E-Autos: Diskriminiert beim Laden

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E-Auto(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Unmut in Deutschland über „deutsche“ Ladestecker.

Japanische und französische Elektroautos werden das für 2017 geplante Schnellladenetz SLAM in Deutschland nicht nutzen können. Das berichtet das Fachmagazin „Auto Bild“. Der Grund: Das Anfang April von deutschen Autoherstellern, Bundesministerien, Energieversorgern und Forschungseinrichtungen vorgestellte Großprojekt SLAM – für „Schnellladenetz für Achsen und Metropolen“ – setzt auf einen Ladestecker-Standard, den nur deutsche E-Autohersteller favorisieren. Hersteller, die nicht auf den CCS-Standard (Combined Charging System) setzten, können an den SLAM-Stromsäulen nur die langsame Ladeoption wählen. Damit dauert der Ladevorgang bis zu sieben Stunden. Mit CCS-Steckern ausgerüstete deutsche Modelle benötigen zum Vergleich für eine 80-Prozent-Ladung weniger als 30 Minuten. Die bislang einzigen drei E-Modelle, die im SLAM-Netz schnell laden können, sind der BMW i3 sowie der E-Golf und e-Up von Volkswagen – und das zu Aufpreisen für CCS-Stecker zwischen etwa 600 Euro (VW) und ca. 1600 Euro (BMW).

Von der Schnelllade-Option ausgeschlossen bleiben erfolgreiche und erschwingliche Modelle wie der Nissan Leaf, der Mitsubishi Outlander PHEV und i-MiEV, der Citroën C-Zero und der Peugeot iOn. Sie alle sind serienmäßig mit sogenannten CHAdeMO-Schnellladesteckern ausgerüstet.

„Um das Ziel von einer Million Elektroautos zu erreichen, muss der Zugang zum Strom diskriminierungsfrei sein. Darum plädieren wir für Multicharger, die alle Standards erfüllen“, sagt Marion Jungbluth, Teamleiterin Energie und Mobilität beim Verbraucherzentrale-Bundesverband. Diese einheitlichen Säulen können von allen Infrastrukturanbietern verkauft werden, während die Kosten nur wenig über den CCS-Säulen liegen. Auch Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbandes Elektromobilität, fordert einheitliche Lösungen: „Alle Autos müssen ohne Wenn und Aber an jeder Säule Strom zapfen können.“ Gerade in Europa, wo CHAdeMO sehr verbreitet ist, sei ein Ausschluss Unsinn.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2014)

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