Turnen in den Sofiensälen

Turnen Sofiensaelen
Turnen Sofiensaelen(c) Fabry
  • Drucken

Im Sommer soll die Neugestaltung der Sofiensäle beendet sein - mit Wohnungen, Büros und einem Fitnesscenter.

Wien. Derzeit können nur die rund 150 Bauarbeiter das frühere Flair der Wiener Sofiensäle schnuppern – soweit das bei dem Staub überhaupt möglich ist. Noch sind die historischen Stiegenaufgänge mit bunten Graffiti übersät, die an die wilden Zeiten erinnern, in denen hier Clubbings und Partys gefeiert wurden. In den nächsten Wochen werden aber auch die übermalt. Seit November 2011 wird in der Brandruine gebaut, im Sommer sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, die das frühere Sophienbad in der Marxergasse im dritten Bezirk umfunktionieren.

Im Erdgeschoß, wo einst das Bad untergebracht war, soll in Zukunft geturnt und geschwitzt werden. Auf 1400 Quadratmetern wird dort die Fitnesskette John Harris einziehen. „Ein Fitnesscenter war zwar immer geplant, allerdings nicht so groß. Ursprünglich hätte in dem einstigen Bad unter dem Festsaal eine Uni-Einrichtung einziehen sollen. Das hat aber nicht geklappt“, sagt Ferdinand Lechner, Vorstand der Soravia-Tochter IFA, die das 2001 abgebrannte Gebäude im Jahr 2010 gekauft hat. Auch von einem Nahversorger, also einem Supermarkt, war an diesem ebenerdigen Platz einmal die Rede. Schlussendlich sollen aber dort, wo im 19.Jahrhundert gebadet und später gefeiert wurde, ab dem Sommer Kraftkammer, Aerobicsaal und ein kleiner Wellnessbereich untergebracht werden.

Erreichbar wird das Fitnessstudio über den historischen Eingangsbereich sein, der ebenso wie die Feststiege, die Fassade und der Festsaal unter Denkmalschutz steht. Von dort aus geht es linker Hand in Richtung Restaurant. In den einstigen Nischen des Bades werden in Zukunft Tische und Sitzbänke stehen. Wer das 400 Quadratmeter große Lokal betreiben wird, will Lechner noch nicht verraten. Nur so viel: Es wird auch ein eigenes Café geben und eine recht große Terrasse in Richtung Blattgasse/Ecke Marxergasse.

Ausstellungen statt Konzerte

Ein Stock höher wird gerade das Herzstück des Gebäudes, das vor 165 Jahren als russisches Dampfbad eröffnet wurde, saniert: der Festsaal. Der soll als solcher bestehen bleiben. Allerdings wird es aus Rücksicht auf die Bewohner und Anrainer keine Konzerte und Clubbings geben. Der Saal wird der Akademie der bildenden Künste als Ausstellungshalle zur Verfügung stehen. Die berühmten Logen werden derzeit originalgetreu wiederhergestellt. Gemeinsam mit der Fassade kommen dafür insgesamt 70.000 Lagen Blattgold zum Einsatz.

Die Logen wiederum werden zu Ateliers umfunktioniert, die von Künstlern temporär genutzt werden können. Einen Stock darüber sucht man noch Büromieter. Diese Büroflächen sind aber wegen der Sichteinschränkung durch die Stützpfosten für das originalgetreue Dach nicht gerade der begehrteste Teil der insgesamt 23.000 Quadratmeter Nutzfläche.

Zusätzlich zu den knapp 3000 Quadratmetern Büroflächen entstehen in den Sofiensälen auch 78 Wohnungen, davon 47 geförderte – in den Größen zwischen 45 und 120 Quadratmetern. „Der Andrang ist sehr groß, immerhin kennt jeder die Sofiensäle“, sagt Lechner. So gut wie jede Wohnung verfügt über Balkon, Loggia oder Terrasse. In den beiden Tiefgeschoßen wird eine Garage mit 132 Stellplätzen gebaut.

Die Fertigstellung der gesamten Sofiensäle ist für diesen Sommer geplant. Lechner ist überzeugt, dass sich das trotz Bauverzögerung Anfang des Jahres – aufgrund einer benachbarten Baustelle – ausgehen wird. Eröffnet wird das Gebäude, in das 46 Millionen Euro gesteckt wurden, im Oktober. Spätestens dann sind auch die bunten Graffiti verschwunden. Und in dem historischen Bau im dritten Bezirk wird brav gearbeitet, geschwitzt und gewohnt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.