Ein Leben auf 2000 Watt

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Die 2000-Watt-Gesellschaft will den permanenten Energieverbrauch von 6300 auf 2000 Watt pro Person senken.

Wien. 2000 Watt. So viel Energie verbraucht weltweit jeder Mensch permanent. Gerecht verteilt ist dieser Durchschnitt natürlich nicht. Europäer kommen nämlich auf 6300 Watt, Amerikaner auf knapp das Doppelte. Die Schweizer 2000-Watt-Gesellschaft hat es sich vor etwas mehr als zehn Jahren zum Ziel gesetzt, den europäischen – genau genommen, den Schweizer und mittlerweile auch den österreichischen und deutschen – Wert dem weltweiten anzupassen.

Berücksichtigt wird dabei der gesamte Energieverbrauch, von Strom, Wärme und Mobilität – jeweils inklusive grauer Energie, also jener Energie, die zur Herstellung von Produkten und Infrastruktur benötigt wird.

Reduktion bis zum Jahr 2100

Die 2000-Watt-Gesellschaft hat ihr Ziel langfristig angesetzt: Bis zum Jahr 2100 soll es erreicht sein. Und: Auch der CO2-Ausstoß soll pro Person und Jahr auf eine Tonne reduziert werden.

Entwickelt wurde das Projekt im Rahmen des Programms Novatlantis der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ). Mittlerweile gibt es auch das Projekt Energiestadt, das sich an Gemeinden richtet. In Österreich hat zeitgleich ein ähnliches Projekt, „e5 – Programm für energieeffiziente Gemeinden“, gestartet. Aber zurück zur 2000-Watt-Gesellschaft, die mittlerweile auch österreichische Anhänger hat. In Vorarlberg hat sich die Stadt Feldkirch dem Projekt angeschlossen. Im Herbst des Vorjahres wurde dort eine Studie zum Thema in Auftrag gegeben und eine Arbeitsgruppe Luftreinhaltung, Energie und Klimaschutz eingerichtet.

Umgesetzt sollen die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft übrigens über drei Schwerpunkte werden: Effizienz (also weniger Energie für dieselben Zwecke), Konsistenz (erneuerbare statt fossiler Energie) und Suffizienz (den Energieverbrauch generell überdenken und reduzieren). Mittlerweile sind 330 Schweizer Gemeinden beteiligt, das sind zehn Prozent der Gemeinden, aber in diesen wohnt die Hälfte der Schweizer Bevölkerung. Am Beispiel Zürich wird deutlich, dass das kollektive Energiesparen funktioniert: Im Jahr 1990 hat man dort mit einem permanenten Verbrauch von 5300W pro Person begonnen. 2012 lag der Wert schon bei 4200W. Nora Herbst von der Fachstelle Zürich sagt: „Wichtig für die Stadt Zürich war dabei, die Stromproduktion auf erneuerbare Energie umzustellen.“ Wien ist bei derartigen Projekten noch nicht dabei – weder die 2000-Watt-Gesellschaft noch das Projekt „e5“ wurde hier bislang gestartet. (ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2014)

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