform des Autos. Dabei nimmt sich der Radstand mit fast 2,6 Metern großzügig aus, auch in der Höhe überragt der Stonic einen Golf recht locker. Das höhere Sitzen ist schließlich eine Hauptzutat für die Beliebtheit. Kritikern des SUV-Booms bleiben für eine Öko-Schelte nur die größere Stirnfläche durch den hohen Aufbau und die aerodynamisch ungünstig groß ausgeschnittenen Radkästen, die der Geländewagenoptik dienen. Doch bei Gewicht (durchwegs unter 1,2 Tonnen) und Motoren (84 PS dürften sich nach Schätzung des Importeurs am besten verkaufen) ist der Kia harmlos, Allrad ist gar nicht erst zu haben.

Der Antrieb spiele in dem Segment auch kaum noch eine Rolle. Was bei der Kaufentscheidung vorrangig zähle, so Kias Marktstrategen, sei das Design. Bullig und muskulös sind die geforderten Attribute. Ein Hauch von Abenteuerlust soll im kühnen Ausdruck mitschwingen.

Zudem weise das Segment eine ausgeprägt niedrige Markenloyalität auf, das mache es für Marken wie Kia, die auf Eroberungsfeldzug sind, besonders attraktiv. Insofern leistet sich Marktführer Volkswagen eine offene Flanke, ein entsprechendes Modell in der Größenklasse kommt erst 2018 auf den Markt.

Einstweilen nähren sich immer mehr Modelle an den steigenden Marktanteilen. Den ab 15.590 Euro teuren Stonic sieht Kia als künftigen Bestseller im Sortiment. In Österreich führen derweil Opel Mokka, Renault Captur und Mazda CX-3 die Charts an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2017)

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