Glühlampen: Stell dir vor, es geht das Licht aus

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Ab Donnerstag dürfen keine herkömmlichen 60-Watt-Birnen mehr produziert werden. Die erste Generation einer brauchbaren Alternative kam aber gerade erst auf den Markt. Handel erwartet keine Panikkäufe.

Wien. Die Verfechter der Glühlampe können sich dieser Tage mit dem Lied aus dem Hans-Moser-Film „Hallo Dienstmann“ trösten: „Stell dir vor, es geht das Licht aus. Keine Angst, es geht noch nicht aus.“ Denn ab heute, 1. September, darf zwar die bisher meistverbreitete Glühbirne mit 60 Watt nicht mehr produziert werden. Doch der Verkauf geht noch so lange weiter, bis alle Lager leer sind. Wer den Umstieg auf Sparlampen verweigert, kann Glühbirnen also noch einige Monate lang kaufen und dann so lang horten, wie er will.

Diese Übergangsphase ist freilich auch notwendig, da die Entwicklung wirklich effizienter Sparlampen, die auch den Konsumentenwünschen entsprechen, bisher nicht befriedigend funktioniert hat. Die EU-Regierungen haben zwar beschlossen, dass ab 2009 die energieintensiven Glühlampen schrittweise einer Alternative weichen müssen (siehe Grafik). Doch die ersten produzierten Sparlampen gaben ein weit schlechteres Licht, brauchten viel länger beim Einschalten und enthielten das hochgiftige Quecksilber. Eine Welle der Verärgerung und Panikkäufe waren die Folge.

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Im Fachverband der Elektroindustrie ist man optimistisch, dass sich das emotionale Thema Glühbirne bald entschärfen wird. „Wir erwarten diesmal keine Panikkäufe wie 2009.“ Mit ein Grund ist, dass langsam auch bessere Ersatztechnologien wie etwa die Halogen- oder nun LED-Lampen auf den Markt kommen, die Konsumentenwünsche weit besser befriedigen als die schwierig entsorgbare Kompaktleuchtstofflampe, die auf der Technik der Leuchtstoffröhre beruht.

Die neuen Lampen sind frei von gefährlichen Chemikalien, haben eine bedeutend bessere Wärmeableitung und sind noch dazu effizienter. Die Ersparnis einer LED-Lampe gegenüber einer Glühlampe liegt bei bis zu 90 Prozent. Im Juli kam die erste lichtstarke LED-Lampe auf den Markt. Ihre Leuchtkraft entspricht einer 100-Watt Lampe, sie verbraucht aber nur 10 Watt. Baumärkte wie beispielsweise „Baumax“ haben LED-Leuchten bereits im Sortiment. Gleichzeitig liegt aber auch noch eine ausreichend große Menge von 60-Watt-Glühlampen in ihren Lagern. „Wir bewerben diese Lampen aber nicht mehr, weil wir auf das Energiethema setzen“, so eine Sprecherin von „Baumax“. Auch ein paar 75-Watt-Lampen, die seit vergangenem Jahr nicht mehr produziert werden dürfen, seien noch zu haben.

Trotz des Aus für die 60-Watt-Lampe erwarten die heimischen Baumärkte keine Hamsterkäufe mehr. Am gestrigen Mittwoch, so hieß es bei Baumax, wurde lediglich in einem Markt in Linz eine größere Menge an Glühbirnen erworben. Vielleicht werde das in den nächsten Tagen etwas mehr. „Den großen Boom wie vor zwei Jahren erwarten wir aber diesmal nicht.“

Osram erhöht Preise

Zum gleichen Zeitpunkt wie das in Kraft getretene Produktionsvorbot für die 60-Watt-Glühbirne hat einer der größten Energiesparlampen-Hersteller, Osram, die Preise für Kompaktleuchtstofflampen um bis zu 25 Prozent erhöht. Der Konzern begründet diese „außerordentliche Preiserhöhung“ mit einem drastischen Preisanstieg bei sogenannten „seltenen Erden“. Aus ihnen wird der Rohstoff für Leuchtstoffröhren und herkömmliche Energiesparlampen gewonnen.

Deutlich teurer sind einstweilen noch LED-Lampen. Während für eine 60-Watt-Glühbirne nur zirka 60 Cent bezahlt werden müssen, kostet eine LED-Lampe in dieser Stärke derzeit bis zu 50 Euro. Die Branche erwartet aber eine kontinuierliche Preissenkung bei dieser Technik.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 1. September 2011)

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