e-Golf: Der Elektriker, den man kennt

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Mit dem elektrischen Golf steigt jetzt ein Schwergewicht in den Ring: Wird der e-Golf auch unter den Stromern das Feld anführen? Ein Vergleich mit dem i3.

Das Elektroauto macht den Herstellern wenig Freude: Es ist horrend teuer in der Entwicklung, bringt auf absehbare Zeit aber kein Geld zurück. Nicht nur, dass die Absätze handverlesen sind, auch die hohen Preise der Vehikel sind noch künstlich gestützt.

Zudem hat BMW mit dem i3 die Latte in schwindelnde Höhen gelegt: Verlegenheitslösungen sind angesichts des bravourös gelungenen Bayern umgehend entzaubert.

Nun drängt Volkswagen mit dem Gewicht seiner wichtigsten Baureihe auf die Bühne. Auch dem e-Golf eilt zweifellos die Verpflichtung voraus, Klassenbester zu sein.

Bei seinem ersten Auftritt zeigt er sich für Vergleiche gut gerüstet. Preis und Reichweite sind exakt auf Augenhöhe des i3, bloß fehlt dem Golf die elitär andersartige, für manche vielleicht abschreckende Attitüde des elektrischen BMW. Die beruhigende Vertrautheit des Golf könnte da und dort den Ausschlag geben, das elektrische Experiment nun zu wagen.

Zu den Fakten: Der e-Golf hat seine Lithium-Ionen-Akkus nicht in, sondern auf der Bodenplatte verbaut, sie sind verteilt unter Mitteltunnel, Vorder- und Rücksitzen. Mit 24,2 kWh hat der Golf eine hohe Kapazität, der i3 muss mit 22 kWh auskommen.

Größer und günstiger

Beim Verbrauch, den wir vorerst nur gemäß Norm vorliegen haben, ist der VW um einen Hauch besser als der BMW (mit 12,7 gegen 12,9 kWh pro 100 km). Mit seinen mindestens 120 kg weniger Gewicht dank der Fahrgastzelle aus Karbonverbundstoff sollte der i3 in der Realität aber keinen Rückstand bei der Reichweite aufweisen. Als das deutlich längere Fahrzeug hat der Golf mehr Platz im Innenraum und den weitaus größeren Kofferraum.

Der e-Golf begnügt sich mit 115 PS Leistung (i3: 170 PS), doch das Drehmoment beider Fahrzeuge ist mit 250 Nm gleich hoch. Der e-Golf beschleunigt im Stadtverkehr gefühlsmäßig so gut wie ein GTI. Bei 130 km/h wird abgeregelt. Wie beim e-Up lässt sich der Grad der Rekuperation mit einem Tippen an den Schalthebel über drei Stufen variieren, sodass man die Bremswirkung immer schnell der Fahrsituation anpassen kann.

Preislich ist der VW das günstigere Angebot. Kommt der BMW markentypisch zum Einstiegspreis von 35.700 Euro recht nackt daher, ist der 35.590 Euro teure e-Golf sehr anständig ausgerüstet. Hochwertige Navigation, Tempomat, Dynaudio-High-Fi und Voll-LED-Scheinwerfer (als Golf-Premiere) gehören zum Serienumfang. Ein sinnvolles Extra um 900 Euro ist die Wärmepumpe, die in der kalten Jahreszeit die Einbußen bei der Reichweite minimiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2014)

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