UNO: Ozonloch wächst nicht mehr

Belastung der Umwelt durch Industrieabgase
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Das Ozonloch wird seit 2000 nicht mehr größer. Sorgen bereiten nun aber die Ersatzstoffe für die ozonschädigenden Chemikalien.

Nach UNO-Prognosen erholt sich die Ozonschicht, die die Erde vor den krebserregenden UV-Strahlen der Sonne schützt. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnten wieder Ozonwerte in der Größenordnung der 1980er Jahre erreicht werden, heißt es in dem am Mittwoch präsentierten Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO).

Zwar öffnet sich das Ozonloch nach wie vor jeden September über der Antarktis. Doch anders als in den 1980er- und 1990er-Jahren wird es seit dem Jahr 2000 nicht mehr größer. Modellrechnungen hätten ergeben, dass die Ozonschicht ab dem Jahr 2050 wieder im Zustand von 1980 sein könnte, berichten die Wissenschaftler. "Dies sind gute Neuigkeiten", sagte Stefan Reimann von der Materialforschungsanstalt Empa in Dübendorf. "Das Verbot der ozonschädigenden Substanzen durch das Montreal-Protokoll hat gewirkt."

1985 war über der Antarktis eine klaffende Lücke in der Ozonschicht entdeckt worden, die die Erde vor krebserregender UV-Strahlung abschirmt. Schuld waren die unter anderem als Kühlmittel eingesetzten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs). Schon 1987 einigten sich die Politiker von fast 200 Staaten im Montreal-Protokoll auf ihr Verbot. Seither werden alle vier Jahre die Fortschritte zur Rettung der Ozonschicht überprüft. Der aktuelle Report ist der achte dieser Serie. Die Messungen belegen, dass die Konzentrationen der Ozonkiller wie erwartet zurückgehen.

Warnung vor neuen Substanzen

In der Stratosphäre ist dennoch nicht "alles in Ordnung". So wird im Report vor einer Reihe neuer Substanzen gewarnt. Während die FCKWs abnehmen, steigt die Menge an Fluorkohlenwasserstoffen (FKW), mit denen die ozonschädigenden Stoffe in den vergangenen 20 Jahren ersetzt wurden, um etwa sieben Prozent pro Jahr an. Das Problem: Sie sind bis zu 1000-mal stärkere Klimagase als CO2 und tragen somit stark zur globalen Erwärmung bei.

"Das Montreal-Protokoll hat - sozusagen 'nebenbei' - die Klimagasemissionen um das fünf- bis sechsfache des im Kyoto-Klimaschutzprotokoll angestrebten Ziels gesenkt", kommentierte Thomas Peter von der ETH Zürich. "Ein hoher FKW-Verbrauch wird diesen Nutzen für das Klima gefährden." Auch die FKW sollten deshalb in Zukunft ersetzt werden. Dazu gibt es neuerdings sogenannte HFO-Kältemittel etwa für Autoklimaanlagen. Sie sind weder ozon- noch klimaschädlich - zerfallen jedoch in die nicht-abbaubare Trifluoressigsäure. "Dies ist akut nicht bedenklich, aber bei nicht-abbaubaren Stoffen ist Vorsicht geboten", warnte Reimann. Sie müssten langfristig überwacht werden.

Mysterium: Tetrachlormethan

Ein Mysterium ist auch das ozonschädigende Gas Tetrachlormethan, das nicht wie erwartet um vier sondern nur um ein Prozent pro Jahr abnimmt. Es darf seit 1990 nur noch in geschlossenen Anlagen verwendet werden. Messungen deuten darauf hin, dass es weder aus Europa noch aus den USA stammt - offenbar gibt es noch unbekannte Quellen.

Unter dem Strich bietet sich folgendes Bild: Europa und die USA kühlen derzeit ihre Gebäude hauptsächlich mit den klimaschädlichen FKWs, während sich entwickelnde Länder wie China noch für einige Jahre die ozonschädigenden Kühlmittel der zweiten Generation einsetzen. Das Ozonloch dürfte sich zwar dank internationaler Anstrengungen wieder schließen, doch eine befriedigende, langfristige Lösung müsse auch den Klimaschutz einbeziehen, urteilte der Umweltchemiker Reimann.

(APA/sda)

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