Der Papst hat bis Ostern einen vollen Terminkalender. Nach einem Gebet in Santa Maria Maggiore hat der neue Pontifex eine Messe mit allen Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle zelebriert.
Kaum gewählt und schon voll im Einsatz: Am Donnerstag gegen 8 Uhr hat sich der neu gewählte Papst Franziskus in die römische Basilika Santa Maria Maggiore zu einem privaten Gebet begeben. Er blieb etwa eine halbe Stunde. Für den ersten Besuch des neuen Papstes außerhalb des Vatikans wurden scharfe Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Das ganze Viertel rund um die Basilika auf dem Hügel Esquilino wurde abgeriegelt. Begleitet wurde der Papst vom Präfekten des päpstlichen Hauses und Privatsekretär von Benedikt XVI., Bischof Georg Gänswein.
Vor der Basilika hatte sich eine kleine Menschenmenge, bestehend aus Medienleuten, Schaulustigen und Touristen versammelt, als sich die Nachricht verbreitete, dass der neue Papst dort zu einem privaten Gebet eingetroffen war. Touristen mit Koffern, die vom nahen Hauptbahnhof kamen, strömten zur Kirche und warteten in der Hoffnung, Franziskus sehen zu können. Dieser verließ jedoch die Kirche durch einen Seitenausgang, um die vielen Journalisten zu meiden, die auf ihn warteten.
Treffen mit Vorgänger
Der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, berichtete, dass Jorge Mario Bergoglio nach seiner Papst-Wahl mit seinem Vorgänger Benedikt XVI. gesprochen hatte. "Er hofft, ihn bald zu treffen", berichtete Lombardi. Gerüchten zufolge könnte Bergoglio noch am Donnerstag nach Castel Gandolfo fahren, um Benedikt XVI. zu besuchen.
Informationen gab es auch über den Gesundheitszustand des neuen Papstes. Dieser verspüre durch eine teilweise Entfernung des rechten Lungenflügels in der Jugend nach Vatikan-Angaben keine gesundheitlichen Einschränkungen. "Ich kenne ihn seit 30 bis 40 Jahren und habe ihn immer bei bester Gesundheit erlebt", sagte Papst-Sprecher Federico Lombardi am Donnerstag in Rom. Der Eingriff sei "kein Handicap für sein Leben und für seine Aktivitäten".
"Möge Gott euch vergeben"
Heute wurde in einer Aussendung wieder auf die Bodenständigkeit des neuen Papstes verwiesen: Papst Franziskus hat unmittelbar nach seiner Wahl durch das Konklave die beteiligten Kardinäle mit einem Scherz erheitert: "Möge Gott Euch vergeben für das, was Ihr getan habt", sagte er am Mittwoch beim gemeinsamen Abendessen im Gästehaus Sankt Martha im Vatikan.
In das Gästehaus fuhr Franziskus trotz seines Amtes mit den anderen Kardinälen im Kleinbus. Eigentlich sei extra eine Limousine für den neuen Papst bereitgestellt worden, sagte Lombardi. Darauf habe Franziskus aber verzichtet.
Wie es weiter geht
Der neue Pontifex trifft hat am Donnerstag eine Messe mit allen Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle zelebriert. Unter den prächtigen Fresken der Sixtinischen Kapelle zogen Franziskus und die Papstwähler, darunter auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn, in die Sixtinische Kapelle ein.
Dort zelebrierte Franziskus der Tradition entsprechend die Messe auf Lateinisch, das bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil die vorherrschende Liturgie-Sprache in katholischen Gottesdiensten war. Seine Predigt hielt er auf Italienisch.
Am Samstag wird der neue Papst in der Aula Nervi Journalisten treffen. Am Sonntag wird er um die Mittagszeit sein erstes Angelus-Gebet am Petersplatz sprechen.
Ferula, Mitra, Pallium
Papst Franziskus wird dann am Dienstag mit einem feierlichen Gottesdienst um 9.30 Uhr in sein neues Amt eingeführt. Dann werden Papst Franziskus auch die Insignien der Macht überreicht: Ferula (Bischofsstab in Kreuzform), Mitra und Pallium (eine Art Stola). Bei der Messe werden Delegationen aus der ganzen Welt und viele Staats- und Regierungschef anwesend sein. Einen Tag später, am Mittwoch, ist bereits die erste Generalaudienz angesetzt. Und dann beginnen ohnehin die anstrengensten Wochen im Jahr für einen Papst: Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche. Das anschließende Osterfest ist das höchste Fest im Kirchenjahr.
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Im Vatikan wird noch Latein gesprochen. Haben Sie gut aufgepasst gestern?
>>Sind Sie ein Vaticanista?Die erste Auslandsreise könnte Papst Franziskus in die Nähe seiner Heimat führen. Im Juli findet in Rio de Janeiro der Weltjugendtag statt. Bei den letzten Weltjugendtagen ist stets der Papst angereist.
Personalentscheidungen
Mit großer Spannung werden vor allem Franziskus' erste Personalentscheidungen erwartet. Da er nicht aus der Kurie, der Verwaltung der Kirche mit Sitz im Vatikan, stammt, gibt es viele Hoffnungen, dass der Papst in der von Intrigen und Machtspielen (Stichwort Vatileaks) zerrütteten Kurie aufräumt. Als Schlüsselpositionen im Vatikan gilt vor allem die des Kardinalstaatssekretärs (bisher Tarcisio Bertone). Dieser ist für die weltliche Leitung des Vatikans zuständig und damit sozusagen Regierungschef des Stadtstaats.
(APA/Red.)