Amtseinführung: Franziskus, der dienende Papst

Franziskus fährt mit dem Papmobil vor seiner Amtseinführung über den Petersplatz.
Franziskus fährt mit dem Papmobil vor seiner Amtseinführung über den Petersplatz.(c) EPA
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Staatsgäste und Pilger haben sich zur Festmesse in Rom versammelt. Bei seiner Predigt nahm der Papst Bezug auf den heiligen Josef.

Auf dem Petersplatz in Rom fand am Dienstag die feierliche Messe statt, bei der Papst Franziskus offiziell in sein Amt eingeführt wurde. Die Messe wurde von 180 Kardinälen und Bischöfen mitzelebriert. Rund 300.000 Menschen waren laut Schätzungen auf dem Petersplatz in Rom und in den umliegenden Straßen versammelt. Unter den Gläubigen befanden sich viele Pilger und Touristen aus Lateinamerika. Die Messe wurde weltweit von Fernsehsendern live übertragen, Delegationen aus 132 Ländern reisten an.

Die Amtseinführung dauerte rund zwei Stunden. Franziskus hatte sich einen einfachen Gottesdienst gewünscht, wie Vatikan-Pressesprecher Federico Lombardi am Montag mitteilte. Die Zeremonie wurde gestrafft.

Vor Beginn der Feier fuhr der neue Papst auf dem offenen Papamobil durch die jubelnde Menge. Bekleidet war Jorge Mario Bergoglio - wie bisher immer außerhalb von Messfeiern - mit der schlichten weißen Soutane. Außerdem trug er (auch während des Gottesdienstes und danach) einfache schwarze Schuhe und keine roten Designerschuhe, wie sein Vorgänger Benedikt XVI.

Zu Beginn des offiziellen Teils der Feier betete der Papst kniend am Grab des Apostels Petrus. Franziskus (Jorge Mario Bergoglio) ist der 266. Papst und 265. Nachfolger des Apostels Petrus, des ersten Bischofs von Rom. Das Grab des Petrus befindet sich unter dem Altar des Petersdoms.

Pallium und Fischerring

Nach der Prozession auf den Petersplatz bekam der 76-jährige Papst die Insignien der päpstlichen Macht überreicht. Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran, der schon die Papstwahl verkündet hatte ("Habemus Papam"), überreichte dem Papst aus Argentinien das Pallium - eine Art Stola oder Schal -, das aus Lamm- und Schafwolle gewoben ist. Das Pallium ist mit fünf Kreuzen für die fünf Wundmale Jesu versehen. Es ist das selbe, das Benedikt XVI. bei seiner Amtseinführung erhalten hatte.

Amtseinfuehrung Franziskus dienende Papst
Amtseinfuehrung Franziskus dienende PapstReuters (Rellandini

Als zweites Zeichen der Macht überreichte ihm Kardinaldekan (der ranghöchste Kardinal) Angelo Sodano den Fischerring. Der Ring wurde vom italienischen Künstler Enrico Manfrini entworfen. Drei Modelle wurden dem Papst zur Wahl vorgestellt. Der Ring besteht aus vergoldetem Silber und nicht aus Gold.

Ferula und Wappen

Der Fischerring von Papst Franziskus
Der Fischerring von Papst Franziskus(c) EPA (HANDOUT)

Mit einem dritten markanten Zeichen der päpstlichen Würde ist Franziskus bereits auf den Petersplatz hinausgezogen - mit der Ferula, dem päpstlichen Bischofsstab. Im Gegensatz zu den Bischöfen ist der Stab am oberen Ende nicht zu einem Hirtenstab gebogen sondern mit einem Kreuz versehen. Das Papstwappen blieb vorerst verhüllt. Es lehnt sich stark an das Bergoglios Kardinalswappen an und enthält das Jesus-Zeichen IHS, das gerne von den Jesuiten, dem Orden von Bergoglio, verwendet wird.

Heiliger Josef als Beispiel

Nach der Überreichung von Pallium und Ring setzte der Festakt mit der Liturgie des Tages statt. Der nächste Höhepunkt war die Predigt des Papstes. Franziskus blieb seiner bisher gezeigten Linie treu. Er nahm zu Beginn vor allem Bezug auf den heiligen Josef, der am 19. März seinen Namenstag hat. Der Heilige Josef sei ein Beispiel für einen Menschen, der für seine Familie und für die Schöpfung Verantwortung übernimmt. Franziskus betonte, dass die Gotteseinführung mit dem Namenstag seines Vorgängers Josef Ratzinger zusammenfalle, dem er für seinen Dienst zugunsten der Weltkirche dankte.

