Feinstaub: Kärnten für Feuerwerksverbot

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Die Knallerei zu Silvester belastet die Luft in Beckenlagen über mehrere Tage. Kärntens Landeshauptmann Dörfler fordert nun Bürgermeister zum Handeln auf. Pkw-Fahrverbote kommen für ihn "keinesfalls infrage".

Wien. Das mitunter skurrile Verwirrspiel um die Verantwortung im Kampf gegen den Feinstaub geht in den nächsten Durchgang. Während die EU den Bund, der Bund wiederum die Länder zuständig sieht, nimmt der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler im Gespräch mit der „Presse“ nun die Gemeinden in die Pflicht: „Die Bürgermeister sollten zur Einhaltung geltender Grenzwerte ernsthaft über ein Verbot von Feuerwerken nachdenken.“

Hintergrund der Forderung ist die Feinstaubwolke, die seit Jahresbeginn über Teilen von Kärnten, Wien und der Steiermark liegt. Bereits vergangenes Wochenende schöpfte Graz das erlaubte Jahreskontingent von 25 Grenzwertüberschreitungen aus. Am Dienstag folgte Wolfsberg. Leibnitz, Klagenfurt und Ebenthal (ebenfalls Kärnten) stehen mit 25 beziehungsweise 24 Überschreitungen (Stand: Mittwochabend) unmittelbar davor.

Was auf den ersten Blick mitunter seltsam anmutet, hat einen nüchternen Hintergrund: Während der Knallerei zum Jahreswechsel steigt der Ausstoß von Partikeln mit einer Korngröße kleiner oder gleich zehn Mikrometer (PM10) exorbitant an. Herrscht dazu (wie heuer) in den betroffenen Beckenlagen ungünstiges Wetter, kann sich die Belastung mit Feinstaub über Tage halten. In Klagenfurt, Wolfsberg und Graz dauerte es vier Tage, um überhaupt wieder in die Nähe des erlaubten Schwellenwertes von 50 Mikrogramm PM10 pro Kubikmeter Luft zu kommen.

Wie „schmutzig“ ist der Verkehr?

Dörfler glaubt, mit einem Verbot von Feuerwerken die Zahl der Tage mit Grenzwertüberschreitungen über den Jahresverlauf derart reduzieren zu können, um die Vorgaben des Bundes wieder einzuhalten. Fahrverbote für Pkw kommen für den Landeshauptmann „keinesfalls infrage“. Er beruft sich dabei auf Studien der Technischen Universität Wien, wonach die Hauptverursacher von Feinstaub Industrie und private Holzheizungen sind (gemeinsam 80Prozent). Der Verkehrssektor ist für 20Prozent des Feinstaubs verantwortlich, etwa ein Viertel davon stammt von Diesel-Pkw.

Eine Darstellung, der Martin Blum vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) widerspricht. „In Graz beträgt der Anteil des Verkehrs am Feinstaub bis zu 60Prozent.“

Ein leitender Beamter aus dem Umweltressort eines betroffenen Bundeslandes relativiert im Gespräch mit der „Presse“ beide Positionen. Der Streit um den Anteil des Autos am Feinstaubproblem sei „leider stark ideologiegetrieben“. Die Öffentlichkeit solle wissen, dass sich viele Messstellen mit Grenzwertüberschreitungen an stark befahrenen Straßen befinden. „Die Ergebnisse von dort sind genauso zu werten wie die Feststellung, dass es in der Nähe einer Schweinemast stinkt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2011)

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