Das berühmteste Steak-Restaurant von Amsterdam verkaufte zehn Jahre lang seine vorzüglichen „Biefstuks“: Es waren Steaks vom Pferd, nicht vom Rind.
[AMSTERDAM] Fragte man einen Amsterdamer „Wo gibt's die besten Steaks?“, konnte man darauf wetten, dass die Antwort lautete: „Im Steakhaus De Leeuw in der Noorderstraat.“ Doch es waren keine Rindersteaks, die hier serviert wurden. Es war durchwegs Pferdefleisch, das der „Steak-König“ seinen Kunden auftischte.
Zehn Jahre lang verspeisten die Einheimischen und wohl auch tausende Touristen in Amsterdams berühmtestem Steakhaus Pferdefleisch, das nicht als solches auf der Speisekarte stand. Darauf stand auf Niederländisch nur „Biefstuk“, das kann in den Niederlanden auch Pferdefleisch sein. Denn der niederländische „Duden“ definiert „Biefstuk“ wie folgt: „Ein Stück Fleisch vom Rind, Kalb oder Pferd aus der Hüfte oder dem oberen Teil des Hinterschenkels.“
De jure hat der clevere Wirt des Steakhauses also nichts Falsches getan. Er hat nur „Biefstuk“ angeboten, ohne zu vermelden, ob es vom Rind, Kalb oder vom Pferd stammt.
Um die Hälfte billiger
Unglaublich ist, dass keiner der Gäste gemerkt hat, dass da Pferde- statt Rindfleisch auf dem Teller lag. Denn ein Pferdesteak ist viel dunkler als ein Rindersteak. Es gleicht vom Geschmack her eher einem Hirschsteak. Aber ein gutes Pferdesteak ist wegen seiner feinen Maserung in der Regel zarter als ein Rumpsteak vom Rind. Allerdings: Ein Kilo Pferdesteak ist fast um die Hälfte billiger als ein Kilo Rumpsteak vom Rind.
Die Amsterdamer Zeitung „Het Parool“ hat den Schwindel jetzt aufgedeckt. Doch der heutige Besitzer des berühmten Steakhauses, Loek van Thiel, behauptete gegenüber der Zeitung: „Mir ist nicht bekannt, dass wir Pferdefleisch servieren. Es könnte aber sein, dass manchmal ein Stück Pferdefleisch dabei war.“ Daraufhin meldete sich Fleischlieferant Wim Fontijn zu Wort: „Wir beliefern De Leeuw seit zehn Jahren. Wir lieferten nur Pferdefleisch, das wir aus Südamerika importieren. Auch auf der Rechnung steht: Pferdefleisch.“
Der Fleischschwindel scheint kein Einzelfall zu sein. Die niederländische Lebensmittelkontrollbehörde NVWA hat eine landesweite Untersuchung in Schlachthäusern, Supermärkten und Restaurants eingeleitet. Nach ersten Erkenntnissen wird gerade in Restaurants in großer Menge mit Fleisch, aber auch mit Fisch geschwindelt.