WC-Besuch auf Autobahnen kostet bald 50 Cent

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Archivbild(c) Die Presse (FABRY Clemens)
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Eine langjährige Diskussion ist zu Ende: WC-Besuche bei Raststätten auf Autobahnen kosten 50 Cent, dafür gibt es einen gleichwertigen Gutschein.

Lange haben sich Asfinag und Autofahrerklubs dagegen gewehrt, jetzt lenken sie ein: Wer ab April auf einer österreichischen Autobahn in einer der 89 Raststätten ein WC aufsucht, muss 50 Cent dafür bezahlen. Dieses System präsentierten Asfinag, ÖAMTC, ARBÖ, der Fachverband der Mineralindustrie und der Gastronomie-Betreiber Rosenberger Mittwochvormittag bei einer Pressekonferenz.

Die ersten zwölf Stationen - je drei der insgesamt vier Tankstellenbetreiber (BP, Eni, OMV und Shell) - sollen bis Ende April umgerüstet werden. Am Eingang der Raststätten-WCs regelt ein Drehkreuz den Zutritt: Wirft man den Betrag hinein, erhält man dafür einen Gutschein im Wert von 50 Cent, der in der Raststätte bzw. an der Tankstelle eingelöst werden kann. Für Kinder unter zehn Jahren und behinderte Menschen soll der WC-Besuch weiterhin gratis sein. Auch Autobahn-WCs auf Parkplätzen an denen nichts konsumiert werden kann sollen gratis bleiben. Der Gutschein ist für ein Jahr gültig. Pro Zahlvorgang können bis zu fünf Gutscheine eingelöst werden.

Asfinag beseitigt Rechtsunsicherheit

"Es ist nicht das, was für uns die allerschönste Lösung ist", sagte Klaus Schierhackl, Vorstandsdirektor der Asfinag. Besser wäre es, "alle Autobahntankstellen-Toiletten sind gratis". Dies sei jedoch durch die aktuelle Vertragssituation mit den Mineralölunternehmen nicht gewährleistet. "Wir hatten daher die Wahl: Entweder wir prozessieren - und das mit unsicherem Ausgang - noch einige Jahre, oder wir stimmen der vorgeschlagenen Gutscheinlösung zu", erklärte Schierhackl. Für die Kunden sei die jetzige Lösung jedenfalls "der bessere Weg".

Auf den 36 Rastplätzen, die von der ASFINAG selbst betrieben werden, kann die Toilette auch weiterhin gratis benutzt werden. Laufend sollen neue dazukommen. Der Asfinag-Chef hat in der ORF-Sendung "Undercover Boss" schon selbst einschlägige Erfahrung mit der Sauberkeit dieser WCs gemacht (>> zum Sendungsbericht).

"Fakt ist, dass die höheren Hygienestandards immer kostenintensiver werden. Bis zu 2000 WC-Benützer an einer Tankstelle sind es pro Tag", schreibt die Asfinag in einer Aussendung. Einer Autobahntankstelle koste dieses 24-Stunden-Service bis zu 100.000 Euro pro Jahr, wird argumentiert.

"Muss sich Einhaltung der Regeln anschauen"

Verhaltene Akzeptanz gab es auch von den Autofahrerclubs. "Unsere Forderungen wurden komplett umgesetzt", sagte Oliver Schmerold, Verbandsdirektor des ÖAMTC. Allerdings müsse man sich erst die "Einhaltung der Regelung anschauen". Ähnlich sieht dies der ARBÖ: "Wir bleiben wachsam", sagte Generalsekträterin Lydia Ninz. Das neue System "wird sich in der Praxis erst bewähren müssen". Begrüßenswert findet das Gutscheinsystem Kris Rosenberger, dessen Firma 18 Autobahn-Restaurants betreibt. Die Umrüstkosten bezifferte Rosenberger mit 8000 bis 10.000 Euro pro WC-Anlage.

Pilotprojekte gescheitert

Wegen heftiger Proteste der Autofahrerklubs musste die Asfinag im Jahr 2010 ein Pilotprojekt zur Bezahlung aufgeben. An der Raststätte in Zöbern hatte Shell eine Zutrittsgebühr für die WCs von 50 Cent verlangt. "Weitere Projekte soll es nicht geben", hieß es von der Asfinag damals.

Die Entscheidung wurde mit Reaktionen gerechtfertigt, die gezeigt hätten, "dass ein derartiges System, das in Deutschland bereits seit Jahren gut funktioniert, in Österreich grundsätzlich abgelehnt wird", so die ASFINAG.

Auch Tankstellenpächter, die auf ihren WCs auf Schildern um 50 Cent baten, wurden noch im Sommer des vergangenen Jahres von der Asfinag gerüffelt: Der Autobahnbetreiber klagte einen Pächter auf der A22 bei Korneuburg und bekam recht. Das Tankstellen-Klo auf der Autobahn müsse gratis sein. Weiteren Prozessen wollte die Asfinag aber offensichtlich aus dem Weg gehen.

(Red./APA)

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