Bundesländer: Staus, Blechschäden und Lawinengefahr

Schneefahrbahnen gibt es heute in ganz Österreich in allen Höhenlagen.
Schneefahrbahnen gibt es heute in ganz Österreich in allen Höhenlagen.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Der Schneesituations-Bericht aus den Bundesländern: Auf der A4 bildete sich ein 15 Kilometer langer Stau. In Tirol steigt die Lawinengefahr.

Der starke Schneefall hat in weiten Teilen Österreichs für Verkehrsbehinderungen gesorgt und die ohnehin erhebliche Lawinengefahr in den Bergen weiter steigen lassen. Die Feuerwehr musste zu zahlreichen Blechschäden auf den Straßen ausrücken. Auf manchen Strecken gibt es eine Kettenpflicht für Lkw, wie zum Beispiel auf der Mühlkreisautobahn (A7).

Burgenland: Langer Stau auf der A4

Aufgrund eines witterungsbedingten Fahrverbots auf der ungarischen Autobahn M1 für Lkw über 7,5 Tonnen hat sich auf der Ostautobahn A4 vor der Grenze in Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) ein 15 Kilometer langer Stau gebildet. Da die Sperre laut Polizei zunächst bis Freitag, 8. Uhr, verlängert wurde, rückte das Rote Kreuz aus, um die betroffenen Insassen und zum größten Teil Lkw-Fahrer mit Decken und Tee zu versorgen, teilte ein Sprecher der Landessicherheitszentrale Burgenland Donnerstagabend mit.

Burgenlands Feuerwehren haben am Donnerstag aufgrund der Schneemassen alle Hände voll zu tun gehabt. "Wir haben mit Stand 16.30 Uhr etwa 110 Einsätze verzeichnet", so ein Sprecher der Feuerwehralarmzentrale (FAZ). Die Einsatzkräfte rückten zu zahlreichen Fahrzeugbergungen aus, Straßen mussten von umgestürzten Bäumen befreit werden. Manche Feuerwehren wurden mehrmals alarmiert. Verletzt wurde niemand.

In Güssing und in St. Michael rutschten Busse von der Fahrbahn und sorgten für Bergeeinsätze. In der Nacht auf Donnerstag musste die Feuerwehr Markt Allhau (Bezirk Oberwart) zu einer Lkw-Bergung ausrücken. Probleme begannen den Räummannschaften am Vormittag Schneeverwehungen zu machen, etwa auf der B50 zwischen Eisenstadt und Jois.

Im Südburgenland hat der starke Schneefall zu Störungen bei der Stromversorgung geführt. Betroffen waren ab 6 Uhr insgesamt rund 2500 Haushalte in den Bezirken Oberwart, Güssing und Jennersdorf, teilte die Energie Burgenland mit. Mehrere Bäume waren unter der Schneelast gebrochen und in Leitungen gestürzt, was zu Unterbrechungen bei der Versorgung zwischen einer halben und eineinhalb Stunden führte. Teams von Netz Burgenland gelang es, bis kurz vor 8 Uhr alle betroffenen Gemeinden wieder am Netz zu bringen.

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Niederösterreich: Fahrzeuge blieben hängen

Der starke Schneefall hat Donnerstagfrüh in Niederösterreich für zahlreiche Verkehrsunfälle mit Blechschäden gesorgt. "Es herrscht Schneechaos in 15 von 21 Bezirken", sagte Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Niederösterreich. Gegen 8 Uhr waren um die 50 Feuerwehren mit rund 500 Personen im Einsatz. Vor allem auf der Wiener Außenringautobahn (A21) war wegen kreuz und quer stehender Lkw einiges zu tun.

Außerdem gab es auch zahlreiche Einsätze auf der Südautobahn (A2), aber auch auf der Ostautobahn (A4) und der Westautobahn (A1) kam es zu Unfällen und hängen gebliebenen Fahrzeugen. Laut ÖAMTC wurde auf der A1 auch das Teilstück zwischen dem Knoten St. Pölten und dem Knoten Steinhäusl, wo die Verbindung zur A21 erfolgt, gesperrt. Ruhig war es laut Resperger lediglich im Waldviertel.

"Minütlich kommen neue Unfälle herein", berichtete der Feuerwehrsprecher. Auf der A2-Abfahrt nach Wiener Neudorf rutschte ein Lkw von der Straße in die Wiese und musste geborgen werden, auf der A4 überschlug sich bei Bruck a.d. Leitha ein Auto. Bisher handle es sich aber vorwiegend um Blechschäden, einige Personen seien leicht verletzt worden, bestätigte "144 - Notruf NÖ".

