Glücksspiel in Wien: Für Wetten wird es eng

Themenbild
Themenbild(c) Die Presse - FABRY Clemens
  • Drucken

Die Stadt Wien verschärft die Gesetze neuerlich. Livewetten sollen verboten werden, der Jugendschutz wird strenger, so der Entwurf. Die Glücksspiellobby schäumt.

Wien. Eigentlich sollten all die kleinen, schäbigen Glücksspiellokale in den tristeren Straßen Wiens seit Anfang dieses Jahres, seit das Automatenglücksspiel in Wien untersagt ist, nach und nach verschwinden. So war die Idee im Rathaus. Das Geschäft hat sich indes in vielen dieser Lokale aber schlicht auf Wetten verlagert. Seit die Automaten weg sind, boomt gerade in den sozial schwächeren Gegenden das Geschäft mit Livewetten.

Nun schärft die Stadt auch da nach: Der Entwurf des neuen Wettgesetzes liegt nun in Brüssel zur Genehmigung. Dieser Entwurf sieht unter anderem vor, dass Livewetten verboten werden. Schließlich hätten gerade diese Wetten, bei denen während eines Fußballspiels etwa getippt werden kann, wer wann das nächste Tor schießt, hohes Suchtpotenzial – Spielsuchtexperten sehen darin eine Art Ersatzdroge für das Automatenspiel.

Nachtruhe und Jugendschutz

Künftig sollen nur mehr Wetten auf Teilergebnisse oder etwa das Endergebnis im Fußball erlaubt sein. Wetten auf aufgezeichnete Hunderennen sollen zudem als Kleines Glücksspiel klassifiziert und ebenfalls verboten werden.

Außerdem will die Stadt nur mehr Wettbewilligungen erteilen, die auf maximal zehn Jahre befristet sind. Die Betriebszeiten sollen eingeschränkt werden, Wettbüros sollen zwischen Mitternacht und sechs Uhr früh schließen, außer bei Großereignissen wie einer Fußball-WM. Auch der Zugang zu Wettterminals soll eingeschränkt werden: Diese sollen nur mehr durch eine Person zugleich bedient werden können, die Einsätze werden mit 50 Euro pro Wette limitiert.

Auch der Jugendschutz soll verschärft werden: Der Gesetzesentwurf sieht ein Teilnahmeverbot an Wetten für Personen unter 18 Jahren, eine Identitätsüberprüfung und ein Zutrittsverbot für unter 18-Jährige zu Räumen mit Wettterminals vor. Verstößt ein Anbieter gegen das geplante Gesetz, sieht es empfindliche Strafen vor.

Die Glücksspiellobby schäumt über diese neuen Einschnitte in ihrer Branche: Kommt das Gesetz, dürften unter 18-Jährige nicht einmal mehr eine Trafik betreten, in der man Tipp 3 (Sportwetten) spielen kann, sagt Helmut Kafka vom Automatenverband.

„Treibt Spieler ins Internet“

Auch die Automaten, die in Lokalen und Gasthäusern in einer Ecke stehen, laut Kafka „ein paar hundert“ in Wien, würden wegfallen. Und letztlich würden die schärferen Gesetze zu einem Sterben der Wettlokale führen, vermutet er, schließlich machten Livewetten mittlerweile einen „interessanten Anteil“ am Umsatz aus. Auch, weil etwaige „Spielerkarten“ zur Identifikation die Spieler eher ins Internet treiben würden, als sie vor einer Sucht zu schützen, wie Kafka meint. „In Österreich wandern schon heute 44 Prozent des Umsatzes des Glücksspielmarkts ins Internet. Dort ist das Wettgeschäft völlig unkontrolliert, die Steuereinnahmen fallen weg, und mit Spielerschutz hat das alles nichts zu tun“, sagt Kafka, der eine weitere Konzentration der Branche erwartet. Mehr als 1000 Kleinanbieter hätten nach dem Automatenverbot schon zugesperrt.

Nach dem Wettengesetz könnte sich der Markt noch stärker auf die großen Player der Branche, da vor allem die Casinos Austria (Tipp-3-Wetten) oder Novomatic (Admiral-Sportwetten), konzentrieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild
Wien

Wiener Landtag beschließt Verbot von Live-Sportwetten

Das neue Gesetz mit zahlreichen Verschärfungen wird spätestens Mitte Mai in Kraft treten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.