Kriminalität verlagert sich ins Netz

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Einbrüche und Autodiebstähle werden weniger, aber „Cyber-Crime“ explodiert. Anstiege gab es in den vergangenen Jahren auch bei Gewaltdelikten.

Wien/Kb. In Österreich werden immer weniger Delikte angezeigt. Die Gesamtzahl der Anzeigen ist in den vergangenen zehn Jahren um zehn Prozent gesunken. Wurden 2003 noch 643.286 und fünf Jahre später 572.695 Fälle angezeigt, waren es 2012 nur 548.027. Im Vergleich zu 2011 macht das zwar eine Zunahme um 1,5 Prozent aus – das sei aber laut Bundeskriminalamt auf neue Arten der Internetkriminalität zurückzuführen. Hier betragen die Steigerungsraten gegenüber dem Vorjahr 100 Prozent und mehr. Diese Zahlen präsentierten am Dienstag der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, und der Direktor des Bundeskriminalamts, Franz Lang.

Als „durchaus erfreulich“ bezeichnet den Rückgang der Anzeigen Walter Hammerschick, Geschäftsführer des Wiener Instituts für Rechts- und Kriminalsoziologie. Man müsse die Daten aber aufgeschlüsselt nach Deliktsformen betrachten. „Zudem stellen Statistiken nur einen Auszug der Realität dar und hängen auch von der Bereitschaft der Bevölkerung ab, Vorfälle anzuzeigen“, sagt Hammerschick. „Hier spielt eine wichtige Rolle, was mit der Anzeige erreicht werden kann. Bei Eigentumsdelikten etwa können mögliche Versicherungsleistungen Anlass für Anzeigen sein.“ Jährliche Schwankungen seien jedenfalls nichts Ungewöhnliches und dürften nicht überinterpretiert werden.

Zu den Details aus der Kriminalstatistik: Einbrüche in Wohnungen und Häuser sanken sowohl langfristig seit 2009 als auch im Vergleich zum Vorjahr (mit 15.479 Anzeigen betrug der Rückgang 0,9 Prozent). Unter den ausgeforschten Tatverdächtigen befanden sich Lang zufolge rund 70 Prozent Ausländer– etwa Rumänen, Serben und Georgier.

Als Erfolgsgeschichte wird die Arbeit der Soko Kfz bewertet. Gegenüber 2011 gab es mit 4446 angezeigten Autodiebstählen einen Rückgang um 13,8 Prozent. Das ist nach dem Tiefstand der Jahre 2010 (5150) und 2011 (5158) der niedrigste Wert der letzten Jahre.

Anstiege gab es in den vergangenen Jahren bei Gewaltdelikten. So beobachteten die Ermittler bei den vorsätzlichen Tötungen mit 82 vollendeten Delikten Steigerungsraten um 15,5 Prozent und mehr. 2010 waren es noch 53 vorsätzliche Tötungen, 2011 schon 71. Aber: Von den dreistelligen Zahlen der 1980er und 1990er sei man weit entfernt.

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Internetkriminalität nimmt stark zu

Unter das Kapitel IT-Kriminalität fielen im Vorjahr 10.231 Anzeigen, das waren um 112,6 Prozent mehr als 2011. Beim Betrug durch Missbrauch des Internets wurden mit 5070 angezeigten Fällen um 149,4 Prozent mehr als im Jahr davor gezählt. Mit 680 angezeigten Hackerattacken gab es um 182,2 Prozent mehr als 2011. Auch die Phishing-Fälle stiegen um 114,1 Prozent – 394 Anzeigen gab es 2012.

Da Internetbetrüger in weltweiten Netzwerken agieren, rüsten auch die Polizeibehörden um. Interpol hat mittlerweile eine IT-Außenstelle in Singapur, bei Europol ist seit Kurzem das Kompetenzzentrum Cyber-Crime in Betrieb und auch das Innenministerium hat das Cyber-Crime Competence Center C4 eingerichtet. Bis Ende nächsten Jahres sollen 49 IT-Spezialisten statt jetzt 15 dort ihren Dienst versehen.

Betrugsanzeigen gab es um 28,1 Prozent mehr als 2011. Insgesamt wurden 26.741 Fälle registriert, um knapp 6000 mehr als im Jahr davor. Diese Steigerung geht Lang zufolge vor allem auf das Konto des Cyber-Crime.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2013)

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