Schneekettenpflicht für Lkw herrschte laut Asfinag auf der A2 über den Wechsel. Ketten anlegen mussten Fahrzeuge über 3,5 Tonnen unter anderem auch auf der Semmering-Schnellstraße (S6) zwischen Spittal und Gloggnitz, auf der B21 über den Ochsattel und auf der B20 über den Josefsberg.

Oberösterreich: Kettenpflicht im Mühlviertel

In Oberösterreich war besonders das Mühlviertel von den starken Schneefällen betroffen. Auf zahlreichen Straßen mussten Lkw ab 7,5 Tonnen Ketten anlegen. Für die schneebedeckte Mühlkreisautobahn (A7) lautete die Empfehlung der Polizei: "Nur fahren, wenn es unbedingt nötig ist."

Elf Personen, darunter auch einige Schüler, mussten in Leonding (Bezirk Linz-Land/OÖ.) nach einem Unfall fast eine Stunde in einem Linienbus ausharren. Das Fahrzeug war im Schnee ins Rutschen geraten und gegen eine Hecke gekracht. Der Bus stand daraufhin so unglücklich, dass alle Ausstiege durch die Sträucher blockiert waren. Die Feuerwehr barg das Gefährt mit einer Seilwinde und befreite die Fahrgäste. Verletzt wurde niemand, wie die Polizei Leonding mitteilte.

Auch in den anderen Teilen des Bundeslandes waren die Straßen schneebedeckt. In Gosau (Bezirk Gmunden) wurde bei einem Zusammenstoß zweier Fahrzeuge eine 20-Jährige leicht verletzt. Ansonsten meldeten die Polizeiinspektionen zahlreiche kleinere Blechschädenunfälle.

Auf der Innkreisautobahn (A8) war die Ausfahrt Meggenhofen (Bezirk Grieskirchen) wegen eines hängen gebliebenen Lkw gesperrt. Im Berufsverkehr entstanden wetterbedingte Staus und Verzögerungen, zahlreiche Schüler erschienen zu spät zum Unterricht.

In den Bergen sind in den vergangenen 24 Stunden rund 20 Zentimeter Neuschnee gefallen. Am Donnerstag herrschte Lawinenwarnstufe zwei, über der Waldgrenze Stufe drei. Je nach Neuschneezuwachs bestehe auf Steilhängen die Gefahr, dass sich Lawinen von selbst in Bewegung setzen. Die Gefahr von Schneebrettern bleibt noch hoch, sagt der Lawinenwarndienst.

Steiermark: Schwerverletzte bei Unfall

In der Steiermark sorgten bis zu 30 Zentimeter Neuschnee für Behinderungen im Straßenverkehr. Für viele höher gelegene Verbindungen waren Ketten für Lkw, aber teilweise auch für Pkw vorgeschrieben.

Der Schneefall vom späten Mittwochnachmittag bis in die Morgenstunden fiel besonders in der Oststeiermark heftig aus, doch auch in Graz kamen rund 15 Zentimeter dazu. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) lagen Donnerstagfrüh am Flughafen Graz-Thalerhof insgesamt 24 Zentimeter Schnee.

Die tief winterlichen Fahrverhältnisse sorgten für mehrere Unfälle, die großteils aber nur Blechschaden als Folge hatten. In Rothleiten dagegen wurde am Mittwoch eine 47-jährige Lenkerin schwer verletzt. Sie war gegen 16.15 Uhr mit ihrem Wagen ins Schleudern geraten und gegen die Standsäule einer Straßenbeleuchtung geprallt. Die Frau wurde dabei in ihrem Kleinwagen eingeklemmt. Mithilfe von Bergescheren konnten die Einsatzkräfte die Steirerin aus ihrem Fahrzeug befreien. Sie wurde mit Serienrippenbrüchen ins UKH Graz gebracht.

Salzburg: Situation ruhig, weniger Schnee

Salzburg hat vom Winter weniger abbekommen. Deutlichen Schneezuwachs von bis zu 30 Zentimetern innerhalb von 24 Stunden gab es nur auf den Bergen, im Tal meldete Lofer (Pinzgau) mit elf Zentimeter die größte Menge. Auch auf den Straßen blieb das Chaos aus. Laut Polizei bestand am Donnerstag zwar auf etlichen Verbindungen Schneekettenpflicht, seit Mittwochabend wurde aber nur ein einziger Unfall vermeldet.

In der Stadt Salzburg (Flughafen) fielen von gestern auf heute drei Zentimeter Schnee, sodass nun in Summe eine zehn Zentimeter dicke Schicht liegt. Ganz anders allerdings das Bild auf den Bergen: Bei der Rudolfshütte gab es binnen eines Tages 30 Zentimeter Neuschnee, dort ist die Schicht schon 2,17 Meter dick. Ähnliche Werte (20 Zentimeter bzw. 2,25 Meter) wurden auch auf dem Sonnblick registriert.

