Die Energieeffizienz nimmt seit zwei Jahren ab, sagt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem aktuellen „World Energy Outlook“. Noch bis zum Jahr 2017 bleibt Zeit für das internationale Zwei-Grad-Ziel.
Wien/Jaz. Nachdem die Wirtschaftskrise 2009 erstmals seit Langem den Trend steigender CO2-Emissionen abgebremst hatte, legte der weltweite Energieverbrauch im Vorjahr wieder um fünf Prozent zu. Dies führte zu einem Rekordausstoß von 30,6 Gigatonnen Kohlendioxid, wie die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem aktuellen „World Energy Outlook“ schreibt. Auch der Sprung von 2009 auf 2010 war größer als je zuvor innerhalb eines Jahres gemessen.
Grund dafür war jedoch nicht nur die Erholung der Weltwirtschaft. Auch die „globale Energieeffizienz hat sich zum zweiten Mal in Folge verschlechtert“, schreibt die IEA weiter. Dies, obwohl gerade mehr Energieeffizienz in vielen Fällen nicht nur CO2, sondern auch Kosten spart. Den Hauptgrund für den verschwenderischen Umgang mit Energie hat die IEA in den staatlichen Subventionen für fossile Energie ausgemacht. Mit über 400 Billionen US-Dollar werden vornehmlich in Schwellen- und Entwicklungsländern die Gas- oder Benzinpreise gefördert. „Dadurch kostet ein Liter an der Tankstelle oft nur wenige Euro-Cent“, sagte Fatih Birol, Chefökonom der in Paris ansässigen Agentur zur „Presse“. Und bei solchen Preisen gäbe es auch in armen Ländern keinen Anreiz zu sparen.
Welt befindet sich auf Sechs-Grad-Trend
Für das internationale Klimaziel – eine Steigerung der CO2-Konzentration auf maximal 450 Teilchen pro Million (ppm), um so den Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen – gibt es laut IEA ein Zeitfenster von lediglich fünf Jahren. „Die heute bereits in Betrieb befindlichen Fabriken und Kraftwerke emittieren über ihre Lebensdauer bereits 80 Prozent jener CO2-Emissionen, die wir maximal ausstoßen dürfen, um dieses Ziel zu erreichen“, sagt Birol. Wird der bisherige Trend bei der Energienutzung fortgeführt, „dann fällt 2017 die Tür zum Zwei-Grad-Ziel für immer zu“. Derzeit würde sich die Welt noch auf dem Trend in Richtung einer Klimaerwärmung um durchschnittlich sechs Grad Celsius befinden – zumindest laut den bisherigen Klimamodellen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2011)