Wienerwaldsee-Leiche: 18 Jahre Haft für Angeklagten

Milos N. wurde am Straflandesgericht nicht rechtskräftig zu 18 Jahren Haft verurteilt.
Milos N. wurde am Straflandesgericht nicht rechtskräftig zu 18 Jahren Haft verurteilt.(c) APA/STRINGER (STRINGER)
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Die Geschworenen sprachen den Mann schuldig, einen Autohändler, der ihm Geld gehliehen hatte, getötet zu haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Wegen Mordes an seinem Geldverleiher ist am Donnerstag ein 38-jähriger Hausmeister in Wien von einem Geschworenengericht schuldig gesprochen worden. Zika M. soll den Autohändler im Juli 2012 in Wien-Penzing bei einem Streit um Schulden mit dem Hammer erschlagen, seine Leiche zerteilt und am Wienerwaldsee bei Tullnerbach (Bezirk Wien-Umgebung) abgelegt haben. Er wurde von den Geschworenen einstimmig zu 18 Jahren Haft verurteilt.

Während der Angeklagte das Urteil annahm, gab Staatsanwalt Gerd Hermann keine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

Autohändler war als Geldleiher bekannt

Der 38-jährige Beschuldigte und sein 55-jähriges späteres Opfer Milos N. kannten sich bereits seit Jahren. Im Freundeskreis war bekannt, dass der Autohändler Geld verlieh, wenngleich auch zu hohen Zinsen von zehn bis 15 Prozent. Da Zika M. sein Gehalt gerne verspielte, der Kreditrahmen bei seiner Bank ausgeschöpft war und er sich auch bereits von seinen Arbeitskollegen Geld geborgt hatte, nahm er das Angebot des 55-Jährigen an. Zunächst ging es um Beträge von rund 1000 Euro, doch schon bald hatte der Schuldenstand 21.000 Euro erreicht, erklärte der Angeklagte vor dem Geschworenengericht (Vorsitz: Gerichtspräsident Friedrich Forsthuber). Obwohl Zika M. dem Autohändler monatlich 100 bis 150 Euro überwies, war das dem 55-Jährigen zu wenig. Im vergangenen Sommer kam es auf dem Autoplatz zum Streit, man vereinbarte für den 2. Juli ein Treffen, bei dem Zika M. seine Schulden begleichen sollte.

Bei der Zusammenkunft in der Wohnung des Angeklagten in Penzing kam es allerdings erneut zu einer Auseinandersetzung, Milos N. setzte den 38-Jährigen unter Druck. Sollte er ihm nicht innerhalb der nächsten drei Monate den noch ausstehenden Betrag zurückzahlen, würde er ihm sein Haus in Serbien überschreiben müssen. Aus Angst vor den Drohungen hatte sich Zika M. für das Gespräch einen Vorschlaghammer zurechtgelegt, mit dem er zuschlug, nachdem der 55-Jährige laut wurde und mit der Faust auf den Tisch schlug. "Ich war so verängstigt", sagte Zika M, der von Anwalt Rudolf Mayer vertreten wurde. "Er war so wütend."

"Mach einen Banküberfall"

Milos N. habe verlangt, dass die Frau des 38-Jährigen als Prostituierte arbeiten soll, um die Schulden zu begleichen. "Er hat gesagt, wenn du kein Geld hast, dann mach einen Banküberfall", so der Angeklagte. Laut eigenen Angaben schlug der korpulente Zika M. mehrmals mit dem Hammer auf den 1,66 Meter großen Autohändler ein, die Schläge hatten laut Gutachten acht Rissquetschwunden und ein tödliches Schädel-Hirn-Traum zur Folge. "Er hat erst aufgehört, als sein Opfer zu Boden ging", sagte Staatsanwalt Hermann.

Laut dem Ankläger war Zika M. danach kurz ins Stiegenhaus gegangen, kehrte jedoch wieder zurück und stach dem 55-Jährigen noch dazu mit einem Messer in den Hals, um sicher zu gehen, dass er tot war. Danach halbierte er die Leiche, um den Transport aus dem Haus zu erleichtern. Im Bad zerstückelte Zika M. den Geldverleiher und packte die Leichenteile in Müllsäcke, um sie in den Keller zu schaffen. Mit 100 Euro, die der Hausmeister in der Tasche des 55-Jährigen gefunden hatte, ging er zu einem Baumarkt, um eine Transportrodel und Umzugskartons zu besorgen. Unter Beobachtung der Nachbarn verschaffte er die verpackte Leiche in einen Kastenwagen, den er sich vom Sohn der Freundin des Opfers Tage zuvor ausgeliehen hatte. Damit brachte er den Toten zum Wienerwaldsee bei Tullnerbach (Bezirk Wien-Umgebung), wo er zwei Tage später entdeckt wurde.

Anruf mit verstellter Stimme

Aufgeflogen war die Geschichte, weil Zika M. kurz nach dem Mord mit dem Handy des Opfers bei dessen 31-jährigem Sohn anrief und mit verstellter Stimme angab, der Autohändler sei von Albanern in den Kosovo entführt worden. Wenn die Familie 50.000 Euro zahlt, dann würde dem 55-Jährigen nichts passieren. Der Anrufer hätte gesagt, "wir wissen, dass du eine Tochter hast. Grüß sie von uns'", schilderte der Sohn des Opfers unter Tränen. Als jedoch die Leiche gefunden wurde, unternahm der 38-Jährige einen Selbstmordversuch und erklärte in einem Abschiedsbrief an seine Familie, dass er ebenso wie der Autohändler entführt worden war, die Albaner hätten Milos N. ermordet und er hätte die Leiche beseitigen müssen.

Der Sohn und die Ehefrau des Mordopfers befinden sich seit Monaten in psychiatrischer Behandlung und haben sich dem Verfahren als Privatbeteiligte angeschlossen. Für Begräbniskosten und Schockschaden wurden dem Sohn 28.557,52 Euro und seiner Mutter 20.000 Euro zugesprochen.

(APA)

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