Volle Wagen, Züge, Busse: U5-Debatte flammt wieder auf

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Die VP fordert den Bau der innerstädtischen U-Bahn-Linie von Hernals bis zum Hauptbahnhof. Der Bürgermeister denkt noch nach. Damit werde der Nordwesten der Stadt entlastet und 400.000 Menschen bedient.

Wien. Seit Beginn des U-Bahn-Baus in Wien geistert auch das Projekt einer U5 durch alle Planungen. Einer Linie, die von Hernals zum Wienerberg führen soll. Noch 2003 war die Linie im Masterplan Verkehr angeführt, wurde dann aber zugunsten des Ausbaus anderer Linien auf Eis gelegt.

Durch den deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen, bedingt durch die günstigere Jahreskarte und harte Anti-Autofahrer-Politik, flammt jetzt die Debatte über die Geisterlinie U5 erneut auf.

Wiens ÖVP-Chef Manfred Juraczka forderte gestern, Mittwoch, eine Rückkehr zur Sachlichkeit in der Verkehrspolitik und präsentierte ein Maßnahmenpaket für Wien. Ein Kernpunkt darin: der Bau der U5, die von Hernals aus quer durch die innerstädtischen Bezirke acht bis fünf bis zum Hauptbahnhof oder weiter zum Wienerberg führen solle.

Damit werde der Nordwesten der Stadt entlastet und 400.000 Menschen bedient, so die VP. Tatsächlich ist dieser Teil Wiens öffentlich nicht sehr gut angeschlossen, wie an der Überlastung der Straßenbahnlinie 43 deutlich wird.

Erst vor Kurzem ist ein internes Arbeitspapier der Wiener Linien bekannt geworden, in dem der Bau dieser Linie als vorstellbar erachtet wird. Demnach würde diese Linie als Entlastung der U6, U3 und U1, aber auch für den 43er und die Buslinie 13A dienen.

Neben der ÖVP hat sich auch die FPÖ für den Bau einer U5 ausgesprochen. Und die SPÖ ist dem Thema grundsätzlich nicht abgeneigt. Im vergangenen Jahr hat sich Bürgermeister Michael Häupl selbst zu dem Projekt geäußert. Er kündigte an, „über die Vision einer U5“ nachdenken zu wollen.

Die Grünen stehen einem Neu- oder auch Ausbau von U-Bahnlinien prinzipiell eher skeptisch gegenüber. Wobei Grünen-Chefin Maria Vassilakou das Projekt U5 nicht völlig ablehnt; für sie hat es aber nicht Priorität. Allerdings betont sie immer wieder, dass sie für den U-Bahn-Ausbau ressortmäßig nicht zuständig ist. Formal ist dies Finanzstadträtin Renate Brauner, die auch eine Finanzierung für das mehr als eine Milliarde Euro teure Projekt aushandeln müsste. Die Kosten für die Wiener U-Bahn teilen sich üblicherweise Stadt und Bund jeweils zur Hälfte.

Die VP-Opposition fordert im Zuge ihres Maßnahmenkatalogs übrigens auch den Ausbau eines U1-Astes bis Rothneusiedl und den Bau einer Park-and-Ride-Anlage ebendort. (Geplant ist derzeit ein U 1-Ast zur Therme Wien.)

Weiters wird die Verlängerung der U4 Richtung Auhof bzw. Purkersdorf verlangt, sowie eine Verlängerung der U3 über die derzeitige Endstation Simmering hinaus.

Während die Oppositionsparteien bezüglich der Forderung eines U-Bahn-Ausbaus weitgehend übereinstimmen, gibt es in der Parkpickerldebatte Differenzen. FP-Verkehrssprecher Toni Mahdalik lehnt das VP-Modell verschiedener Parkpickerlzonen ab. „Inkasso bleibt Inkasso. Das ist eine abzulehnende Autofahrer-Belastungspolitik.“ Er forderte erneut das kostenlose Pickerl für ganz Wien.

Auf einen Blick

Neue Verkehrsdebatte in Wien. Da durch den Zwang zum Parkpickerl viele Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen müssen, sind diese stark überlastet. Die Wiener ÖVP hat jetzt erneut den Bau einer neuen U-Bahn-Linie gefordert. Diese U5 sollte von Hernals bis zum Hauptbahnhof – und weiter – fahren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2012)

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