Ubimet: Die Herren über das Unwetter

Ubimet Herren ueber Unwetter
Ubimet Herren ueber Unwetter(c) APA (Stefan Kiefer)
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Die Unwetterzentrale der Ubimet hat derzeit Hochbetrieb. Dass das Geschäft mit den Gewitter weniger wird, glaubt Geschäftsführer Spatzierer nicht. Ein Lokalaugenschein.

Wien. Die Meteorologen verstecken ihre Passion ganz gut. Denn würden die Bildschirme in der Ubimet-Unwetterzentrale nicht bunte Wetterkarten zeigen, könnte man in dem Büro in Wien Brigittenau auch jede andere Firma vermuten. Die Schreibtische sind sauber und leer – nicht einmal Familienfotos finden sich auf den Tischen. Lediglich das ein oder andere Kaffeehäferl steht herum, hin und wieder liegt ein Atlas – schön parallel zur Tischkante – auf dem Schreibtisch.

Fotos an den Wänden von spektakulären Wetterbildern vermisst man hier ebenso wie beeindruckende technische Geräte, die wild blinken und leuchten. „Die Informationen kommen über eine ganz normale Internetleitung“, sagt Manfred Spatzierer, Geschäftsführer der Ubimet, während er durch die nüchternen Räumlichkeiten führt.

26 Meteorologen sind bei der Unwetterzentrale in der Dresdner Straße beschäftigt. Insgesamt hat die Ubimet in ganz Österreich rund 100 Mitarbeiter. Gearbeitet wird im Schichtdienst, die Wetterlage bestimmt die Anzahl der diensthabenden Mitarbeiter. Meist sitzen – zu jeder Tageszeit – rund 16 Meteorologen vor ihren Bildschirmen. Jeder Mitarbeiter – die meisten sind männlich – hat zwei Bildschirme zur Verfügung auf denen die aktuellen Wetterlagen beobachtet werden. „Um eine Vorhersage zu machen, muss man sich zuerst einen Überblick darüber verschaffen, wie die Lage derzeit aussieht. Dazu werden Satelliten-, Radar- und Stationsdaten verwendet“, sagt Spatzierer und deutet auf eine Wetterkarte, die Gewitter in Polen anzeigt. Danach interpretiert der Meteorologe die Daten, entscheidet sich für ein Wettermodel und gibt eine dementsprechende Wetterwarnung aus. „Das unterscheidet uns auch von anderen Anbietern. Bei uns sitzen Menschen, die das vorhersagen, und keine Maschinen“, sagt Projektmanager Stefan Eisenbach.

Drei Millionen Unwetter-SMS

In den vergangenen Tagen herrschte bei den Meteorologen Hochbetrieb. Je nach Kunde – etwa Versicherungen, Veranstaltungen oder die ÖBB – erfolgt die Betreuung beziehungsweise Information via SMS, E-Mail oder gar persönlich. Die Seefestspiele Mörbisch etwa haben einen eigenen Meteorologen vor Ort, der nicht selten darüber entscheidet, ob gespielt werden kann oder nicht.

„Seit Mitte Juni haben wir drei Millionen SMS mit Unwetterwarnungen verschickt. Seit 1. Jänner waren es insgesamt 5,5 Millionen, der Großteil ist also im Juni passiert“, sagt Spatzierer. Je kleiner ein Unwetter ist, desto schwieriger lässt es sich voraussagen. Bei einer Ausdehnung von zehn Kilometern etwa lässt sich das oft erst 40 Minuten vorher voraussagen. Größere Unwetter, die gleich mehrere Regionen umfassen, sind schon 36 bis 48 Stunden vorher sichtbar. Für den Meteorologen machen aber die kleinen Gewitter genauso viel Arbeit wie große. „Für uns macht es keinen Unterschied, ob ein Gewitter stark oder schwach ist, sondern wie viele es sind. Via Satellit wird sichtbar, ob es nur ein Zentrum gibt, oder einen Verband aus mehreren Zentren.“

User schicken Hagelfotos

Die Wetterdaten erhält die Ubimet übrigens nicht nur von nationalen und internationalen Wetterstationen, sondern auch von ganz normalen Usern, die etwa Fotos von Hagelkörnern schicken. „An normalen Tagen melden sich etwa 10.000 User bei uns, in den letzten Tagen waren es an die 300.000 pro Tag“, sagt Eisenbach. Nicht nur deshalb ist eine Etage des dreistöckigen Büros für die IT reserviert.

Dass Gewitter und Unwetter häufiger werden, will Spatzierer nicht bestätigen. „Es gibt uns erst seit acht Jahren. Es wäre unseriös, da irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Aber sagen wir es so: Es fiele mir schwer zu sagen, dass, wenn es wärmer und feuchter wird, die Gewitter weniger werden sollen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2012)

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