Für den Straßenverkehr bedeutete dies, dass auf zahlreichen höhergelegenen Verbindungen Schneekettenpflicht galt, und das nicht nur im Gebirge, sondern auch im Flachgau (Enzersberg Landesstraße) und der Landeshauptstadt (Gaisberg-Straße), so ein Mitarbeiter der Polizei-Verkehrsleitzentrale. In Michaelbeuern kam am Mittwochabend der Lenker eines Betonmischers auf der schneebedeckten Fahrbahn aufs Bankett. Dadurch kippte das 32 Tonnen schwere Fahrzeug über die Böschung und landete nur knapp einen Meter neben einem Einfamilienhaus. Der 44-jährige Lenker aus Hollabrunn wurde im Führerhaus eingeklemmt und verletzt. Weitere schneebedingte Unfälle gab es laut Polizei aber nicht.

Tirol: Große Lawinengefahr

Auch auf Tirols Straßen herrschten winterliche Fahrverhältnisse, gröbere Behinderungen gab es vorerst aber nicht. Auf höher gelegenen Verkehrswegen bestand Kettenpflicht. Dafür ist die Lawinengefahr am Donnerstag in weiten Teilen Tirols als erheblich, also Stufe drei der fünfteiligen Skala, eingestuft worden. Im Tagesverlauf werde der stärker werdende Wind oberhalb der Waldgrenze für einen Anstieg sorgen, teilten die Experten des Landes in einer Aussendung mit. Unterhalb der Waldgrenze wurde die Gefahr als gering bezeichnet.

Die Hauptgefahr gehe weiterhin von kürzlich entstandenen Triebschneeansammlungen aus. Teilweise wurden diese laut Experten durch frischen Neuschnee überdeckt und sind dadurch nicht immer leicht zu erkennen. Die Triebschneepakete seien durchwegs störanfällig und vermehrt in Kammnähe aller Expositionen sowie in Rinnen und hinter Geländekanten zu finden. Mit zunehmender Seehöhe nehme ihre Verbreitung zu. Gleitschneelawinen seien vereinzelt auf steilen Wiesenhängen ein Thema, hieß es.

In Tirol fielen zwischen fünf und 20 Zentimeter Schnee, im südlichen Osttirol waren es bis zu 30 Zentimeter. Die Meteorologen der ZAMG-Wetterdienststelle Innsbruck rechneten am Donnerstag mit weiterem Schneefall und lebhaftem Wind an der Alpennordseite. Bis Freitagfrüh könnten noch einmal fünf bis 20 Zentimeter Neuschnee dazukommen, am meisten in den Kitzbühler Alpen und beim Kaisergebirge, am wenigsten in den südlichen Ötztaler Alpen.

Kärnten: Schneefall lässt nach

Der heftige Schneefall hat in Kärnten bereits Mittwochabend für starke Verkehrsbehinderungen gesorgt. Sowohl auf der Südautobahn A2 als auch auf der Tauernautobahn A11 kam es zu Staus, vor allem bei Autobahnauffahrten, wo immer wieder Fahrzeuge hängen blieben. In Karnburg bei Klagenfurt rutschte ein mit Schülern besetzter Omnibus in die Leitschienen, dabei gab es aber keine Verletzte. Auf höher gelegenen Bergstraßen gab es ohne Schneeketten kein Weiterkommen. Am Donnerstag blieb die Situation entspannt.

Für den Donnerstag sagten die Meteorologen überhaupt trockenes Wetter für das südlichste Bundesland voraus, vor allem im Westn Kärntens soll es keine Schneefälle mehr geben.

Vorarlberg: Lage ruhig

Nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) gab es in Vorarlberg nicht mehr Einsätze zu verzeichnen als an anderen Tagen, schwere Unfälle wurden keine registriert. Die Lawinengefahr veränderte sich gegenüber den Vortagen nicht und wurde weiter mit gering bis mäßig eingestuft.

Seit Mittwoch fielen in allen Vorarlberger Regionen zwischen fünf und 15 Zentimeter Neuschnee, in der Landeshauptstadt Bregenz etwa waren es laut ZAMG Wetterdienst zehn Zentimeter. Im Tagesverlauf sollten bei leichtem bis mäßigem Schneefall noch einmal fünf bis zehn Zentimeter dazukommen.

In höheren Lagen bestand auf einigen Straßen Kettenpflicht. Auf der Arlbergstraße (L197) und der Lechtalstraße (L198) mussten abschnittweise alle Fahrzeuglenker Ketten montieren, auf anderen Strecken wie etwa auf der Bregenzerwaldstraße (L200) zwischen Schoppernau und Warth galt dies nur für Schwerfahrzeuge.

(APA)

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