Apothekerkammer: Influenza-Impfstoff knapp

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Jedoch bestehe kein Grund für Besorgnis. Die "gesperrten" Novartis-Impfstoffe könnten bald wieder freigegeben werden.

Es gibt - vorerst - eine Knappheit an Influenza-Impfstoff in Österreich. Dies sagte am Mittwoch der Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, Christian Müller-Uri, gegenüber der Austria Presse Agentur. Im Gesundheitsministerium erklärte man allerdings, erst vergangene Woche hätten alle in Österreich am Impfwesen Beteiligten - auch Apothekerkammer und Großhandel - einhellig erklärt, dass es keine Engpässe bei den Influenza-Impfstoffen gebe. Im Übrigen bestehe keinerlei Grund für irgendeine Besorgnis.

Für die Apothekerkammer ist das von ihr konstatierte vorläufige Knappwerden durch den Ausfall einer gesamten Charge (Baxter) und dem vorläufigen Verwendungsstopp für zwei Novartis-Vakzine wegen möglicher Qualitätsmängel ausgelöst worden. "Jetzt ist es soweit. In den österreichischen Apotheken ist der Influenza-Impfstoff knapp. Aber die Menschen sollten vorerst in Ruhe abwarten", sagte Müller-Uri.

Kein akuter "Impfdruck"

Dazu die Sektionsleiterin für öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, Pamela Rendi-Wagner: "Es ist aber zu erwarten, dass eine erneute Freigabe der Novartis-Impfstoffe Ende dieser oder Anfang nächster Woche erfolgt. Wir haben vergangene Woche eine Sitzung mit allen Beteiligten gehabt. 500.000 Dosen an Influenza-Impfstoff sind in Österreich bereits ausgeliefert - und zwar an Großhandel und Apotheken. Im letzten Jahr wurden 600.000 Dosen verimpft. Es besteht für Risikogruppen kein Versorgungsproblem. Es ist sicher nicht so, dass wir in ganz Österreich keinen Impfstoff haben. Wir haben auch keine Influenza-Aktivität. Deshalb besteht derzeit auch kein akuter 'Impfdruck'." Man könne ein paar Tage warten oder eine andere Apotheke aufsuchen, wenn regional ein Problem auftauche.

Für Beunruhigung ist auch laut den Virologen derzeit kein Grund gegeben. "Es gibt in Österreich derzeit keine Influenza-Aktivität, auch nicht in ganz Europa", erklärte Monika Redlberger-Fritz vom Department für Virologie der MedUni Wien. Auch Müller-Uri betonte, dass man derzeit ruhig abwarten könne. Es mache keinen Sinn, für den Einzelnen, jetzt hektisch wegen Influenza-Impfstoffs aktiv zu werden. In Österreich tritt die saisonale Influenza zumeist frühestens im Dezember auf, oft erst nach dem Jahreswechsel.

Anfang Oktober schon Baxter-Ausfall

Hinter der aber auf jeden Fall zwischenzeitlich misslichen Situation stecken offenbar mehrere Faktoren. Der Apothekerkammer-Vizepräsident: "Anfang Oktober fiel die gesamte Charge des Impfstoffes 'Inflexal V' von Baxter aus." Am 24./25. Oktober kam es dann - von Italien ausgehend - zum Auslieferungs- und Verwendungsstopp für die Novartis-Impfstoffe "Sandovac" und "Fluad". In Bulk-Ware von Sandovac, die auch für die Herstellung von" Fluad" verwendet wurde, war Partikelbildung festgestellt worden. Zwischenfälle wurden keine beobachtet. Bei der Vakzine "Fluad" kommt zu den normalen Antigenen von Influenza-Viren, die auch in Sandovac enthalten sind, noch ein Adjuvans hinzu, das die Immunantwort verstärkten soll. Dieser Impfstoff wird Senioren besonders empfohlen, weil ihr Abwehrsystem schlechter auf die Impfung anspricht.

Freigabe im Ausland

Müller-Uri: "In der Schweiz, in Großbritannien und in Kanada sind diese Impfstoffe aber mittlerweile wieder freigegeben. (DiePresse.com berichtete) Wir warten, was die österreichische Behörde entscheidet. (...) Wir warten auf die Freigabe." Die beiden "gesperrten" Vakzine machen etwa 30 Prozent des Marktvolumens aus.

Neben den bereits genannten Vakzinen gibt es noch "Optaflu" (ebenfalls Novartis), das von der Problematik nicht betroffen ist, aber nur in geringen Mengen nach Österreich geliefert wurde. Hinzu kommen noch "Fluarix" (GlaxsoSmithKline) und "Influvac" (Abbott). Bei "Optaflu" soll es eine Nachlieferung geben, für die beiden anderen Vakzine ist nichts mehr zu erwarten, so der Kammer-Vizepräsident.

Das Problem liegt darin, dass Influenza-Vakzine von den Pharma- und Biotech-Konzernen nicht laufend, sondern immer nur während eines relativ kurzen Produktionszeitraums hergestellt werden. Damit sind die Kapazitäten begrenzt. Die Auslieferung in die einzelnen Länder erfolgt im Grunde nach den jeweiligen Markterwartungen auf der Basis der Zahlen des Vorjahres.

(APA)

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