Exil-Iraner: „Wir schweigen nicht“

Wöchentlich versammeln sich iranische Aktivisten vor der Wiener Albertina, um gegen das harte Vorgehen des Regimes im Iran zu protestieren.

"Jeden Samstag sind wir hier“, sagt Vida Mashayekhi. Ob Minusgrade oder Rekordhitze – seit einem Jahr trifft sich eine Gruppe iranischer Aktivisten vor der Albertina. Aus Solidarität zu den Müttern, deren Kinder verschleppt, verhaftet, gefoltert oder ermordet worden sind.

Die Aktivisten stehen für eine Stunde in einer Reihe. Auf dem Boden verteilt liegen Fotos getöteter Menschen. Aus einem Radio ertönt Musik, die iranische Musiker nach den blutigen Geschehnissen komponiert haben. Alle Anwesenden tragen etwas Grünes – Armbänder, Tücher. „Denn Grün steht für die Hoffnung“, so Mashayekhi.

Es habe schon immer viele Aktvitäten von Iranern in Wien gegeben, erzählt der iranisch-österreichische Schriftsteller Hamid Sadr. Mit den Ereignissen im Iran habe man Meinungsverschiedenheiten in den Hintergrund gestellt und eine gemeinsame Basis gefunden, um die Protestierenden im Iran zu unterstützen. Die grüne Bewegung und die erschreckenden Nachrichten – die meisten Informationen gelangten erst über Social Networks wie Twitter in die Öffentlichkeit – hätten Auslandsiraner massiv beeinflusst.

Protest im Iran unterstützen

Ein Netzwerk kultureller, politischer und zivilgesellschaftlicher Vereine wurde gegründet, das Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen, aber auch wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen durchführt. Das Netzwerk „Gemeinschaft zur Unterstützung für die Rechte aller Iraner“ besteht aus zwölf Vereinen und vielen Einzelpersonen aus der iranischen Community. Ein erklärtes Ziel: die Forderungen der Protestierenden im Iran zu unterstützen und Aufmerksamkeit für die Verletzungen der Menschenrechte zu schaffen. Während die Situation im Iran vor einem Jahr noch Gegenstand der Berichterstattung und von großem Interesse war, ist es um den Iran inzwischen still geworden. Die Bewegung in Wien bleibt indes aktiv und wird immer größer.

Bei Demos kämen einige vermummt, sagt Sadr. Das sei angesichts der Repressalien im Iran verständlich. „Das Regime propagiert, dass Widerstand nicht unbestraft bleibt.“ Das hat es im Zuge der Proteste auch demonstriert. Von denjenigen, die sich vor der Albertina treffen, würde niemand wagen, in den Iran zu reisen, so Mashayekhi. Sich nicht zu engagieren ist für die Aktivisten aber keine Alternative. Hadr: „Es wäre schlimm, wenn wir schwiegen.“

www.giranwien.org

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2010)

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