Wasser: Der umstrittene Investmenttrend

Wasser umstrittene Investmenttrend
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Wasserversorger und Technologiefirmen schlugen auch heuer bis dato den Gesamtmarkt.

Wien/B.l. Wer zu Jahresbeginn breit in globale Aktien investiert hat, hat auf Eurobasis neun Prozent verdient. Um so viel legte der globale Aktienindex MSCI World seit Anfang Jänner zu. Wer sich hingegen auf die Papiere börsenotierter Wasserversorger und Wassertechnologiefirmen spezialisierte, konnte ein Plus von 14 Prozent einstreifen. Der „World Water Index“ schlug damit auch heuer– zumindest bis dato– den Gesamtmarkt.

Er enthält Konzerne wie den Schweizer Sanitärtechnikkonzern Geberit, den US-amerikanischen Hersteller von Wasseraufbereitungsanlagen Pentair, die Versorger American Water Works, United Utilities und Severn Trent oder den französischen Umweltdienstleister Veolia. Nicht alle diese Firmen schlugen sich gleich gut; Veolia ist etwa in den vergangenen Jahren stark abgerutscht. Eine breite Streuung war von Vorteil.

Die Angebote für Anleger, die breit in solche Firmen investieren wollen, sind zahlreich und reichen von börsengehandelten Fonds, die exakt den Index nachbilden (ETFs) über Zertifikate (das sind Schuldverschreibungen von Banken, deren Wertentwicklung von der Kursentwicklung der zugrunde liegenden Wasserunternehmen abhängt) bis hin zu aktiv gemanagten Fonds (solche gibt es etwa von Pictet, Sarasin, Swisscanto, S.A.M. oder ÖkoWorld).

Die Chancen für ein starkes Wachstum der Wasserbranche in den nächsten Jahren stehen gut. Nicht nur in den Entwicklungsländern herrscht Nachholbedarf, was Wasserversorgung betrifft, auch in vielen Industriestaaten, etwa den USA, ist die Infrastruktur veraltet und bedarf in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einer Erneuerung.

Wasser keine Ware?

Davon sollten Technologiefirmen genauso profitieren wie private Versorger, denen die Staaten aufgrund der begrenzten öffentlichen Mittel vielfach das Feld überlassen. Ein Weg, der höchst umstritten ist. „Wasser ist keine Ware, sondern ein Menschenrecht, das weltweit Geltung haben muss“, warnen etwa die Globalisierungskritiker von Attac vor Privatisierungen in den krisengebeutelten europäischen Peripherieländern. Die Fondsanbieter sehen das freilich anders: In vielen Ländern funktioniere die staatliche Wasserversorgung einfach nicht, argumentieren sie. Ob ein privater Anbieter das besser kann, hänge vor allem von den Verträgen ab, die die öffentliche Hand mit ihm schließt.

Die Fonds schmücken sich vielfach mit dem Etikett „nachhaltig“. Schließlich gehe es darum, weniger Wasser zu verschwenden. Technologiefirmen, die sicherstellten, dass weniger Wasser beim Transport durch die Leitungen verloren gehe, sorgten dafür, dass man diesem Ziel näherkomme.

Direkt in Wasser investieren kann man übrigens nicht: Wasser wird nicht an der Börse gehandelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2013)

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