Bures plant Taktfahrplan: Öffis besser abstimmen

Archivbild: Doris Bures mit ÖBB-Geschäftsführer Christian Kern
Archivbild: Doris Bures mit ÖBB-Geschäftsführer Christian Kern (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Verkehrministerin Bures präsentierte einen "Gesamtverkehrsplan 2025". Ab Frühjahr 2013 soll es eine bundesweite Verkehrsauskunft geben.

Österreich soll in den nächsten Jahren einen bundesweiten Taktfahrplan bekommen, sagte Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) am Freitag in Wien. "Dass man aus dem Zug aussteigt und gerade den Bus wegfahren sieht, diese schlimme Erfahrung soll der Vergangenheit angehören."

Bereits in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts war ein bundesweiter Taktfahrplan der ÖBB ("Neuer Austrotakt") gescheitert. Der künftige Taktfahrplan soll parallel zum Ausbau des Schienennetzes in den nächsten Jahren eingeführt werden. Erste Knoten gebe es bereits in Amstetten und St. Pölten.

Flankiert von einem Spitzenbeamten in ihrem Ressort und vier Verkehrswissenschaftern stellte Bures einen "Gesamtverkehrsplan" mit dem Zieldatum 2025 vor, der im wesentlichen bereits bestehende Planungen für die Verkehrswege zusammenfasst. Der Plan sei nicht nur ein Papier, "sondern der Startpunkt für einen ganzen Prozess", sagte BOKU-Professor Gerd Sammer.

Bund soll stärker koordinieren

Sowohl beim öffentlichen Verkehr als auch in der Raumordnung will man immer stärker zu bundesweit koordinierten Lösungen finden. Das könne nur mit der Zusammenarbeit aller Akteure bewältigt werden, "also Bund, Länder, Gemeinden, Verkehrsbetriebe und Verbünde", sagte Bures. So gibt es seit kurzem eine Arbeitsgruppe u.a. mit den Ländern, um die regional organisierten Verkehre miteinander zu verknüpfen.

Der öffentliche Verkehr sei bisher immer aus der Sicht der Körperschaften organisiert worden, bei denen die Finanzierung an erster Stelle gestanden sei, meinte der Ziviltechniker Werner Rosinak. "Jetzt soll es erst um die Kundenperspektiven, also das Angebot gehen."

Bundesweite Verkehrsredaktion

Ab Frühjahr 2013 soll eine bundesweite Verkehrsauskunft ihren Probebetrieb aufnehmen, die alle bisherigen Informationsangebote von ÖBB, Asfinag und Nahverkehrsträgern zusammenfasst. Man soll das neue Informationsangebot mit einer "App" auf sein Smartphone herunterladen können.

Vorgestellt wurde außerdem eine neue SORA-Umfrage, wonach sich die Bevölkerung mit großen Mehrheiten einen Taktfahrplan und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel wünscht. Gleichzeitig legen die Österreicher aber noch immer 48 Prozent ihrer Wege mit dem Pkw und nur 18 Prozent mit dem öffentlichen Verkehr zurück.

Diesem Verhalten müsse man durch bessere Angebote und durch Einwirkung auf die Verkehrsteilnehmer entgegenwirken, hieß es sinngemäß. Konkret sprach Bures davon, man müsse versuchen, die in der SORA-Umfrage erhobenen Einstellungen "in eine Verhaltensänderung überzuleiten".

Jung und Alt will nicht umsteigen

Verkehrsplaner Max Herry sprach explizit davon, dass zwei Bevölkerungsgruppen, die Jungen und die Älteren bei der "Hinführung zu öffentlichen Verkehr einige Schwierigkeiten bereiten."

Beim Güterverkehr will Bures trotz weniger Verladestationen den Anteil der Schiene am Güterverkehr von derzeit 33 auf 40 Prozent steigern. Einerseits gebe es da einen "klaren Eigentümerauftrag" an die ÖBB, andererseits werde der Ausbau der Bahn-Südachse dort zu einer erhöhten Attraktivität der Bahn führen, argumentierte die Ministerin.

Kritik: Von "widersprüchlich" bis "Chance"

Der am Freitag von Verkehrsministerin Doris Bures (S) vorgestellte Gesamtverkehrsplan hilft nicht dabei, die Mobilität in Österreich "endlich aus der Auto- und damit Ölabhängigkeit zu befreien", erklärte die Grüne Verkehrssprecherin Gabriela Moser in einer Aussendung. Das Papier sei "nebulos und widersprüchlich" und stehe teilweise in krassem Widerspruch zu in den vergangenen Jahren gesetzten Regierungsmaßnahmen.

Der VCÖ sieht den Gesamtverkehrsplan dagegen als eine "Chance für eine Energiewende im Verkehr". Um die Erdölabhängigkeit des Verkehrs zu verringern, müssten der öffentliche Verkehr in den Ballungsräumen stärker ausgebaut und die Bedingungen zum Radfahren und Gehen verbessert werden, sagte VCÖ-Experte Markus Gansterer.

Als "richtungsweisend" für eine moderne, intelligente, umweltfreundliche und leistbare Verkehrspolitik bezeichnete hingegen SPÖ-Verkehrssprecher Anton Heinzl den Gesamtverkehrsplan.

(APA)

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