"Dear tree": Melbournes Bäume erhalten Liebespost

Auch diesem Baum in Melbournes Innenstadt kann man ein persönliches Email schreiben.
Auch diesem Baum in Melbournes Innenstadt kann man ein persönliches Email schreiben.(c) Bloomberg (Carla Gottgens)
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In Melbourne haben alle 70.000 Bäume eine eigene Email-Adresse. Am meisten freuen sie sich über Post von Bewunderern - dann schreiben sie auch zurück. Das Projekt zeigt Australiens Umweltschutz von einer neuen Seite.

Im australischen Melbourne setzt die Stadtregierung in Sachen Umweltschutz offenbar auf die emotionale Bindung zwischen Mensch und Baum. Die städtische Försterei legte für jeden der 70.000 Bäume eine individuelle Registriernummer sowie eine Email-Adresse an. Der Grund: um so die Gesundheit der Bäume besser zu überwachen und schneller auf Meldungen über Beschädigungen zu reagieren. Doch statt Probleme zu melden, schreiben Melbournes Bewohner lieber Liebesbriefe an die teils über 100-jährigen Pflanzen.

"Ich liebe dich. Danke, Natur", "Ich wollte nur kurz danke sagen, dass Du ein so fantastischer Baum bist" oder "Hallo, Moreton Bay Fig, ich hoffe, Du magst den Sommer, und es ist nicht zu heiß für Dich," - Emails wie diese zeigen, wie Melbourner die Bäume ihrer Stadt schätzen, sagte der mit dem passenden Namen ausgestattete Gemeinderat von Melbourne, Arron Wood, gegenüber "Spiegel Online". Seit dem Start des Projektes im vergangenen Jahr haben die Stadtbäume bereits mehr als tausend Zuschriften erhalten. Ein Team von Mitarbeitern der Stadtbehörde beantwortet die besonders emotionalen Emails, etwa mit: „Danke, lieber Oliver, für Deine lieben Worte. Es geht mir gut. Einen schönen Tag wünscht dir Baum Nummer 1441724.“

Bäume bekämpfen "Hitzeinsel"-Effekt

Mit der Aktion wolle man Bewusstsein für den Stadtwald schaffen, meint Wood, denn dieser habe eine wichtige Aufgabe: Die Bäume - mehrheitlich australische Eukalypten - absorbieren Kohlendioxid aus der Atmospähre und helfen so, der Stadt bei Dürreperioden den spürbaren "Hitzeinsel"-Effekt zu bekämpfen. Da der Baumbestand der Innenstadt sehr alt ist, will die Försterei die bepflanzte Stadtfläche bis 2040 verdoppeln.

Um nun "seinen" Baum unter den 70.000 zu finden, wurde eine interaktive Stadtwald-Karte erstellt. Dort kann man jede Straße in Melbourne aufrufen sowie die einzelnen Bäume anklicken - und erfährt, wie alt der Lieblingsbaum ist und wie lange er voraussichtlich noch leben wird. Mit rot, orange und grünen Punkten sind die Bäume eingezeichnet, die Farben zeigen die geschätzte Lebensdauer an.

Klimaskeptiker kritisieren Projekt

Kritik an dem Projekt kommt von den Konservativen und Klimawandel-Skeptikern in Australien, unter ihnen Premierminister Tony Abbott. Sie bezeichnen es als "neue Methode, Steuergelder zu verschleudern" und meinen, es sei "keine Überraschung", dass die Aktion Teil einer Kampagne sei, um die Bevölkerung vor den Gefahren des Klimawandels zu warnen, heißt es auf "taz.de". Die konservative Klimaskeptikerin Jo Nova meint, die Bäume seien "Opfer von 20 Jahren dysfunktionaler Wissenschaften".

>> Bericht auf "Spiegel Online"

>> Bericht auf "taz.de"

(susa)

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