Winter im Eissalon: Punsch, Zimteis oder Suppe

Winter Eissalon Punsch Zimteis
Winter Eissalon Punsch Zimteis(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Großteil der Eissalons sperrt zwar nach wie vor zu oder vermietet an andere Geschäfte. Die Zahl jener Eissalons, die auch im Winter kreative, eisgekühlte oder heiße Alternativen anbieten, steigt aber.

Wien. Der Punsch bekommt Konkurrenz oder zumindest einen Mitbewerber. Zwar keinen, den er fürchten muss, und keinen, der seine winterliche Vormachtstellung in der Stadt auch nur irgendwie gefährden wird. Aber das winterliche kulinarische Angebot wird erweitert. Und zwar genau dort, wo man es zu dieser Jahreszeit am wenigsten vermuten würde: in den Eissalons.

Natürlich sperrt noch immer der Großteil der Eissalons im Winter zu. Silvio Molin-Pradel, Obmann der Berufsgruppe Eissalons der Wirtschaftskammer Österreich und der Wirtschaftskammer Wien, meint, dass von den rund 100 Eissalons lediglich „ein oder zwei Hände voll“ auch im Winter geöffnet haben. Die lassen sich aber etwas Besonderes einfallen – im Gegensatz zu ihren Kollegen, die entweder ganz zusperren, den Eissalon an andere Geschäfte vermieten, die dort Hauben und T-Shirts verkaufen, oder die Zeit nutzen, um sich auf die nächste Saison vorzubereiten.

Kreation aus Veltliner, Lebkuchen

Eine kreative Lösung, auch im Winter zu überleben, hat etwa Peter Kail gefunden, der sich mit seinem im Juni eröffneten Eissalon Lepantos in der Wiener Innenstadt auf hochwertige und ausgefallene Eissorten und Sorbets spezialisiert hat. „Eis ist für mich ein spannendes Medium. Man kann alles zu Eis machen, mein Eis ist aber keine Mutprobe“, sagt Kail, der im Sommer etwa Rote-Rüben-Eis oder (auf Anfrage) Grüner-Veltliner–Eis verkauft. Nach einer kurzen Pause eröffnet Kail heute, Donnerstag, seine „Eis + heiß“-Wintersaison. Zur Auswahl stehen dabei die Sorten Lebkuchen, Punschkrapfen, Karamell und Meersalz, Mandel Aranzini, Blutorange, Wermut & Feige, Zimt, Ingwer und Honig oder weiße Schokolade mit Pfeffer. Auch wenn das eher ungewöhnlich klingen mag, nach künstlichen, picksüßen Geschmacksverstärkern schmecken diese Sorten keineswegs. Das Lebkucheneis etwa erinnert an rohe Lebkuchenmasse, nur eben eiskalt.

Zum Aufwärmen gibt es auch im Lepantos Punsch (alkoholfrei und mit verschiedenen Rumsorten) ebenso wie Weihnachtsbäckereien, Schokolade und Schaumwein. „Den gibt es immer, der macht das Leben leichter“, so Kail.

Er ist überzeugt davon, dass das Konzept aufgehen wird. Immerhin hat sich Eis international längst auch als Dessert und weniger als ausschließliches Sommerprodukt positioniert. „Der Eiskonsum ist in Skandinavien am höchsten und in Portugal am niedrigsten. Das hat mit der Kultur zu tun und nicht mit dem Wetter“, so Kail.

Sonne reicht, auch bei Kälte

Das hat man auch ein paar Straßen weiter beim Eis-Greißler beobachtet. Dort werden derzeit Sorten wie Maroni, Apfelstrudel, Zimt, Lebkuchen oder Vanillekipferl verkauft. „Das funktioniert eigentlich ganz gut, wir verkaufen viele Boxen“, sagt Inhaberin Andrea Blochberger, die das Geschäft gemeinsam mit ihrem Mann Georg leitet. Sie führt das auch auf die Urbanität zurück. In der Buckligen Welt, wo die beiden herkommen, würde das nicht funktionieren, meint sie. „Aber in Wien reicht ein blauer Himmel, auch bei Minusgraden wird Eis gegessen, nur regnen darf es nicht.“

Ähnlich sieht man das in der Frozen-Yogurt-Manufaktur Kurt. Dort hat man sein Angebot um Waffeln und einen Häferlkuchen – eine Art Scheiterhaufen – erweitert. „Wir haben vorigen Winter auch Lebkuchen-Frozen-Yogurt angeboten, das ist aber nicht so gut angekommen. Die Leute haben von den klassischen Wintersorten die Nase voll“, meint Geschäftsführer Ronald Jacobs. Ganz will man darauf aber nicht verzichten. Deshalb werden Lebkuchen- oder Spekulatius-Toppings angeboten, die über das gefrorene Joghurt gestreut werden. Der Frozen-Yogurt-Anbieter Malu hat hingegen sein Konzept und sogar den Namen komplett geändert. Im Winter heißt das Geschäft in der Rotenturmstraße nämlich Luma und bietet Suppen und Mittagsgerichte.

Die Eissalons werden also mutiger – oder zeitgemäßer. „Die ersten Eissalons um 1850 wurden neben Pelzhändlern eröffnet, die im Winter die Verkaufsfläche gemietet haben“, so Molin-Pradel. Und die haben heute ja bekanntlich weniger Bedarf.

Adressen

Lepantos
Wintersaison „Eis + heiß“: bis 22. 12.
1., Ballgasse 4 (Do 14.30-19.30, Fr 12.30–19.30, Sa 12.30–19, So 14–18 Uhr)

Eis-Greißler

bis 21. 12., 1., Rotenturmstraße 14 (Mi bis So 12–19.30 Uhr)

Kurt Frozen Yogurt
1., Schultergasse 2 (täglich 12–22 Uhr)
1., Krugerstraße 12 (täglich 12–20 Uhr)

Luma
1., Rotenturmstraße 22
(Mo bis Fr 11–16 Uhr), bis Ende März

Gelateria Giardino

4., Wiedner Hauptstraße 55 (Mo bis So 9.30–23 Uhr), bis Dezember, italienische Snacks statt Eis

Zanoni
1., Lugeck 7 (tägl. 7–24 Uhr), normaler Betrieb inklusive Punschstand

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2012)

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