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Pallium, Fischerring, Kardinalprotodiakon
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>> Zum QuizAuch seinem Namensgeber Franz von Assisi machte er in seiner Predikt alle Ehre, indem er davor warnte, sorglos mit der Schöpfung Gottes umzugehen. Er appellierte an Menschen, die in Politik, Wirtschaft und im sozialem Bereich Spitzenpositionen besetzen, die Umwelt zu schützen. Man dürfe nicht zulassen, dass "Zeichen der Zerstörung und des Todes" die Welt bedrohen. Um die Welt zu schützen, müsse der Mensch jedoch auch sein Herz reinigen. "Hass, Hochmut und Neid beschmutzen das Leben", warnte der Argentinier Jorge Mario Bergoglio.

>> Die Predigt des Papstes im Wortlaut

"Keine Angst vor Güte haben"

Zugleich mahnte der Papst, man dürfe "keine Angst vor Güte und Zärtlichkeit" haben. Zärtlichkeit sei ein Zeichen der Stärke. Auch der Papst müsse sich bei der Ausübung seines Amtes immer mehr den "bescheidenen und konkreten Dienst des Heiligen Josefs" als Beispiel nehmen und sich vor allem um die Schwächsten und die Armen kümmern. "Nur wer mit Liebe dient, kann beschützen", sagte der Papst.

Auch den Schutz der Ärmsten hob der Papst erneut hervor. "Beschützen wir Jesus mit Maria, beschützen wir die ganze Schöpfung, beschützen wir jeden einzelnen Menschen, besonders die Ärmsten. (...) Das ist der Dienst zu dem der Bischof von Rom berufen ist", appellierte der Papst an die Welt - und er schloss seine Rede mit den Worten: "Beschützen wir mit Liebe das, was Gott uns geschenkt hat." Danach bat er die Gläubigen erneut, für ihn und sein Pontifikat zu beten.

Eine weitere symbolische Geste setzte Papst Franziskus beim Austausch der Friedensgeste, als er den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. umarmte. Zum ersten Mal seit der Kirchenspaltung von 1054 nimmt ein Ökumenischer Patriarch an der Amtseinführung eines Papstes teil. Die Umarmung zwischen dem Papst und Bartholomaios gilt als wichtiges Zeichen für die Einheit der Christen.

Nach der heiligen Kommunion endete die Festmesse mit dem Schlusssegen und den zwei Gesängen "Salve Regina" zu Ehren der heiligen Maria und dem "Te Deum" ("Großer Gott, wir loben dich"). Der Papst und die mitfeiernden Geistlichen zogen durch den Petersdom aus.

Erster Kontakt mit Staatsoberhäuptern

Im Petersdom empfing der Papst im Anschluss die 132 Delegationsleiter der Staaten, mit denen der Vatikan diplomatische Beziehungen pflegt. Zu den Prominenten, die an der Zeremonie teilnahmen, zählten auch der italienische Staatschef Giorgio Napolitano, der scheidende Regierungschef Mario Monti, US-Vizepräsident Joe Biden und die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner.

Auf dem Petersplatz ist Österreich mit einer Delegation aus Bundespräsidenten Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Außenminister und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) sowie Bundesratspräsident Edgar Mayer (ÖVP) präsent. Fischer hat Papst Franziskus zu seinem Amtsantritt gratuliert. Nach dem Pontifikalamt begrüßte er Franziskus im Petersdom mit einem herzlichen Händeschütteln und wechselte einige Sätze, wie Kathpress berichtete. Der Bundespräsident drückte  - in den Kamerabildern deutlich zu sehen - die Daumen für die Amtszeit des neuen Papstzeit.

Von der Öffentlichkeit mit Neugierde beobachtet wurde die Begegnung des Papstes mit dem Langzeitdiktator von Simbabwe, Robert Mugabe. Mugabe darf eigentlich nicht in die EU einreisen, wohl aber in den Vatikan. Wie mit allen Delegationen, wechselte der Papst auch mit ihm einige Worte.

Enormer Sicherheitsaufwand

Polizei und Zivilschutz waren im Einsatz. Wie schon beim ersten Angelus-Gebet des neuen Papstes am Sonntag sind die Straßen um den Petersplatz großräumig gesperrt worden, der Busverkehr ist umgeleitet worden, Sonderbusse sind im Einsatz. Zum Schutz der zahlreichen Staatsgäste sind Anti-Terror-Truppen im Einsatz. Nach der feierlichen Messe zu seiner Amtseinführung am Dienstag steht dem Papst im Laufe dieser Woche ein intensives Programm bevor. Am Mittwoch begrüßt Franziskus um 11 Uhr in der Sala Clementina die Vertreter anderer christlicher Kirchen, die zu seiner Amtseinführung angereist sind. Eine Generalaudienz findet nicht statt.

Für Freitag steht um 11 Uhr die erste Audienz des neuen Papstes für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Corps bevor. Am Samstag ist dann ein Treffen mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. in Castel Gandolfo geplant. Franziskus verlässt den Vatikan um 12 Uhr im Helikopter und wird mit Benedikt zu Mittag essen. Am Sonntag, dem 24. März, findet um 9.30 Uhr auf dem Petersplatz die Palmsonntags-Messe. Danach folgt um 12 Uhr das Angelus-Gebet.

(APA/Red.)

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