Pferde- und Schweinefleisch in deutschem Döner-Kebab

(c) EPA Kerim Okten
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Auch in Österreich könnten nun Nicht-Tiefkühlprodukte wie Döner-Kebap auf Pferdefleisch geprüft werden. Lidl nimmt Hilcona-Produkte aus den Regalen.

Nach Lebensmittelmärkten und Discountern sind nun offenbar auch Döner-Buden vom Skandal um falsch deklariertes Fleisch betroffen. Der Sender RTL fand nach eigenen Angaben bei Stichproben in Deutschland in 20 Imbissbuden in Leipzig und Berlin in einem Fall einen geringen Pferdefleisch-Anteil. Zudem seien in drei Proben von Lebensmittel-Experten bis zu sieben Prozent Schweinefleisch nachgewiesen worden, erklärte der Sender am Sonntag.

Gläubigen Moslems ist der Verzehr von Schweinefleisch untersagt, weil es als unrein gilt. Döner-Fleisch besteht in der Regel aus Rind-, Lamm- oder Geflügelfleisch.

Österreich: Proben werden untersucht

In Österreich sind bis Sonntag insgesamt 37 Proben von Fertiggerichten bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien eingelangt. Sie werden auf Pferde-DNA untersucht. Erste Ergebnisse sollen im Laufe der Woche vorliegen, so die AGES. Die Proben werden im Rahmen der vom Gesundheitsministerium angeordneten Schwerpunktaktion „Fertiggerichte mit Rindfleisch – Untersuchung auf nicht deklarierten Pferdefleischanteil“ untersucht.

Laufend kommen weitere Proben aus allen neun Bundesländern hinzu. Vergangene Woche lagen die Ergebnisse von zwei Untersuchungen vor, bei einer Probe wurde ein nicht deklarierter Anteil von Pferdefleisch in Tortelloni des Diskonters Lidl von der AGES nachgewiesen.

In Österreich werden bisher nur Fertiggerichte überprüft, auch wenn in Deutschland bereits in Kebab-Fleisch Spuren von Pferdefleisch gefunden wurden. "Grundsätzlich sind Schwerpunktaktionen erweiterbar", sagt aber Fabian Fußeis, Sprecher von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), am Montag. Es werde diese Woche eine Evaluierung erfolgen, wenn es notwendig sei, werde die Aktion ausgeweitet.

Skandal weitet sich aus

Die Liste der vom Pferdefleisch-Skandal betroffenen Produkte und Supermarktketten in Europa ist in den vergangenen Tagen länger geworden. Längst geht es nicht mehr nur um Tiefkühl-Lasagne. In Österreich ist bisher lediglich der Diskonter Lidl betroffen. Nachdem bereits vergangenen Freitag von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Tortelloni ein nicht deklarierter Anteil von Pferdefleisch nachgewiesen wurde, nahm der Diskonter am Montag präventiv ein weiteres Produkt aus den Regalen.

Dabei handelt es sich "Combino Penne Bolognese 750 Gramm". Die Sperre sei vorausschauend geschehen, da der betroffene Artikel "ins Profil passt", sagte ein Sprecher des Diskonters. Das Ergebnis des Tests bestätigte aber den Verdacht: Auch in den "Combino Penne Bolognese 750 Gramm" ist Pferdefleisch enthalten.

Ob es sich beim betroffenen Produkt um dasselbe handelt wie "Tiefkühl Penne Bolognese 750g" des deutschen Diskonters Aldi Nord, in dem bereits Pferdefleisch gefunden wurde, war am Montag vorerst unklar. "Derzeit werden alle relevanten Artikel überprüft", betonte der Lidl-Sprecher.

