Regierung verteidigt brutale Delfinjagd in Japan

Delfine in der Bucht von Taiji
Delfine in der Bucht von Taiji(c) REUTERS/Adrian Mylne
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Tierschützer kritisierten die Hetzjagd in der Bucht vor Taiji. Kritik kam auch von der US-Botschafterin und von John-Lennon-Witwe Yoko Ono.

Dutzende Delfine sind am Dienstag im japanischen Walfangort Taiji getötet worden. Fischer hätten in der Früh in einer kleinen Bucht angefangen, die Tiere abgeschirmt hinter blauen Plastikplanen abzustechen, berichteten Tierschützer, die das Treiben an Ort und Stelle verfolgten.

Rund 250 Delfine waren den Angaben zufolge zuvor dorthin getrieben worden. Mehr als 50 der Meeressäuger, darunter ein Albino-Jungtier, seien zum Verkauf an Delfinarien und Vergnügungsparks ausgesondert worden. Die übrigen wurden in einer Nachbarbucht abgeschlachtet. In einem angrenzenden Hafen werden die Tiere zerlegt, das Fleisch wird verkauft.

Kritik von Yoko Ono

Die Bucht nahe Taiji war durch den Oscar-gekrönten Dokumentarfilm "Die Bucht" des Unterwasser-Fotografen Louie Psihoyos über das Gemetzel zu trauriger Berühmtheit gelangt. Die alljährlich zwischen September und März stattfindende Treibjagd stößt auf weltweite Empörung. Die neue US-Botschafterin in Japan, Caroline Kennedy, hatte über den Kurznachrichtendienst Twitter Kritik an der "Unmenschlichkeit" der Delfintötungen geübt.

Nun meldete sich auch die japanisch-amerikanische Multimedia-Künstlerin Yoko Ono, Witwe des Beatles-Sängers John Lennon, zu Wort. In einem offenen Brief an die Fischer von Taiji rief sie zu einem Ende der Schlachtungen auf. "Ich verstehe, wie Sie die Einseitigkeit des Westens, wütend auf Ihre traditionellen Fänge und Schlachtungen von Delfinen zu sein, empfinden müssen", schrieb sie. Die Gemetzel schadeten aber Japans internationalem Ansehen. "Die Zukunft Japans hängt von vielen Situationen ab, aber was Sie jetzt mit Delfinen machen, kann ein sehr schlechtes Verhältnis mit der ganzen Welt schaffen."

Regierung erlaubt Jagd

In Reaktion auf die ungewöhnliche Kritik durch die Botschafterin der USA verwies der Gouverneur der Provinz Wakayama, in der Taiji liegt, auf die Unterschiede in der Esskultur. Es sei "nicht angemessen" zu behaupten, dass nur die Jagd auf Delfine unmenschlich sei, sagte Yoshinobu Nisaka am Dienstag vor japanischen Journalisten und verwies auf die Schlachtungen von Rindern und Schweinen. Im übrigen unterlägen Delfine nicht dem seit 1986 geltenden Walfangverbot. Es sei die "Weisheit der Zivilisation, die Standpunkte anderer gegenseitig zu respektieren".

Am Vortag hatte bereits der Sprecher der japanischen Regierung, Yoshihide Suga, die Delfinjagd als Teil von Japans traditionellem Fischfang gerechtfertigt. Die Jagd werde "auf Grundlage des Gesetzes in geeigneter Weise" durchgeführt. Die Regierung erlaubt die Treibjagd und gibt Fangquoten aus. Danach dürfen Fischer in Taiji sowie einigen anderen Orten zwischen September und März bis zu 20.000 Delfine sowie andere kleine Wale töten. Viele Japaner essen allerdings kaum Wal- oder Delfinfleisch. Dies beschränkt sich meist auf die Walfangorte selbst.

(APA/dpa)

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