Hintergrund: Die Gen-Kartoffel "Amflora"

Der Erdapfel soll qualitativ bessere Stärke produzieren. Ein Hauptkritikpunkt von Umweltschützern ist die Resistenz der Kartoffel gegen Antibiotika.

Seit Beginn des Zulassungsverfahrens im Jahr 1996 ist der vom deutschen Chemiekonzern BASF entwickelte Gentechnik-Erdapfel "Amflora" umstritten. Laut BASF kann die Kartoffel mehr und qualitativ bessere Stärke erzeugen. Als Speisekartoffel ist "Amflora" ungeeignet, kann aber als Futtermittel verwendet werden. Künftig soll "Amflora" dazu beitragen, den Bedarf an reiner Amylopektinstärke zu decken.

Herkömmliche Kartoffeln produzieren ein Stärkegemisch aus Amylopektin und Amylose. In vielen technischen Anwendungen der Papier-, Garn- oder Klebstoffindustrie ist laut BASF aber reines Amylopektin vorteilhaft, weil es nicht geliert. Eine Trennung des Stärkegemischs ist laut dem Chemiekonzern unwirtschaftlich.

Die Industrie profitiert nach Angaben von BASF von hochwertiger "Amflora"-Stärke, diese könne z. B. Papier mehr Glanz verleihen. Außerdem könnten Beton und Klebstoffe mit Hilfe von Amylopektinstärke länger verarbeitet werden; industrielle Prozesse würden so optimiert. Laut dem deutschen Naturschutzbund (NABU) ist die Zulassung von "Amflora" aber überflüssig, weil bereits konventionell gezüchtete Kartoffeln mit vergleichbaren Eigenschaften auf dem Markt sind.

Resistenz gegen Antibiotika als Kritikpunkt

Umweltschützer warnen auch vor einem Resistenzgen gegen Antibiotika, darunter gegen ein Antibiotikum, das zu den wichtigsten Arzneimitteln gegen Tuberkulose gehört, wie die Umweltschutzorganisation Global 2000 am Dienstag erklärte. Die Übertragung dieses Resistenzgens auf Bakterien des Magen-Darm-Trakts sei nicht auszuschließen, sagte z. B. der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Dagegen verweist BASF auf mehrere Einschätzungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), wonach "Amflora" für Mensch, Tier und Umwelt sicher sei.

Außerdem bezweifeln Umweltschützer, dass sich herkömmliche und genmanipulierte Kartoffeln konsequent trennen lassen: So habe ein die "Amflora" anbauender Landwirt im deutschen Mecklenburg-Vorpommern bereits Aussaatflächen verwechselt: "Daraufhin musste BASF auf 20 Hektar Fläche die Knollen vernichten", hieß es seitens Global 2000.

(APA)

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