Schweiz: Sieben Hilcona-Produkte aus Regalen genommen

Bereits vergangene Woche wurde in Rindfleisch-Tortelloni der Liechtensteiner Firma Hilconas, die unter der Handelsmarke Gusto von Lidl in Deutschland und Österreich vertrieben wurde, Pferdefleisch nachgewiesen. Nachdem in der Schweiz insgesamt sieben Produkte der Liechtensteiner Firma Hilcona aus den Regalen genommen worden waren gab Lidl am Montag bekannt, dass in Österreich keine weiteren Hilcona-Artikel im Sortiment sind.

Hilcona teilte mit, Rohwaren ihres deutschen Lieferanten Vossko enthielten möglicherweise Pferdefleisch. Die Liechtensteiner Firma verarbeitete auch das Fleisch für jene Rindfleisch-Tortelloni, die der Diskonter Lidl nach dem Fund von Pferdefleisch vergangene Woche zurückgerufen hat.

Hilcona habe über das Wochenende bei Schweizer Labors systematische und umfassende Analysen aller angelieferten Rindfleisch-Rohwaren veranlasst, schrieb die Hilcona AG in einer Mitteilung. Die Analysen hätten ergeben, dass der Lieferant Vossko aus Deutschland die falsch deklarierte Ware geliefert habe.

Die Liechtensteiner Firma teilte zudem mit, dass DNA-Analysen bestätigt haben, dass alle weiteren Rohwaren, unter anderem vom Schweizer Lieferanten Suttero in Gossau, reines Rindfleisch enthalten.

Die sieben betroffenen Hilcona-Produkte

Laut Hilcona sind insgesamt sieben Produkte betroffen, die in der Schweiz aus den Regalen geräumt werden: - Gehacktes mit Hörnli - Foodservice Sauce Bolognese - Combino Tortelloni Rindfleisch - Fertiggericht Hörnli mit Gehacktem - Spaghetti alla Bolognese - Sugo - Fertiggericht Hot ChilliHeimische Konzerne lassen prüfen

Auch österreichische Rewe-Konzern (Billa, Merkur, Adeg, Penny) hat selbstständig Proben genommen, die bisher negativ auf Pferdefleisch getestet wurden, sagte Sprecherin Corinna Tinkler. In Deutschland hat der Konzern zwei Produkte aus den Regalen genommen - "REWE Chili con Carne 350g" und "REWE Spaghetti Bolognese 400g" vom Hersteller SGS Geniesser Service (Laage-Kronskamp). Diese waren laut Tinkler in Österreich nicht erhältlich. Auch die Handelskette Spar führt aktuell Überprüfungen durch, bisher habe es jedoch noch keinen Verdachtsmoment gegeben, sagte Sprecherin Nicole Berkmann.

Pferdefleisch bei Aldi, aber nicht bei Hofer

Während in Deutschland sowohl bei Aldi Nord (Tiefkühl-Penne Bolognese sowie Gulasch) als auch Aldi Süd (Rindergulasch sowie Ravioli Bolognese) Pferdefleisch in Fertiggerichten nachgewiesen wurde, teilte der zur Aldi-Gruppe gehörende Österreichische Diskonter Hofer mit, dass bisher nichts darauf hindeute, "dass Produkte von Hofer von der aktuellen Problematik betroffen sein könnten". Zwei Prüfinstitute würden derzeit DNA-Untersuchungen bei Artikeln mit Rindfleisch durchführen.

In Deutschland nahmen zahlreiche Supermärkte weitere Produkte aus den Regalen. Neben Aldi, Lidl und Rewe wurde so bei Edeka der Verkauf von Lasagne der Eigenmarke "Gut & Günstig" wegen "geringer Pferdefleisch-Anteile" gestoppt, ebenfalls in Lasagne stellte der Tiefkühl-Lieferservice Eismann Pferdefleisch fest - in zwei Produkten. Und auch Kaiser's Tengelmann nahm Lasagne der Eigenmarke A&P aus dem Verkauf, genauso wie Real, hier wurde "TiP Lasagne Bolognese, 400g, tiefgekühlt", zurückgerufen.

(APA/sda)

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