Erzbischof in Burkina Faso: "Die Hautfarbe des Papstes ist egal"

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Was denkt man in Afrika über den neuen Pontifex? Serafinou Rouamba, Erzbischof in Burkina Faso, wäre schon über kleine Schritte der Veränderung froh.

Die Presse: Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio wurde soeben zum neuen Papst gewählt. Wie stand es um Ihre Hoffnungen auf einen afrikanischen Papst?

Serafinou Rouamba: Für mich hat es keinen Unterschied gemacht, ob er aus Afrika stammt, aus Südamerika oder Österreich. Die Hautfarbe des neuen Papstes ist egal. Es ging darum, die richtige Person zu wählen. Sie muss den Glauben verkünden, die Stimme Gottes auf Erden verkörpern. Eine andere Frage ist, ob die Zeit reif ist, ob die Europäer einen Afrikaner akzeptiert hätten.

Was hätten Sie gesagt, wenn es Kardinal Christoph Schönborn geworden wäre?

Ich habe Kardinal Schönborn bei meinem Besuch in Österreich kennengelernt, er hat mich in Wien empfangen. Ich habe seine Predigt gehört, und ich finde, er ist ein guter Mann. Auch er wäre eine gute Wahl gewesen. Aber Gott hat anders entschieden.

Was hätte ein afrikanischer Papst geändert?

Für mich ist es nicht so wichtig, welche Änderungen ein afrikanischer Papst gebracht hätte. Bedeutend ist, was er für die Kirche tut und für die gesamte Welt.

Was sollte er denn tun?

Der neue Papst muss die Baustellen, an der die Kirche gerade arbeitet, jetzt weiterführen. Es geht nicht darum, etwas schnell zu verändern, man muss kleine Schritte setzen. Die Kirche hatte in den vergangenen Jahren mit vielen Skandalen zu kämpfen, es gab schlimme Vorwürfe, was Pädophilie und Homosexualität betrifft. Benedikt XVI. hat sich diesen Themen gewidmet, aber es gibt noch viel zu tun. Der neue Papst muss diese Aufgaben nun übernehmen und weiterführen.

Wie stehen Sie zum Thema Homosexualität, das die Gemüter im Westen bewegt?

Dazu will ich nichts sagen. Ich verweise auf die Bibel, dort finden Sie alles, was Sie brauchen. Vielleicht lesen Sie dort, dass Jesus nichts dagegen hatte. Es geht immer darum, was Gott uns sagt. Daran kann ich auch nichts ändern.

Als Hoffnungsträger für Afrika galt Ghanas Kardinal, Peter Turkson. Was halten Sie von ihm?

Ich kenne ihn seit Ewigkeiten, wir sind gute Freunde. Peter Turkson ist ein toller Mensch, ich habe den größten Respekt vor ihm. Auf einer Konferenz in Rom zeigte er einmal einen Film. Darin wurde argumentiert, dass die Muslime Europa übernehmen würden, wenn die Geburtenrate der Europäer weiter zurückgeht. Darüber haben sich viele europäische Bischöfe beschwert. Dabei wollte er nur die Aufmerksamkeit der europäischen Geistlichen auf diese Problematik lenken.

Turkson hat die Liberalen in der Kirche auch schon mit seinen homophoben Äußerungen provoziert.

Wieso? Was hat er denn gesagt?

Er setzte Pädophilie mit Homosexualität gleich.

Wirklich? Davon weiß ich nichts.

Auf einen Blick

Erzbischof Serafinou Etienne Rouamba, geboren 1942 in Burkina Faso, ist Erzbischof von Koupela. Aufgewachsen in einer traditionell animistischen Familie ließ er sich 1954 taufen. Im Auftrag der Ocades Caritas besuchte er Österreich. [Geets]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2013)

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