Steirische Forscher vermessen Regentropfen

Symbolbild Regentropfen
Symbolbild RegentropfenAPA/BARBARA GINDL
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Spezielle Objekterkennung: "Distrometer" des Joanneum Research bestimmt die Form, Größe und Fallgeschwindigkeit des Niederschlages. ESA und NASA gehören zu den ersten Auftraggebern.

Ein am steirischen Joanneum Research (JR) entwickeltes Instrument kann Niederschläge wie Regentropfen, Hagel oder Schnee haargenau nach Form, Größe und Fallgeschwindigkeit vermessen. Zu den ersten Auftraggebern des sogenannten 2D-Video-Distrometers (2DVD) gehören ESA und NASA. Am Dienstag wurde das hundertste Exemplar nach Shanghai verschickt.

Niederschläge beeinflussen die elektromagnetische Wellenausbreitung auf Satelliten- und terrestrischen Funkstrecken. Die Niederschlagspartikel verschlechtern das Signal in Form von Dämpfung, Phasenverschiebung und Depolarisation, erklärte Michael Schönhuber vom Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien im Gespräch mit der APA. Die Detailkenntnis der Niederschlagsteilchen ist aber auch für eine genaue Bestimmung der Niederschlagsstärke mittels Radarmessung grundlegend. Wichtige Informationen über die Art und Menge des Niederschlags liefern sogenannte Distometer. In den 1990er-Jahren hat das JR-Institut im Rahmen einer ESA-Studie zur Wellenausbreitung in der Troposphäre sein erstes 2D-Video-Distrometer entwickelt. Mittlerweile baut man die dritte Generation des Gerätes und plant die vierte.

High-Tech-Produkt wurde bereits hundert Mal verkauft

"Wir sind stolz darauf, dass die langjährigen Forschungsarbeiten des Instituts Digital in ein steirisches High-Tech-Produkt münden, das bereits hundert Mal verkauft wurde", zeigte sich Institutsdirektor Heinz Mayer erfreut. Zu den größten Abnehmern zählen Forschungseinrichtungen in Asien und den USA. "Ein nennenswerter Anteil der Kunden kommt aus dem Weltraumbereich", ergänzte Forschungsgruppenleiter Schönhuber.

Die Technik hinter der "Regentropfenvermessung" ist komplex: Zwei im rechten Winkel zueinanderstehende Hochgeschwindigkeitskameras stehen zwei ebenfalls rechtwinkelig postierten Beleuchtungseinheiten gegenüber. Sie filmen die Niederschlagspartikel mit 50.000 Aufnahmen pro Sekunde frontal und von der Seite. Die Kameras sind mittlerweile doppelt so schnell wie die ersten Prototypen. Die Geräte bringen laut Schönhuber optimale Messergebnisse bis zu einer Auflösungsuntergrenze von 0,5 bis 0,3 Millimeter. Doch der Forschereifer hält an: Das Grazer Team peilt eine Grenze auf 0,05 Millimeter und zugleich weniger Stromverbrauch an.

Gefertigt werden die Komponenten des rund 90 mal 90 Zentimeter großen, tischhohen Präzisionsinstruments von der Anton Paar ShapeTec im steirischen Wundschuh. Der Preis beträgt rund 45.000 Euro.

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