Das Blatt hat sich gewendet

Haustuner Nismo legt Hand an: Nissan Leaf in Starkstromvariante.-AUTOMOBILE
Haustuner Nismo legt Hand an: Nissan Leaf in Starkstromvariante.-AUTOMOBILEAPA/AFP/TOSHIFUMI KITAMURA
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Der Nissan Leaf gilt als meistverkauftes Elektroauto der Welt – kaum aber als innig begehrtes. Daran könnte sich mit der zweiten Generation einiges ändern. Sogar eine Variante des Haustuners Nismo ist denkbar.

Der Nissan Leaf – vermutlich nicht das Auto, das man dereinst als Klassiker feiern wird. Nicht als Designobjekt. Um es kurz und launig zu beschreiben: Etwas moppelig in der Form, eine gewisse Leere im Ausdruck. Innen das Flair einer flughafennahen Übernachtungsmöglichkeit für Geschäftsreisende.

Egal: Die Rolle des Pioniers ist der ersten Leaf-Generation nicht zu nehmen. Der Nissan bediente als erstes massenweise verfüg- und bezahlbares Elektroauto die Bedürfnisse von umstiegswilligen Pragmatikern.

In Europa nahmen die Norweger, vom Staat nicht ohne Strenge zum Umstieg geleitet, die größten Stückzahlen ab. Auch in den USA und auf dem Heimmarkt Japan blieb einiges hängen. So errang der Leaf mit über 280.000 Exemplaren den Titel des weltweit meistverkauften Stromers.


Ohne Stigma. Wer einen etwas emotionaleren Zugang zu Autos pflegt, vor allem zum eigenen, mag bei der neuen, zweiten Generation des Leaf zwei- bis dreimal hinsehen: Der schaut ja proper aus! Ganz so, als würde es tatsächlich Spaß machen, ihn zu fahren – ohne Stigma des Straßensonderlings. Und das war wohl auch Zweck der Übung.

Bei der Tokyo Motorshow (bis 5. November) zählt der Nissan zweifellos zu den Stars im Rampenlicht. Und das nicht nur wegen seiner dramatisch attraktiveren Erscheinung. Auch technisch hat sich einiges getan, was seiner Verbreitung förderlich sein sollte.

Die wichtigste Frage gilt meist der Reichweite, und diese hat sich durch eine höhere Energiedichte der größeren Akkus (nunmehr 40 kWh Kapazität) von 200 auf 378 km ordentlich gesteigert. Dies sind NEFZ-Werte, so soll man im Alltag immerhin stets und verlässlich auf über 250 km kommen.

Und das bei deutlich mehr Power. 110 Kilowatt (150 PS) Leistung statt bisher 80 kW stehen maximal zur Verfügung (Drehmoment: 320 statt 254 Newtonmeter), das resultiert in einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in beachtlichen 7,9Sekunden (statt bislang 11,5Sekunden). Unverändert die elektronisch verordnete Höchstgeschwindigkeit von 144km/h. Obwohl der neue Leaf etwas länger wurde, bleiben der Radstand und der Platz im Innenraum unverändert. Der große Kofferraum ist wie gehabt auch für Familienbedürfnisse gut nutzbar.


Stromquelle. Mit der entsprechenden Ausstattung lässt sich der Leaf auch ans Stromnetz hängen, und zwar nicht nur als Einbahnstraße. Über Wandladestation und App geregelt, lässt sich der Energiespeicher an Bord des Autos auch nutzen, um Spannungsschwankungen im Netz auszugleichen oder Stromausfälle zu überbrücken.

Die ersten Leaf-Chargen gehen nach Norwegen, aus Dankbarkeit, wie es heißt, weil das Land schon bei der ersten Generation ein bedeutender Absatzmarkt war.

Bei uns ist der neue Leaf ab sofort bestellbar, Grundpreis ohne Förderungen: 34.990Euro, diesmal inklusive Batterie, also nicht mehr als Mietmodell. Eine 60-kWh-Version mit entsprechend mehr Reichweite wird nachgeschoben, und Nissan zeigte in Tokio den Leaf auch in Starkstrom, als aufgepeppte Variante der hauseigenen Tuningabteilung Nismo, ohne aber Details zu nennen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2017)

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