Deutschland: Wohin mit 126.000 Fässern Atommüll?

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Der deutsche Umweltminister Röttgen will den Atommüll aus dem desolaten Lager Asse holen. Wo die radioaktive Altlast auf Dauer gelagert werden kann, ist jedoch noch unklar.

Das marode und immer wieder von Pannen heimgesuchte deutsche Atommülllager Asse in Niedersachsen soll als weltweit erstes dieser Art vollständig wieder ausgeräumt werden. Der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen sprach sich für die "vollständige Rückholung" der 126.000 Atommüllfässer aus, die von 1967 bis 1978 in dem Salzbergwerk deponiert wurden. "Im Hinblick auf die Langzeitsicherheit erscheint die vollständige Rückholung als die bevorzugte Variante für die Stilllegung Asse", sagte er der "Braunschweiger Zeitung". Umweltinitiativen begrüßten das geplante Vorgehen.

Wegen Einsturzgefahr und drohender Laugenzutritte will auch das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) den kompletten Atommüll aus dem Endlager Asse bei Wolfenbüttel zurückholen. "Dies ist die beste Variante beim weiteren Umgang mit den dort eingelagerten radioaktiven Abfällen", begründete BfS-Präsident Wolfram König am Freitag diese Entscheidung. Vorangegangen war ein Optionenvergleich, bei dem das BfS als Betreiber der Anlage verschiedene Varianten geprüft hatte.

Nach derzeitiger Einschätzung des Bundesamtes soll die Rückholung etwa zehn Jahre dauern. In einer ersten groben Schätzung seien dafür in einem Gutachten Kosten von zwei Milliarden Euro angesetzt worden. Untersucht worden war auch, ob die 126.000 Fässer mit schwach- und mittelaktivem Müll an ihrem jetzigen Standort in rund 500 bis 700 Meter Tiefe in dem ehemaligen Salzbergwerk sicher einbetoniert werden könnten oder ob eine Umlagerung in deutlich tiefere Schichten um 1000 Meter Langzeitsicherheit gewährleisten würde.

Säuft die Grube ab?

Zwischen 1967 und 1978 diente Asse als einziges deutsches Endlager für Abfälle der kerntechnischen Industrie, der Krankenhäuser und kerntechnischen Forschung. Seit 1988 gibt es einen täglichen Laugenzutritt von rund elf Kubikmetern. Das BfS kann nach eigenen Angaben nicht ausschließen, dass sich dieser Zutritt so steigert, dass die Grube absäuft. Das einsturzgefährdete Grubengebäude soll nun stabilisiert werden.

Röttgen betonte allerdings, dass vor einer endgültigen Entscheidung "einige Einlagerungskammern geöffnet und probeweise Abfallgebinde untersucht werden" müssen. Bisher seien die Kenntnisse zum Zustand der Abfälle mangelhaft, dies erschwere eine klare Entscheidung. Außerdem fehle ein umfassendes Notfallkonzept. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff begrüßte die geplante Öffnung des Atommülllagers Asse. "Wir hoffen, dass dieser Weg glückt und dass das machbar ist".

Der Zusammenschluss der Bürgerinitiativen der Region, der Asse-Koordinationskreis, befürwortet eine Bergung des Atommülls. Für ein Ausräumen der atomaren Altlast sprachen sich auch die Umweltorganisation Greenpeace und der Naturschutzbund Deutschland aus. Greenpeace sprach sich gegen eine spätere Endlagerung des Asse-Mülls im Schacht Konrad in Salzgitter aus. Auch der NABU erklärte: "Auch Schacht Konrad ist für den speziellen Asse-Müll nicht geprüft und genehmigt." Wo die Asse-Abfälle dann auf Dauer gelagert werden könnten, sei wissenschaftlich zu erforschen. Auch der Salzstock Gorleben komme dafür nicht infrage.

(Ag.)

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