Klimagipfel: Dramatische Appelle, zurückhaltende USA

Ein Aktivist demonstriert in Durban.
Ein Aktivist demonstriert in Durban.(c) Reuters (Siphiwe Sibeko)
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Die US-Delegation will beim Kilmagipfel in Durban offenbar nicht über ein konkretes Kyoto-Nachfolgeabkommen verhandeln.

Mit dramatischen Appellen von Politikern und Umweltschützern für mehr Klimaschutz hat im südafrikanischen Durban der 17. UN-Klimagipfel begonnen. Für Afrika gehe es im Kampf gegen den Klimawandel "um Leben und Tod", sagte Südafrikas Präsident Jacob Zuma zum Auftakt am Montag. Die US-Delegation will dagegen in Durban gar nicht über ein konkretes Kyoto-Nachfolgeabkommen verhandeln.

Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre sei niemals höher, die Auswirkung des Klimawandels niemals deutlicher und die Notwendigkeit zum Handeln niemals dringender gewesen als heute, betonte die Leiterin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres. Insbesondere den Verletzlichsten müsse signalisiert werden, dass etwas für sie getan werde.

Trotz der eindringlichen Worte dominierten skeptische Stimmen den Start der Konferenz, zu der etwa 20.000 Delegierte, Experten, Politiker, Funktionäre und Journalisten aus rund 190 Staaten gekommen sind. Im Mittelpunkt der zwölftägigen Veranstaltung steht das Bemühen um ein Folgeabkommen für den Kyoto-Vertrag, der Ende 2012 ausläuft.

>> Hintergrund: Worüber verhandelt wird

USA und China sträuben sich

Vor allem in den USA und in China ist der Widerstand gegen international verbindliche Regeln zur Begrenzung der Treibhausgase groß. Für die USA gehe es in Durban vor allem um die Ausgestaltung der bei dem vorangegangenen Klimagipfel in Cancun vereinbarten Punkte, betonte US-Unterhändler Jonathan Pershing in Durban.

Dazu gehört die Errichtung eines Fonds, der 100 Milliarden Dollar (74 Milliarden Euro) pro Jahr ab 2020 bereitstellt. Damit sollen ärmeren Staaten die Anpassung an den Klimawandel und klimafreundliche Entwicklungsprojekte erleichtert werden. "Das wäre ein beachtlicher Schritt vorwärts im Kampf gegen den Klimawandel", sagte Pershing. Zu Verhandlungen über international rechtlich verbindliche Abmachungen seien die USA derzeit nicht bereit. Zunächst müssten viele andere Fragen geklärt werden.

Südafrikas Präsident Zuma forderte von der internationalen Gemeinschaft rasche Entscheidungen zum gemeinsamen Vorgehen gegen den Klimawandel und seine Folgen. Aufgrund der globalen Erwärmung drohe die Agrarproduktion in vielen afrikanischen Ländern bis 2050 um die Hälfte zu sinken, warnte er. Auch Südafrika leide vermehrt unter extremen Wetterphänomenen, etwa unter enormen Niederschlägen in einigen Regionen mit verheerenden Überschwemmungen als Folge.

Inselstaaten pochen auf Einigung

Auf eine rasche Einigung auf ein neues Klimaschutzabkommen haben indes die Inselstaaten gepocht. Es sei ihre "moralische und ethische Pflicht", alle Entscheidungen abzulehnen, die nicht ihr Überleben garantierten, erklärte die Allianz der Kleinen Inselstaaten (AOSIS) am Montag.

"Warum sollten wir einem Abkommen zustimmen, dass langfristig und unvermeidlich unser eigenes Verschwinden zur Folge hätte?", fragte die AOSIS-Präsidentin Dessina Williams in einer kurz vor Beginn der Konferenz im südafrikanischen Durban veröffentlichten Erklärung. Eine Einigung sei "dringend". Die Inselstaaten weigerten sich, bis 2020 darauf zu warten, dass die großen Industriestaaten ein verpflichtendes Abkommen zur Reduzierung ihres Kohlendioxidausstoßes akzeptierten.

Hilfsorganisationen sehen schon "bitteren Vorgeschmack"

Die Hilfsorganisation Oxfam warnte, die jüngsten Wetterturbulenzen seien nur ein "bitterer Vorgeschmack" auf weitere Folgen des Klimawandels. In den vergangenen 18 Monaten habe es infolge von Dürren drastische Preisschübe bei Grundnahrungsmitteln gegeben, die für Millionen Menschen ein Abgleiten in die Armut bedeuteten. Oxfam drängte die Konferenzteilnehmer auch zu einer Einigung beim sogenannten Grünen Klimafonds.

Caritas international forderte unterdessen eine Ausweitung der Katastrophenvorsorge in den von Wetterextremen besonders betroffenen Regionen. "Die dramatische Zunahme von Überschwemmungen, Dürren und schweren Stürmen kann für die Betroffenen nur durch verstärkte Katastrophenprävention abgemildert werden", erklärte Oliver Müller, der Leiter des Hilfswerks der deutschen Caritas. Karin Kortmann von der Organisation Care nannte die Verhandlungen einen "Poker mit dem Leben von Millionen Menschen".

Die Umweltstiftung WWF warnte vor dem Verschwinden vieler Wälder. Der WWF rechnet bis 2030 mit einem Verlust von 1,25 Millionen Quadratkilometern Wald. Die gigantische Abholzung setze mehr Emissionen frei als der gesamte Verkehr in der Welt.

(APA)

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