Drogen-Haartest: Massenscreening nicht geplant

(c) APA Helmut Fohringer
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Das Innenministerium bewirbt eine neue Methode, die bisherige Harntests ersetzen, nicht erweitern soll. Laut Ministerium erlauben nur Haartests eine unbestechliche und mehrere Monate zurückreichende Analyse.

Wien/awe. Anstatt Harn sollen Konsumenten illegaler Drogen in Zukunft Haare lassen. Denn nur diese, sagt das Innenministerium, erlauben eine unbestechliche und mehrere Monate zurückreichende Analyse.

Der Aufschrei (über die bereits im November präsentierte Idee) war diese Woche groß. Kritiker aus Nationalrat und Medien hatten den Vorstoß so dargestellt, als ob die Polizei künftig präventiv und wahllos Personenkontrollen und Haartests durchführen wolle. Franz Lang, Leiter des Bundeskriminalamts, widersprach dem nun.

„Es wird keine Massenscreenings geben“, sagt er. Sein Wunsch (und jener von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner) sei es, die veraltete Methode des Harntests bei mutmaßlichen Drogenkonsumenten durch moderne Mittel zu ersetzen. „Es werden deshalb nicht mehr Personen getestet als bisher.“

Drogentests bei Verdächtigen sind gesetzlich vorgeschrieben und werden vom Amtsarzt durchgeführt. Entscheidet sich ein positiv Getesteter für Therapie, geht er in der Regel straffrei aus. Unter Süchtigen ist es jedoch ein offenes Geheimnis, dass Harntests, die viele Tage vorher angekündigt werden, leicht zu umgehen sind. Teilweise durch die Abgabe von Fremdurin, teilweise durch die kurzfristige Abstinenz in der Dauer von ein bis zwei Tagen. Auf synthetische Drogen sprechen Harnteststreifen oft gar nicht an. Diese Unschärfen will die Polizei künftig beseitigen.

Wien: Haartests seit zwei Jahren

Die Methode Haartest wird in Wien übrigens schon seit zwei Jahren knapp 3000 Mal jährlich eingesetzt. Suchtkranken ist es laut Gesetz nicht erlaubt, ein Fahrzeug zu lenken. Verdächtige müssen von der Behörde daher regelmäßig überprüft werden. Der Vorteil gegenüber anderen Tests: Ein Zentimeter Haar gibt Aufschluss über den Drogenkonsum eines ganzen Monats.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2013)

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