Ganges: Indiens heiliger Fluss stark verschmutzt

Religiöse Zeremonien am Ganges - die Verschmutzung dadurch wird nicht wahrgenommen.
Religiöse Zeremonien am Ganges - die Verschmutzung dadurch wird nicht wahrgenommen.(c) APA/EPA/STR (STR)
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Die hohe Verunreinigung des Ganges, ausgelöst etwa durch Bestattungen im Fluss oder Fäkalbakterien, sei "bedrohlich". Mit der "Clean India"-Kampagne soll auch der heilige Fluss langfristig gesäubert werden.

Für die Hindus ist der Ganges ein heiliger Fluss. Sie baden in seinem stark verschmutzten Wasser, um sich von ihren Sünden zu reinigen, und verstreuen die Asche ihrer Verstorbenen in seinen Fluten. Außerdem bedrohen täglich 3,6 Milliarden Litern Abwasser den indischen Fluss zu ersticken. Indiens Regierungschef Narendra Modi versucht mit seiner vor einem Jahr angekündigten "Clean India"-Kampagne ("Sauberes Indien" Indiens Image als eines der schmutzigsten Länder der Welt loswerden.

Zum Kampagnenstart, von der "Clean Ganga" ("Sauberer Ganges") ein Teil im vergangenen Herbst nahm Modi selbst einen Besen in die Hand und kehrte in einer Wohnanlage in der Hauptstadt Neu Delhi. Bis zum 2. Oktober 2019, zum 150. Geburtstag des für seine Reinlichkeit bekannten Freiheitshelden Mahatma Gandhi, soll Indien sauber werden. Doch davon sei man am Ganges weit entfernt: „Nennen Sie mir irgendein Bakterium, und Sie können darauf wetten: Ganga hat es in sich“, zitiert die "Süddeutsche Zeitung" einen Arzt aus der am Ganges gelegenen Stadt Varanasi.

Verschmutzung durch Fäkalbakterien

Die Verschmutzung des Ganges sei "bedrohlich": 500 Coli-Bakterien pro 100 Milliliter Wasser gelten in Indien als gerade noch unbedenklich für das Baden - dieser Wert werde etwa in Varanasi um das bis zu 3000-Fache überschritten. Magen-Darm-Infektionen seien die Folge. Wegen der steigenden Resistenzen werde es aber immer schwieriger, Medikamente für Keime aus dem Ganges zu finden.

Traditionelle Feuerbestattungen, nach denen die Asche der verbrannten Leichen im Ganges verstreut wird, stellen einen Grund für die Verschmutzung des Flusses dar. Noch drastischer: Viele arme Familien haben oft kein Geld für Brennholz und werfen die Leichen ohne Einäscherung oder halb verbrannt in den Ganges. Auch die Leichen von als heilig verehrten Männern werden traditionell unverbrannt im Wasser bestattet.

Die Umweltschützerin Mallika Bhanot von der Organisation Ganga Ahvaan zum Schutz des heiligen Flusses sagte dem Sender CNN-IBN außerdem, das größte Problem sei, dass der Ganges nicht mehr genug Wasser führe. Früher seien im Fluss bestattete Leichen abgetrieben worden. Heute gehe von den verwesenden Leichen aber eine massive Gesundheitsgefahr aus.

Putzen sei „Aufgabe aller 1,25 Milliarden Inder“

Um Indien laut Modi zu "putzen", sollen Staatsangestellte und Schüler jeweils hundert Stunden im Jahr damit verbringen, ihre Arbeitsplätze zu putzen. Es werde erwartet, dass sich etwa drei Millionen Staatsangestellte an der Aktion beteiligen werden. Es sei jedoch nicht allein die Aufgabe von Reinigungskräften, Indien sauber zu machen, sagte Modi bei der Auftaktkundgebung im vergangenen Herbst. "Es ist auch die Aufgabe aller 1,25 Milliarden Inder."

Die Regierung plant unter anderem, mehr Toiletten zu bauen. Offiziellen Schätzungen zufolge hat etwa die Hälfte der Menschen in Indien keinen Zugang zu Toiletten. Auch im 2600 Kilometer langen Ganges verrichten Menschen ihre Notdurft. Müll sowie Verschmutzung durch Waschmittel - auch die Wäsche wird im heiligen Fluss gewaschen - seien ebenfalls Gründe für die Verunreinigung des Flusses.

>> Website "Clean Ganga Fund"

>> Zum Artikel auf "Süddeutsche Zeitung"

(susa/APA/dpa)

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