450 neue Atomkraftwerke bis 2030

neue Atomkraftwerke 2030
neue Atomkraftwerke 2030(c) AP (FERDINAND OSTROP)
  • Drucken

Frankreich will groß mit Atomtechnologie verdienen. Sarkozy sei überzeugt, dass die Weitergabe von Atomtechnik einer besseren Verteilung der Reichtümer diene.

Wien (mar/ag.). Die Atomkraft scheint wieder zu boomen. Laut Weltnuklearverband WNA werden bis zum Jahr 2030 weltweit 450 neue Kernkraftwerke gebaut werden – ein Markt mit hunderten Milliarden Euro. Und auf dem will Frankreich dick vertreten sein: Unter Vorsitz von Präsident Nicolas Sarkozy fand in Paris eine zweitägige Konferenz zum Thema Atomenergie statt, auf der der Staatschef höchstselbst für die heimische Technologie warb. Paris hatte sogar einst geächtete Länder wie Syrien und Libyen zur Konferenz geladen.

„Frankreich will mit allen Ländern kooperieren, die zivile Nukleartechnik wollen“, sagte Sarkozy. Er sei überzeugt, dass die Weitergabe von Atomtechnik einer besseren Verteilung der Reichtümer diene. Daher sollen sich auch Entwicklungsbanken wie die Weltbank oder die europäische EBWE an der Finanzierung von AKW beteiligen: „Es ist ein Skandal, dass internationale Organisationen kein Geld für solche Projekte bereitstellen.“

80 Prozent aus Atomstrom

Frankreichs primäres Motiv bei seinem Einsatz für mehr Atomkraft dürfte freilich weniger die Entwicklungshilfe als vielmehr Geschäftsinteressen sein. Einige Vertreter der 65 Länder, die nach Paris gekommen waren, fühlten sich an eine Werbeveranstaltung für französische AKW-Technik erinnert. Das Land deckt mit seinen 58 AKW knapp 80 Prozent des Energiebedarfs, so viel wie kein anderer Staat der Welt.

Probleme mit der Technologie– Risiken bei der Produktion, die ungelöste Frage der Endlagerung des radioaktiven Abfalls und Fachkräftemangel – fanden bei der Konferenz kaum Erwähnung; ebenso wenig der Aspekt, dass die friedliche Nutzung der Atomkraft auch die militärische erleichtert, was eine der großen Sorgen beim Atomprogramm des Irans ist.

Laut der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO, die die 450 neuen AKW bis 2030 weder bestätigt noch dementiert, sind derzeit 56 Atomkraftwerke in Bau. Mehr als 60 Länder prüfen eine erstmalige Einführung der Technologie.

In Europa wird derzeit ein Atomkraftwerk in Finnland gebaut; Rumänien und Bulgarien planen jeweils zwei Kraftwerke. Die Slowakei will das AKW Mochovce ausbauen, und Großbritannien will bis 2023 zehn neue Kernkraftwerke errichten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.