Kupferdiebstahl ist "permanentes Kriminalitätsfeld"

Kupferdiebstahl hat sich in den letzten Jahren einen Fixplatz in der Kriminalitätsstatistik erarbeitet.
Kupferdiebstahl hat sich in den letzten Jahren einen Fixplatz in der Kriminalitätsstatistik erarbeitet.(c) EPA (Maurizio Gambarini)
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Der Diebstahl von Buntmetall gilt in Österreich mittlerweile als Fixpunkt der Kriminalitätsstatistik. In den letzten Woche häuften sich die Fälle.

Erst am Donnerstag ist ein Kupferdieb-Duo in Wien-Simmering in flagranti erwischt worden. Wie die Polizei am Freitag berichtete, wurden die beiden Männer (27 und 51 Jahre alt) dabei beobachtet, wie sie auf einem Firmengelände Kupferkabel auf einen Lkw verluden. Unmittelbar danach klickten die Handschellen.

In diesem Fall hat der Sicherheitsdienst des Unternehmens in der Leberstraße die Polizei verständigen können. Die beiden Männer wurden festgenommen. Sie hatten 80 Kilo Kabel abmontiert.

Doch nicht alle Täter werden geschnappt. Wo Metalle sind, wird zugeschlagen. Ob Firmengelände, Friedhöfe oder Gleisanlagen des öffentlichen Verkehrs. Laut dem aktuellen Sicherheitsbericht des Bundesministeriums für Inneres (BMI) von 2011, der Anfang August publiziert wurde, hat sich der Diebstahl von "Buntmetall" - zu dem Kupfer zählt - in Österreich als "permanentes Kriminalitätsfeld" etabliert.

Wenn sich die meist aus dem benachbarten Ausland agierenden Täter an Erdungskabeln der Bundesbahnen oder Signalkabeln der Wiener Linien zu schaffen machen, sind die Folgeschäden besonders hoch.

Schäden und ihrer Relation

"Die auf solche Art gestohlenen Mengen stehen in keiner Relation zu den Kosten, welche die Wiederherstellung dann erfordern", sagte der Sprecher des Bundeskriminalamts (BK), Mario Hejl, der Austria Presse Agentur. Immer wieder wurden etwa die ÖBB in den vergangenen Jahren Opfer von Kupferdiebstählen. 2,4 Millionen Euro betrug der Schaden 2011 und im ersten Halbjahr 2012 bereits 1,3 Millionen. Großteils sehen es die Kriminellen dabei auf die Erdungskabel ab, sagte ÖBB-Sprecher Herbert Ofner. Diese meist rund drei Meter langen Kabel werden nicht selten über mehrere Kilometer von Hunderten Masten abgeklemmt. Bei einem Kupferpreis, der sich derzeit auf rund 5,7 Euro pro Kilogramm für reines Kupfer bewegt, sind bei dieser Variante des "Buntmetalldiebstahls" auch einige Mengen vonnöten. Inklusive: Folgeschäden, wie etwa in der Form von 28 ausgefallenen S-Bahnzüge in Wien am vergangenen Dienstag.

Langwierige Wiederherstellung

Mitte Oktober wurden auf der Strecke der Tiroler Außerfernbahn 1.600 Meter Kupfer mit einem Gewicht von rund 700 Kilogramm gestohlen. Um diese Menge zu erzielen, zwickte man auf einer Strecke von 23 Kilometern bei rund 350 Masten die Erdungsseile ab. Die Wiederherstellung kann laut dem ÖBB-Sprecher je nach Streckenlänge bis zu 24 Stunden oder sogar mehrere Tage andauern - wie es etwa in Tirol der Fall war. Wie teuer Kupferdiebstähle den betroffenen Verkehrsbetrieben kommen, zeigt eine Ende Jänner 2012 geklärte Serie von Diebstählen bei den Wiener U-Bahnlinien: Zehn derartige Delikte verursachten damals einen Schaden in sechsstelliger Höhe.

Für die Täter selbst fällt dabei nicht unbedingt viel ab, denn die etwa am Donnerstag in Wien-Simmering sichergestellten 80 Kilogramm Kupferkabel würden bei einem Altmetallhändler ein paar hundert Euro bringen. "In unseren östlichen Nachbarländern ist da aber bereits ein Monatseinkommen", stellte Hejl die Relationen her. Denn beim Kriminalitätsfeld "Buntmetall" werden die Tätergruppen großteils im Ausland geortet - vorwiegend in Ungarn, aber auch in Bulgarien und Rumänien.

Enge Kooperation mit Nachbar-Behörden

Um dieser Delikten Herr zu werden, betreibt das BK seit 2012 eine enge Kooperation mit den ungarischen Behörden, da ein großer Teil des Diebesguts nach Ungarn transportiert und dort veräußert wird. Mit Bulgarien tauscht man sich über Interpol aus, ebenso arbeitet man mit einem Verbindungsbeamten zusammen.

"Es gibt aber kein homogenes Täterfeld, sondern zahlreiche Gruppierungen mit unterschiedlichen Zielen", gab Hejl zu bedenken. In vielen Fällen sind dabei Groß- oder Kleintransporter nächtens tätig und dort speziell in den grenznahen Bereichen Wien, Niederösterreich und Burgenland - aber nicht nur, denn "so groß ist Österreich nun einmal nicht und die Täter werden da tätig, wo sie die Ware vorfinden." Ebenso wird die Ware, vom Kabel bis zum Grablicht, oft schon bei Schrotthändlern in Österreich wieder abgestoßen.

Kein deutlicher statistischer Anstieg

Insgesamt gibt es laut den BK-Statistiken aber keine akut steigenden Zahlen, was die Gesamtzahl der Delikte betrifft. Die ersten drei Quartale 2011 ergaben 1131 derartige Delikte, 2012 waren es 1182. In den Jahren davor gab es laut Hejl auch immer wieder Schwankungen, so sanken die Delikte etwa 2009 - im Jahr der Gründung der Soko Ost -, erreichten aber die zwei Jahre davor relative Spitzenwerte.

Die Landeskriminalämter arbeiten eng zusammen, um etwa auf etwaige ähnliche Vorgehensweisen der österreichweit agierenden Tätergruppen aufmerksam zu werden. Auch mit den betroffenen Unternehmen, wie die ÖBB, wurde die Zusammenarbeit verstärkt. Als Präventionsmaßnahme hat man sich seitens der Bundesbahnen selbst - neben anderen Maßnahmen - dazu entschlossen, gestohlene Erdungskabel gegen solche aus Stahl-Aluminium auszutauschen, sofern dies technisch möglich ist. Denn diese Metall-Mischung hat auf dem Rohstoffmarkt einen geringeren Wert.

(APA)

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