Paketshops: Fladenbrot und Packerln

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Kleinen Lebensmittelläden, Boutiquen oder Copyshops bringt das Nebengeschäft ein Zubrot. Wie viele solcher Paketpartner es heute in Wien gibt, weiß man nicht einmal in der Wirtschaftskammer.

Wien/Cim. Der erste Blick ist oft ungläubig. Steht man vor dem türkischen Lebensmittelgeschäft, dem chinesischen Spezialitätenladen, dem Copyshop oder der Modeboutique, zu deren Adresse einen der Abholschein im Briefkasten lotst. Und doch, hinter den Ladentischen tun sich halbe Postfilialen auf.

Hinter dem eines kleinen Eckgeschäftes in der Thaliastraße zum Beispiel. Sind vor der Tür des türkischen Ladens frisches Obst und Gemüse aufgetürmt, so stapeln sich in einem Hinterzimmer die Pakete, ein ganzer Raum ist voll damit.

Seit gut anderthalb Jahren, so erzählt Erkan Karaca, Mitarbeiter des Geschäftes und Neffe des Inhabers, sei der Laden nun zugleich Paketshop. Ein Bekannter habe davon erzählt, also habe man eine Kooperation mit GLS abgeschlossen. Ein-, zweimal am Tag bringe ein Lieferant jene Packerln, deren Empfänger er nicht zu Hause angetroffen habe. Draußen weist nichts auf den Paketshop hin, und doch kann man zwischen türkischen Süßigkeiten, Obst und Fladenbrot auch Packerln aufgeben.

Das Geschäft lohnt sich kaum

Wie viele solcher Paketpartner es heute in Wien gibt, weiß man nicht einmal in der Wirtschaftskammer. Ebenso wenig wie die Zahl der Paketdienstleister. Schließlich ist der Markt zersplittert, viele Ein-Personen-Unternehmen arbeiten selbstständig, aber unter dem Markennamen eines der Großen der Branche. UPS, Hermes, GLS, DLS haben fast in jedem Grätzel kleine Partner.

Für den Familienbetrieb in der Thaliastraße zahle sich das aber aber kaum aus. Ein Packerl, das ein Kunde abholt, bringe 50 Cent. „Aber es rentiert sich nicht, bei der ganzen Rederei, die nötig ist“, sagt Karaca und erzählt von Kunden und deren vielen Beschwerden. Immerhin, die Pakete bringen Kunden ins Geschäft, die dann auch gleich Lebensmittel einkaufen, „und damit uns nicht fad wird“, sagt er und lacht.

Oft aber bringt es für das Geschäft nicht viel. Ein Shop-Betreiber im Siebten etwa erzählt, er habe mit dem Paketgeschäft nach wenigen Monaten wieder aufgehört, zu viel Aufwand, das habe sich nicht rentiert. Ein Betreiber eines türkischen Supermarktes im Dritten berichtet Ähnliches: Er hat das Paket-Business wieder aufgegeben, es sei schnell zu viel geworden und habe den gewöhnlichen Einkaufsbetrieb gestört.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2012)

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