„Busspurfahren und Gratisparken für Elektroautos“

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Laut Studie sind Rechte wichtiger als monetäre Anreize. "Gerade jene Trendsetter, die früh auf neue Techniken wie Elektromobilität umsteigen, sind auch bereit, ohne monetäre Anreize ein E-Auto zu kaufen."

Wien. In einer Großstadt ist das Autofahren zu den Stoßzeiten meist eine frustrierende Angelegenheit. Meter für Meter schiebt sich eine durchgehende Blechschlange mühsam durch die Straßen, in einer Geschwindigkeit, die nur knapp über jener eines Fußgängers liegt. Besonders bitter ist es dann, wenn die Nebenspur komplett frei ist, aber nur von Bussen oder Taxis befahren werden darf. Diese Situation, die in Wien sogar Justizminister als aufreibend empfinden, wird in Metropolen wie London oder New York noch einmal potenziert.

Geringe Reichweite kein Problem

Und genau hier sollten die Kommunen ansetzen, um den gewünschten Anstieg der Elektromobilität ohne große Kosten zu fördern, so das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey. „Gerade jene Trendsetter, die früh auf neue Techniken wie Elektromobilität umsteigen, sind auch bereit, ohne monetäre Anreize ein E-Auto zu kaufen. Für sie wären Anreize wie das Fahren auf der Busspur oder Gratisparken in der Innenstadt viel wichtiger“, so Studienautor Christian Malorny.

Dies treffe vor allem in westlichen Großstädten zu. Für die Studie untersuchte McKinsey die Zukunft der Elektromobilität in New York, Paris und Shanghai. Auch der Hauptnachteil von Elektroautos gegenüber konventionellen Fahrzeugen – die auf rund 150 Kilometer beschränkte Reichweite – sei für die sogenannten „Early Adopter“ (frühe Anwender) kein Problem, sagt Malorny. So würden jene Menschen, die als erste Elektroautos kaufen werden, meist ohnehin einen konventionellen Zweitwagen für längere Fahrten in der Garage haben.

Daher sei auch das Problem der fehlenden Lade-Infrastruktur am Anfang nicht so drängend. „Wir waren überrascht, wie flexibel und rational sich die Menschen gezeigt haben. Die Nutzer von Elektroautos gehen davon aus, dass sie anfangs ihre Fahrzeuge nur in der eigenen Garage laden können.“

Nach den Berechnungen der Studienautoren werden in den globalen Großstädten bereits 2015 rund 15 Prozent der Neuzulassungen Elektroautos oder Hybridfahrzeuge, die auch komplett elektrisch fahren können, sein. Ein wirkliches Massenphänomen wird die Elektromobilität jedoch „frühestens nach dem Jahr 2020“, sagt Malorny. Dann müsste es auch monetäre Förderungen des Staates geben, um Elektroautos für breitere Bevölkerungsschichten attraktiv zu machen. Der aktuelle Preisunterschied von rund 10.000 Euro bei vergleichbaren Fahrzeugen dürfte durch die technische Entwicklung zwar schrumpfen. Grundsätzlich werden Elektroautos aber noch lange teurer sein.

Bis 2020 sollte auch die Lade-Infrastruktur entsprechend ausgebaut sein. „Es gibt immer mehr Kaufhäuser oder Restaurants, die aus Werbegründen ihre Parkplätze mit Lademöglichkeiten ausstatten. Zusammen mit den Lademöglichkeiten in privaten Garagen und Parkhäusern wird so bald eine taugliche Infrastruktur entstehen. Öffentliche Ladestationen auf den Straßen wird es erst in späterer Zukunft geben“, so Malorny.

„Benzinauto lange nicht tot“

Anfangs wird Elektromobilität auf Großstädte beschränkt bleiben, ist man sich bei McKinsey sicher. Denn dort ist nicht nur der fehlende CO2-Ausstoß ein Vorteil. So emittieren E-Autos auch keine anderen Schadstoffe und sind leiser. „Das benzingetriebene Auto ist aber noch lange nicht tot“, sagt Malorny. Denn auch bei dieser Technologie gebe es noch viele Entwicklungsmöglichkeiten. „In Europa muss der CO2-Ausstoß des Verkehrs bis 2020 um 40 Prozent gesenkt werden. 33 Prozent werden durch verbesserte Verbrennungsmotoren kommen.“

Doch trotz aller Verbesserungsmöglichkeiten beim konventionellen Auto gehört die Zukunft der E-Mobilität, ist sich Malorny sicher. „Die Asiaten und auch die Amerikaner engagieren sich sehr stark in diesem Bereich. Die Europäer und vor allem die deutschen Hersteller müssen aufpassen, dass sie durch ihre technische Vormachtstellung bei Verbrennungsmotoren nicht den Sprung auf diesen Zug versäumen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2010)

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