In einem Tortelloni-Fertigprodukt des deutschen Herstellers Gusto GmbH wurde Pferdefleisch entdeckt. Erhältlich waren die Tortelloni in den „Lidl“-Supermärkten. Weitere Fälle werden nicht ausgeschlossen.
Wien. Österreich ist vom Lebensmittelskandal, wonach in Rindfleischprodukten Pferdefleisch gefunden wurde, nicht betroffen. Das war im Gesundheitsministerium bis Freitag Stand der Dinge. Jetzt haben Kontrollen, die von eben diesem Ministerium beauftragt wurden, aber ergeben: Falsch etikettierte Produkte sind hier sehr wohl erhältlich (gewesen). Im Produkt „Combino Tortelloni Rindfleisch“ (400g) des deutschen Herstellers Gusto GmbH wurde Pferdefleisch entdeckt.
Erhältlich waren die Tortelloni in den „Lidl“-Supermärkten; sie wurden mittlerweile aus den Regalen genommen, Lidl hat den Konsumenten den Rückkauf angeboten. Dass auch andere Produkte Pferdefleisch enthalten können, wird im Gesundheitsministerium dezidiert nicht ausgeschlossen. Dass überhaupt Pferdefleisch entdeckt wurde, war „nicht überraschend“, sagt Carolin Krejci, Leiterin der Abteilung Lebensmittelrecht-, -qualität und -sicherheit im Ministerium auf „Presse“-Anfrage. Auch wenn bei den bisherigen regelmäßig stattfindenden Kontrollen nichts Vergleichbares entdeckt wurde. Aber: „Die Warenströme und Handelsbeziehungen sind eng verwoben.“ Was wiederum heißt, dass ein Produkt mehrere Zutaten mehrerer Länder beinhalten kann. Ob auch in Österreich hergestellte Rindfleischprodukte (minderwertiges) Pferdefleisch enthalten, kann noch nicht beantwortet werden. Krejci verweist jedoch darauf, dass in Österreich jährlich rund 900 Pferde geschlachtet werden – angesichts industrieller Fleischverarbeitung „keine Riesenmenge“.
Gesundheitliches Risiko?
Gegenstand der Untersuchungen, die von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) durchgeführt werden, ist auch, wie hoch der Pferdefleischanteil in den Produkten ist. Bei der Ages treffen indessen laufend Fertigprodukte ein, die die Lebensmittelaufsichtsbehörden der Bundesländer zur Untersuchung eingesendet haben. Endergebnisse gibt es also keine, die Untersuchungen sollen noch bis Ende Februar dauern. Bisher seht nur fest: Eines von bisher zwei analysierten Produkten enthielt Pferdefleisch. Eine Gefahr für die Gesundheit dürfte allerdings nicht bestehen. Das gilt aber nur dann, wenn die geschlachteten Pferde auch tatsächlich als Lebensmittellieferanten gehalten – sprich ohne verbotene Medikamente behandelt werden.
Der Mangel an Information über die Herkunft der Tiere birgt also durchaus Risken, wie Wolfgang Wetscherek vom Institut für Tierernährung an der Wiener Uni für Bodenkultur gegenüber der Austria Presse Agentur betont. Juristisch unbestritten ist, dass der aktuelle Skandal als Betrug und Täuschung der Konsumenten zu qualifizieren sein wird. Die EU will nun als Antwort darauf mit flächendeckenden Tests reagieren (siehe Artikel unten).
Begonnen hat der Skandal Mitte Jänner, als in Tiefkühlprodukten, die in Irland verkauft wurden, Pferdefleisch entdeckt wurde. Seither zieht der Skandal europaweite Kreise – mit Schuldzuweisungen von EU-Land zu EU-Land.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2013)