Wie Elektroautos die Luft verschmutzen

Die Presse (Clemens Fabry)
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Forscher berechneten die Ökobilanz von Elektrofahrzeugen. Alternative Antriebe tragen nicht immer zur Verringerung der Luftverschmutzung bei.

Wie umweltfreundlich sind Alternativen zu benzinbetriebenen Autos wirklich? Das wollten drei US-Forscher wissen und haben zehn Szenarien entwickelt. Dabei berücksichtigten sie nicht nur die direkten Abgase im Betrieb - die ja bei allen Elektrofahrzeugen bei null liegen. Vielmehr bezogen sie in ihre Lebenszyklus-Modelle auch die Produktion der Kraftstoffe, des Stroms und der Batterien ein. Auch die Auswirkungen von erhöhten Feinstaub- und Ozonwerten auf die Gesundheit der Menschen.

Das Ergebnis: Elektrofahrzeuge tragen nur dann deutlich zur Verringerung der Luftverschmutzung bei, wenn der verwendete Strom aus Wind-, Wasser-, Solar- oder Erdgaskraftwerken stammt. Das berichteten Forscher in über das Ergebnis von Computersimulationen. Wie Elektrofahrzeuge die Luftverschmutzung verändern, hängt demnach wesentlich von der Art der Stromerzeugung ab, so das Fazit der Forschungsarbeit, die in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS") veröffentlicht wurde.

Die Ergebnisse im Detail:

  • Bei reinem Kohlestrom verursachten Elektroautos pro Meile etwa 350 Prozent des Feinstaubs und Ozons von Benzinern.
  • Die Gesundheitskosten in den USA würden im Jahr 2020 im Vergleich zu Benzinmotoren um etwa 80 Prozent höher liegen.
  • Die Forscher errechneten einen Plus von 3000 Toten pro Jahr infolge der verschmutzten Luft.
  • Bei Wind-, Wasser- und Solarkraft läge dieser Wert bei etwa 250, was hauptsächlich auf die Emissionen beim Bau der Kraftwerke und bei der Batterieproduktion zurückgehe. Bei Strom aus Erdgaskraftwerken liegt die Zahl demnach bei etwa 500.
  • Noch deutlicher werden die Vorteile von Wind-, Wasser- und Solarkraft, wenn der Einfluss auf den Klimawandel einbezogen wird. Dann sind die von Elektrofahrzeugen verursachten Gesundheitskosten auf eine Gallone (etwa 3,8 Liter) Benzin bezogen um fast einen Dollar geringer als die von Benzinern hervorgerufenen.

Empfehlung für Elektroautos

Ihre Ergebnisse bekräftigten, schreiben die Forscher als Fazit, dass Elektrofahrzeuge, deren Strom mit geringen Emissionen erzeugt werde, unter Umweltgesichtspunkten den Fahrzeugen mit Benzinmotor vorzuziehen seien.

In den Simulationen gingen Marshall und Kollegen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Fahrzeuge mit Benzinmotoren durch Fahrzeuge mit anderem Antrieb ersetzt werden. Die Ausgangswerte stammten aus dem Jahr 2005. Bei den Verbrennungsmotoren würden demnach die Kraftstoffe Diesel und verdichtetes Erdgas sowie ein Benzinhybrid-Antrieb weniger Feinstaub und Ozon erzeugen als Benzin. Biokraftstoffe hingegen würden den Wissenschaftern zufolge wegen der Emissionen in der Landwirtschaft zu erhöhten Feinstaub- und Ozonwerten führen. Dabei schnitten Biokraftstoffe aus Mais erheblich schlechter ab als Kraftstoffe aus Pflanzenresten.

(APA/dpa)

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